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BLKÖ:Habsburg, Leopold II. (Großherzog von Toscana)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Habsburg, Leopold
Band: 6 (1860), ab Seite: 442. (Quelle)
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173. Leopold II.,[WS 1] Erzherzog von Oesterreich und Großherzog von Toscana (geb. 3. October 1797). Sohn des Großherzogs Ferdinand III.[WS 2] aus dessen erster Ehe mit Ludovica, kön. Prinzessin aus Sicilien. Gemalinen: 1) Maria Anna Karolina, kön. Prinzessin von Sachsen, Tochter des kön. Prinzen Maximilian von Sachsen (geb. 15. November 1799, gest. 24. März 1832), ihm vermält durch Procuration zu Dresden am 28. October, in Person zu Florenz am 16. November 1817; 2) Maria Antonia, kön. Prinzessin beider Sicilien (geb. am 19. December 1814), vermält zu Neapel am 7. Juni 1833. Kinder. Aus erster Ehe: Karolina Augusta (geb. 19. November 1822, gest. 5. October 1841); Augusta (geb. 1. April 1825), vermält zu Florenz am 15. April 1844 mit Luitpold, kön. Prinzen von Bayern (geb. 12. März 1821); Maria (geb. 9. Jänner 1827, gest. 18. Mai 1834). Aus zweiter Ehe: Maria Isabella (geb. 21. Mai 1834), vermält zu Florenz am 10. April 1850 mit Don Francesco di Paolo, Grafen von Trapani, kön. Prinzen beider Sicilien (geb. 13. August 1827); Ferdinand, Erbgroßherzog (geb. 10. Juni 1835); Maria Theresia (geb. 29. Juni 1836, gest. 5. August 1838); Maria Christina (geb. 5. Februar 1838, gest. 1. September 1849); Karl (geb. 30. April 1839); Maria Anna (geb. 9. Juni 1840, gest. 13. August 1841); Rainer (geb. 1. Mai 1842, gest. 14. August 1844); Maria Louisa (geb. 31. October 1845); Ludwig (geb. 4. August 1847); Johann Nepomuk (geb. 25. November 1852). Wichtige Lebensmomente. Als Kind folgte Leopold seinem von den Franzosen vertriebenen Vater Ferdinand III. [s. d. Nr. 87] in’s Exil nach Wien, wo er schon am 19. September 1802 seine Mutter verlor, dann nach Salzburg und Würzburg, wo der Wille Napoleon’s dem von ihm geachteten Fürsten neue Throne bereitete, und 1814 in die Heimath zurück. Leopold folgte dem trefflichen Beispiele seines den Bewohnern Toscana’s unvergeßlichen Vaters und Großvaters und setzte das Regierungssystem in seinem Geiste und Sinne fort. Viele aus anderen Ländern Italiens vertriebene Gelehrte fanden in Pisa Zuflucht und Schutz, der Volksunterricht wurde mit Eifer gepflegt, die Justizreform war im Fortschreiten. Den ersten [443] italienischen Gelehrtencongreß hatte 1839 in Pisa der Großherzog in Person eröffnet. Die revolutionären Bewegungen, die den Julitagen (1830) folgten, hatten Toscana unberührt gelassen. In der Folge hatten schon vereinzelte Maßregeln eine Trübung der Stimmung hervorgebracht, jedoch noch mehr war dieß der Fall, als der Großherzog die zwei aufgeklärten Minister Fossombroni (gest. 1844) und Corsini (gest. 1845) durch den Tod verloren hatte. Die Bewegung von 1847 ging schon nicht mehr spurlos an Toscana vorüber und rief Concessionen hervor, welche in der Ertheilung einer Constitution am 15. Februar 1848 gipfelten. Die radicale, von außen genährte Partei gewann immermehr die Oberhand und drängte den Großherzog zur Annahme eines demokratischen Ministeriums, welchem alsbald ein radicales Wahlsystem, Theilnahme am Kampfe gegen Oesterreich, Erklärung für eine italienische Nationalversammlung und eine bei längerer Dauer zur Auflösung führende Gährung im Innern des Landes, insbesondere in Livorno, folgten. Der Großherzog entschloß sich in Folge dessen, im Februar 1849, das Land zu verlassen und eine provisorische Regierung zu bestellen. Dieser folgte die Republik. Daß diese Vorgänge nur das Werk der Agitation von außen waren, stellte sich bald heraus. Am 11. und 12. April erhoben sich die Landsleute freiwillig, unterstützten die Florentiner, und die Republik nebst ihren Anhängern räumte alsbald das Feld, während Truppen und Nationalgarde sich für den Großherzog erklärten. Mit Ausnahme Livorno’s, zu dessen Bezwingung auswärtige Hilfe nöthig war, wurde die Restauration durch das toscanische Volk, dem der gebildete Bürgerstand mit gutem Beispiele voranging, bewerkstelliget. Mit Jubel wurde der Großherzog bei seiner Rückkehr empfangen. Hatten alle diese Vorgänge auch des Großherzogs milden Charakter nicht verändert, mit Mißtrauen gegen die liberalen Institutionen hatten sie ihn erfüllt. Schon 1850 wollte er die Regierung niederlegen, aber es kam nicht dazu; er ertheilte nun umfassende Amnestie und milderte die schweren Strafen der von der Amnestie Ausgeschlossenen. Die Constitution aber wurde vorerst suspendirt, später (8. Mai 1852) ganz außer Kraft gesetzt. Um die Nachwehen der Jahre 1847–1849 ganz auszutilgen, wurden verschiedene Maßregeln ergriffen, welche aber nicht geeignet waren, die noch vorhandene Gährung zu unterdrücken, weßhalb die Hilfe eines Occupationscorps von 10.000 Oesterreichern mehrere Jahre nöthig wurde. Mehrere dem liberalen Geiste des ersten Leopold und dritten Ferdinand nicht entsprechende Reformen im Unterrichtswesen waren noch weniger im Stande, den innern Frieden zu festigen. Die Verfolgung des Ehepaares Madai von kirchlicher Seite erregte allgemein großes Aufsehen, doch auch da trat der Großherzog vermittelnd auf und beseitigte, die Auswanderung der Betheiligten gestattend, die Beschwerde. Da brachten die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1859 im Lande eine neue Gährung hervor. Französische und französisch-italienische Emissäre bearbeiteten die öffentliche Meinung. Ein seit Wochen vorbereiteter, ja öffentlich angekündigter Putsch wurde ohne Widerstand am 27. April ausgeführt. Das Militär schloß sich der Revolution an. Der Großherzog beauftragte einen der Führer der unitarischen Opposition, Paolo Corsini Marchese von Lajatico, mit der Bildung eines neuen Ministeriums, [444] welches aber sein neues Amt mit der Forderung der Abdankung des Großherzogs zu Gunsten seines Sohnes antrat. Leopold II. stellte sich nunmehr unter den Schutz der Diplomatie und reiste noch am nämlichen Tage ab, um sich nach Wien zu begeben. Dort dankte er im Juli zu Gunsten seines Sohnes, des Erbgroßherzogs Ferdinand, ab. Indessen trieb eine provisorische Regierung ihr Unwesen in Toscana und die Einverleibung Toscana’s in das Königreich Sardinien durch das napoleonische Stimmrecht fand als eine große politische Comödie, wie deren die neueste Zeit viele aufführen sieht, ungehindert Statt.

Les Souverains de l’Europe en 1828 (London 1828, Treuttel et Würz, 8°.) S. 313: „Leopold II. grand-duc“. – Bilder-Magazin der allgemeinen Moden-Zeitung (Leipzig 4°.) 1847, Nr. 47: „Der Großherzog von Toscana“ [mit seinem Porträte in Holzschnitt]. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1859, Nr. 125 und 126: „Leopold II., Großherzog von Toscana“. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Carl B. Lorck, 4°.) Erste Serie, S. 373. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous le direction de M. le Dr. Hoefer. Bd. XXX, Sp. 808. – Porträte. 1) Bolt sc. (8°.); – 2) P. Ermini del., A. Perfetti sc. (Fol.); – 3) N. Melini del., L. Rados sc. (Fol.), Halbfigur.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es Band 46, S. 193, einen 2. Artikel.
  2. Vorlage: Ferdinand IV.