BLKÖ:Gross (Groß), Friedrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 5 (1859), ab Seite: 365. (Quelle) | |||
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[366] im Elternhause erzogen, besuchte später das erzbischöfl. Gymnasium zu Großwardein, und ging zur ferneren Ausbildung nach Pesth, wo er, 22 Jahre alt, die philosophische Doctorswürde erhielt. Nach seines Vaters (im J. 1817 erfolgten) Tode sich selbst überlassen, ging er nach Wien, um die Medicin zu studiren. Die Verarmung seines Vaters nöthigte ihn, sich durch Unterrichtertheilen fortzubringen. 1825 erlangte er die medicin. Doctorswürde. „De extractione corticis Chinae“ ist der Titel seiner Inaugural-Dissertation. Nun trat er als Hausarzt bei dem Fabrikanten Lang zu Teltsch in Mähren ein, und schon da schlug er in der Organisirung eines Krankenhauses, welches noch heut besteht, jene humanistische Richtung in seinem Wirken ein, die ihm ein ehrenvolles Andenken sichert. Eine Reise in den Bädern Böhmens und Deutschlands förderte und erweiterte seine balneologischen Kenntnisse. Als aber Lang starb, übersiedelte G. von Teltsch nach seiner Vaterstadt Großwardein, wo seiner Thätigkeit sich bald ein weiter Kreis eröffnete. Daselbst wirkte er als Primarphysikus im Israeliten-Spital, als Fachmann auf den Versammlungen der ung. Aerzte und Naturforscher, als Deputirter von Seite der israel.-ungar. Notablen auf den Landtagen, und als glücklicher und gesuchter Arzt auf einem Gebiete von mehreren hundert Meilen; namentlich concentrirte er aber seine ganze Thatkraft auf die Begründung einer Privatheilanstalt für arme Blinde zu Großwardein, welche seit 1830 eine segensvolle Wirksamkeit entfaltete, an deren Spitze G. bis an seinen Tod thätig blieb. 1855 wurde er zum Mitgliede der ständ. Medicinal-Commission im Großwardeiner Verwaltungsgebiete ernannt. Einer amtlichen Aufforderung entsprechend, nähere Daten über seine Privat-Augenheilanstalt für Arme, „die schon seit mehreren Jahren die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich gezogen“, mitzutheilen, veröffentlichte er das Werk: „Die Augenkrankheiten der grossen Ebenen Ungarns und statistische Uebersicht der Leistungen der Privat-Augenkrankenheilanstalt für Arme in Grosswardein vom J. 1830–56“ (Großwardein 1857, mit 2 Lithogr.). Die Daten, welche aus diesem Berichte gewonnen werden, sind erheblich. Auf einem Umfange von 800 Quadrat-Meilen (14 Comitate fassend) hat ein Mann binnen 26 Jahren 1090 Augenkranke klinisch, 40,000 ambulatorisch unentgeltlich behandelt und die Operation des grauen Staars 1500mal glücklich wiederholt. Zum Verständniß dieser Zeilen ist beizufügen, daß in diesen Gegenden, namentlich im Biharer und in den benachbarten Comitaten, Augen-Epidemien oft vorkommen. Die Verdienste des edlen Humanisten anerkannte Se. Majestät der Kaiser. Auf der Reise durch Ungarn im J. 1857 besuchte der Monarch die Anstalt und unmittelbar darauf erhielt G. das Verdienstkreuz mit der Krone. Eine schon früher erfolgte amtliche Aufforderung zur Angabe der Bedingungen, unter welchen er seine Privat-Augenheilanstalt einem öffentlichen Fonde zu überlassen geneigt wäre, hatte für seine Anstalt keine weiteren Folgen. Ein plötzlicher Tod entriß ihn im Alter von 61 Jahren seiner Familie und der leidenden Menschheit, ehe er noch Muße gefunden, den Fortbestand seiner Anstalt zu sichern. Sein jüngerer Bruder Albert, Stadtphysikus zu Großwardein, und sein Sohn Ludwig, Landesgerichtsarzt, haben jedoch nach seinem Tode erklärt, die Leitung des Instituts für Augenkranke im Geiste des Begründers fortzusetzen. Die israel. Gemeinde in Großwardein hat beschlossen, dem Todten ein marmornes Denkmal im dortigen Israeliten-Spitale zu errichten, auch wurde sein Bildniß im [367] Nationalmuseum zu Pesth in der „Gallerie verdienter Männer“ aufgestellt. Es ist dies das erste Bildniß eines ungar. Israeliten in dieser Gallerie. Sein Sohn Ludwig ist, wie das „Orvosi Hetilap“ meldet, daran, eine Herausgabe sämmtlicher in deutscher, magyarischer und lateinischer Sprache verfaßten medicinischen Schriften des Vaters, zu veranstalten. Treffend zeichnen wenige Worte der Leichenrede des Arader Rabbiners die humanistische Thätigkeit des Verblichenen: „Er hat durch sein Beispiel gezeigt, daß der Israelite hochstehen kann, ohne hoch gestellt zu sein, daß er bei seinem engen Lebenskreis einen weiten Wirkungskreis haben kann, daß man reichen Segen spenden kann, ohne reich zu sein, wohlthätig sein kann, ohne wohlhabend zu sein u. s. w.“
Gross auch Groß, Friedrich (Augenarzt, geb. zu Großwardein in Ungarn 1797, gest. ebenda 2. Jän. 1858). Der Sohn wohlhabender israelitischer Eltern. Sein Vater Moses G. besorgte mehrere Jahre als Vorstand die Angelegenheiten seiner Gemeinde. Friedrich anfänglich- Reich (Ignaz), Beth-El. Ehrententempel verdienter ungarischer Israeliten (Pesth 1859, Al. Bucsánszky, kl. 4°.) 2. Heft. S. 21. – Vasárnapi ujság (Pesth, 4°.) 1857, Nr. 18 [mit seinem wohlgetroffenen Porträt; wird daselbst Grosz geschrieben]. – Porträt. Facsimile der Unterschrift: Dr. Grosz. Ohne Angabe des Zeichners und Lithogr. (Pesth, kl. 4°.)