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BLKÖ:Grossinger, Franz Rudolph und Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Groß, Friedrich
Band: 5 (1859), ab Seite: 375. (Quelle)
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Außer dem obigen Johann Baptist G. erscheinen in J. G. Meusels „Gelehrtem Teutschland“ und im Kayser’schen „Bücher-Lexikon“ noch zwei Schriftsteller bald Grossing, bald Grossinger genannt, der eine Franz Rudolph, der andere Joseph; Beide wie es scheint Neffen des Johann Baptist. Die Verwirrung über diese bei Gräffer, Meusel u. Kayser ist nicht zu lösen. Uebrigens sind auch dem Einen wieder Werke des Andern zugeschrieben und umgekehrt; auch sind diese zwei gleich dem Johann Baptist in Komorn geboren. Franz Rudolph (bei Gräffer Joseph) wurde anfänglich auch Jesuit und trat nach Aufhebung des Ordens in Staatsdienste. Ungewöhnliche Fähigkeiten förderten sein Fortkommen und er wurde im Cabinete des Kaisers Joseph II. angestellt; „triftige Gründe“, wie Gräffer in den „Dosenstücken“ schreibt, hatten seine Entlassung und Pensionirung „wirklich in Gnaden“ zur Folge. Diese fand 1782 Statt. Hierauf privatisirte er zu Obernad bei Frankfurt a/M., dann zu Leipzig, 1785 zu Halle, seit August 1786 zu Berlin. Später lebte er zu Graz, wo er am 12. October 1830 im hohen Alter starb. [Vergl. über ihn: Gräffer (Franz) Wiener Dosenstücke (Wien 1846, 8°.) I. Bd. S. 36: „Die Briefe Joseph II.“ – Ueber die Lebensschicksale des zweiten, Joseph ist nichts bekannt. Beide waren überaus fruchtbare Schriftsteller. Die Werke von Beiden gehören zum großen Theile zu der merkwürdigeren aus der Periode der Josephinischen Censurfreiheit und sind für die Geschichte der damaligen Zeit und Cultur von Belang. Als Beitrag zur Bibliographia austriaca folgen hier alle mit Bemerkungen, welche die abweichenden Angaben über die des einen oder anderen andeuten. Die dem Franz Rudolph zugeschriebenen sind in chronologischer Folge (die anonym herausgegebenen sind mit einem * bezeichnet): „Freimüthiger Briefwechsel zwischen einem Reichsbürger und Landmanne über Deutschlands jetzige Angelegenheiten in Ansehung der bairischen Erbfolge“ (1778, 4°.); von dieser Flugschrift erschienen in einem Jahre 19 Auflagen. – „Der Souverain oder die ersten Haupt- und Grundsätze einer monarchischen Regierung“ (Wien 1780); – „Allgemeines Toleranz- und Religionssystem für alle Staaten und Völker der Welt“ (Leipz. 1783, 8°.). – „Damenjournal“, 2 Jahrge. (Halle 1784 u. 85). – „Die Kirche und der Staat, [376] ihre beiderseitigen Pflichten, Macht und Gränzen“ (Berlin 1784, 8°.); die Angabe des Druckortes Berlin ist falsch, und diese Schrift in Frankfurt a/M. gedruckt. – „Jus publicum Hungariae unica complexum dissertatione“ (Halle 1785, eigentlich Eggenberger in Pesth); diese Schrift erregte großes Aufsehen. – „Rede beim Tode Herzogs Leopold von Braunschweig“ (Halle 1785, 8°.). – „Statistik aller katholischen geistlichen Reichsstifter in Deutschland“ I. Bd. (Halle 1786, 8°.) – „Papstengeschichte im Grundrisse“ (Offenbach 1789, 8°.). – „Grundsätze des Roseninstituts“ (Halle 1786). – „Ungarisches allgem. Staats- und Regimentsrecht“ (Wien 1786, Wucherer). – *„Eine Handvoll Schurkereien und Thorheiten aus dem Tagebuche eines reisenden Engländers“ (London 1786, eigentlich Salzburg, Mayr). – „Flora, ein Journal von und für Damen“, 4 Bde. (Halle 1786, 8°.). – „Rosenblatt von und für Damen“, 2 Bde. (Halle 1786); die Fortsetzung erschien unter dem Titel: „Monatschrift für Damen“ bis Juni 1787. – „Staatenjournal“ 14 Stücke (Nürnberg und Berlin 1787 u. f.); später wurde dasselbe von K. H. v. Römer und K. C. v. Nenke fortgesetzt. – „Mythologisches Handbuch für Künstler und Kunstliebhaber“, 2 Bde. (Berlin 1787, 8°.); eine neue Auflage erschien unter dem Titel: „Lexicon mythologicum etc.“, umg. und verb. von H. E. Müller (eb. 179 l). – *„Luise von Lilienwald oder die unglücklich gewordene Tugendhafte“, 2 Bde. (Berlin 1787 auch 1791, 8°.). – *„Die Harmonie oder Grundplan zu einer besseren Erziehung des weibl. Geschlechts, übers. von Karl Reichsgraf von F.“ (Reutling 1788). – „Lehrreiche Erzählungen“, 3 Bde. (Berlin 1787, 2. Aufl. 1793, 8°.); der 3. Bd. auch unter dem Titel: „Scenen z. angen. u. nützl. Unterhaltung von Karl Aug. Ragotzky.“ – „Innocentia. Original-Erzählungen und Reiseabenteuer für junge Damen“ (Wien 1827, Beck). – Ferner ist noch zu bemerken, daß das Werk: „Joseph II. Briefe, als charakteristischer Beitrag zur Lebens- und Staatsgeschichte dieses unvergeßlichen Selbstbeherrschers“ (Leipzig 1821, Brockhaus, 2. Auflage Eb. 1822, gr. 8°.) von Grossing herausgegeben wurde. Das Kayser’sche Bücher-Lexikon III. Bd. S. 268 bezeichnet K. W. Böttiger als Herausgeber, vielleicht war Böttiger nur der Vermittler. Gräffer in seinen „Dosenstücken“ gibt eine ausführliche Mittheilung über den Vorgang und bemerkt: „Was die Charakteristik (Josephs) betrifft, welche den Briefen vorausgeschickt ist, so kann man keinen Augenblick zweifeln, daß sie nicht von Grossing sei.“ Die Briefe selbst sind aber in obiger Ausgabe nicht zum ersten Male gedruckt; sie waren schon unter dem Titel: „Neue gesammelte Briefe von Joseph II., Kaiser der Deutschen“ (Klagenfurt 1790, Walliser [W. Vogel in Leipzig] 8°.) erschienen, nur fehlte damals die Angabe der Adressaten, welche bei der Brockhaus’schen Ausgabe sich befindet. – Grossing verstand, wie Gräffer meldet, viele Sprachen und arbeitete an einem Polyglotten-Lexikon, für das er vergeblich nach einem Verleger suchte „Schade“, schreibt Gräffer, „wenn Grossings hinterlassene Papiere nicht beachtet worden wären.“ – „Refutatio juris publici Hungariae“ (Halle 1791, eigentlich Eggenberger in Pesth). – Seinem Bruder Joseph werden zugeschrieben: „Nothwendige Pulslehre für Land- u. Wundärzte“ (Wien u. Leipzig 1778). – „Pseudopolitische Religionshypothese unseres aufgeklärten Pöbels“ (Wien 1782). – Mosis Mendelssohn Opera philosophica quae ex germanico in latinum traduxit“, 2 Bde. (Wien 1784). – „Berlin und Wien in Betreff der Gelehrsamkeit u. Aufklärung, unparteiisch gegeneinander gehalten“ (Frankfurt u. Leipzig [eigentlich Wien] 1784). – *„Babylon oder das große Geheimniß der europäischen Mächte“ (Wien 1785, Wucherer, 8°.). – *„Unwahrscheinlichkeiten“ (Freiburg [eigentl. Wucherer in Wien] 1785, 8°.). – *„Aloisia von Blumenau; eine wahre Jesuitengeschichte“ (Frankfurt und Leipzig [eigentlich Wien] 1785). – „Wie soll in einer Monarchie der Adelige, der Bürger, der Bauer ... seine zweite Erziehung bekommen?“ (Wien 1797). – „Bewährte asiatische, afrikanische u. amerikanische Beiträge zur europäischen Arzneikunde“ (Wien 1799, 8°.). – „Geschenk für die mannbare adelige Jugend“ (Wien 1797, 8°.). – „Tabulae chronologicae, quibus Regum Primat. Palatin. etc.“ (Pressburg 1806, Belnay, Fol.). Dieses Werk wird in der Gräffer’schen „Oestr. National-Encyklopädie“ dem Johann Baptist G. zugeschrieben.