BLKÖ:Grauert, Wilhelm Heinrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 5 (1859), ab Seite: 319. (Quelle) | |||
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Niebuhr, in dessen Hause Grauert als Erzieher von Niebuhrs einzigem Sohne bis zu seinem Weggange von Bonn 1827 wirkte, hatte nachhaltigen Einfluß auf seine wissenschaftliche Richtung. Im letztgenannten Jahre, nachdem G. schon zwei Jahre zu Bonn Vorlesungen über alte Geschichte und Literatur gehalten, kam er als außerordentlicher Professor derselben Fächer an die philosophisch-theologische Akademie zu Münster, wo er 1836 zum ordentlichen Professor der Geschichte an derselben Lehranstalt ernannt wurde. Daselbst wirkte er durch eine Reihe von 23 Jahren als Lehrer, Director der Prüfungscommission, Stifter und Leiter des historischen Seminars, Gründer des Vereins der rheinischen und westphälischen Schulmänner und als Redacteur des von diesem Verein herausgegebenen „Museums“ und bekleidete während dieser Zeit die höchsten akademischen Würden des Decanates und Rectorates. 1849 folgte er einem Rufe an die Wiener Hochschule als ordentl. Professor der Geschichte, Mitleiter des philologisch-historischen Seminars und Vorstand der Prüfungscommission. Aber nicht lange war es ihm vergönnt auf seinem Posten zu wirken, denn schon am 10. Jänner 1852 entriß ihn der Tod der Wissenschaft im Alter von 48 Jahren. Im Mai 1851 hatte ihn die kais. Akademie der Wissenschaften zu ihrem wirkl. Mitgliede gewählt. G. hat die Wissenschaft mit mehreren historischen und philologischen Arbeiten bereichert. Von ihm sind in chronologischer Folge erschienen: „Ueber das Leben des Thucydides“, im „rheinischen Museum“ von Niebuhr und Brandis (1826); – „Aelii Aristidis Declamationes Lepiineae“ (1827), Ausgabe mit Commentar; – [320] „Trogi Pompei Historiarum Philippicarum Prologi“ (1827), kritischer Commentar; – „Ueber die Komödie der Griechen, insbesondere die mittlere“, im „rhein. Museum“ (1827); – „Ueber die Werke des Dichters Aratos“, daselbst; – „De historicis graecis testimonia veterum scriptorum praecipua“ (Münster 1829); – „Ueber den Trinummus und andere Komödien des Plautus und Naevius“, in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft; – Historische und philologische Analecten“, 1. Sammlung (Münster 1833); – „Gustavus Adolphus rex Suecorum comparatus cum Epaminonda Thebano“ (Münster 1834, 4°.); – „Christina, Königin von Schweden und ihr Hof“, 2 Bde. (Bonn 1837–42); – „Axel Oxenstierna’s Verdienste zur Beförderung der Wissenschaften in Schweden“ (1838); – „Hubert Languet: Zur Geschichte der Souveränität“, im „Museum des rhein.-westphäl. Schulmänner-Vereins“ (V. Bd.); – „Deutsche Philologen in Holland“, Ebenda; – „Ueber die Metrik der römischen Epiker“, als Nachschrift in Könes Werk: „Ueber die Sprache der römischen Epiker“ (Münster 1840); – „Ueber den Process des Miltiades“ (1844); – „Synchronistische Vergleichung der griechischen und römischen Geschichte“ (1844); – „Ueber die original-römischen Trauerspiele (Praetexten) des Naevius“, in Schneidewins Zeitschrift „Philologus“ (1847); – „Ueber die ältere Poesie“ und den „Dienst der Musen bei den Römern“ (1848); – „Ueber die Thronentsagung des Königs Johann Kasimir von Polen und die Wahl seines Nachfolgers“, in den „Sitzungsberichten der philos.-histor. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften“ (VI. Bd.). Außerdem schrieb G. zahlreiche Aufsätze und Recensionen historischen, geographischen und philologischen Inhalts für die „kritische Bibliothek von Seebade“, die „Zeitschrift für Alterthumswissenschaft“, die „Zeitschrift für österr. Gymnasien“ u. dergl. m.
Grauert, Wilhelm Heinrich (Historiker, geb. zu Amsterdam 25. März 1804, gest. in Wien 10. Jänn. 1852). Nach vielen Uebersiedlungen in verschiedene Gegenden Deutschlands mit seinen Eltern, nahm er endlich einen 11 Jahre in Münster dauernden Aufenthalt. Auf dem dortigen Gymnasium machte er die Vorstudien und nachdem er mit 17 Jahren die Reife zur Universität erworben hatte, bezog er 1821 die von Bonn. Daselbst betrieb er insbesondere das philologische Studium und schon im dritten Jahre erhielt er mit der Schrift: „De Aesopo et fabulis Aesopiis“ (Bonn 1825) den von der philosophischen Facultät ausgeschriebenen Preis. Im J. 1825 erwarb er die philosophische Doctorwürde, bei welcher Gelegenheit er die obige Schrift ganz umarbeitete. Die persönliche Verbindung mit dem berühmten Geschichtschreiber und Archäologen- Zeitschrift für die östr. Gymnasien (Wien, 8°.) 1852, 2. Heft. – Die feierliche Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften am 29. Mai 1852 (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 40. – Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, Staatsdruckerei, kl. 8°.) II. Jahrg. 1852, S. 114 u. 140.