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BLKÖ:Giovanelli, Friedrich Maria

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 191. (Quelle)
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Giovanelli, Friedrich Maria (Patriarch von Venedig, geb. 1729, gest. [192] zu Venedig 10. Jänn. 1800). Erhielt in Bologna und Rom eine gelehrte Erziehung und in Padua die juridische Doctorswürde. Er entschied sich aber für die geistliche Laufbahn und lebte bis zum 30. Jahre in geistlicher Zurückgezogenheit. Als im J. 1758 Karl Rezzonico zum Papste – als Clemens XIII. – gewählt worden war und G. sich dahin begab, dem neuen Kirchenfürsten zu huldigen, nahm ihn Clemens, der die trefflichen Eigenschaften des Priesters erkannte, unter seine Hausprälaten auf, ernannte ihn zum päpstlichen Kämmerer, ihn immer im Auge behaltend zur Wahl für eine hohe Kirchenwürde. Obwohl G. in seiner Bescheidenheit sich jeder solchen Bestimmung zu entziehen suchte, mußte er doch die Wahl zum Bischof von Chioggia, die von Seite des Senats von Venedig 1775 erfolgte, annehmen. 1776 fand seine Erhebung auf den Patriarchenstuhl Venedigs Statt, welche Würde er 24 Jahre – bis 1800 – bekleidete. In stürmischen Zeiten leitete er mit Weisheit sein kirchliches Regiment. Papst Pius VI. hegte solche Zuversicht zu ihm, daß er, als ihn der französische Gewalthaber nach Frankreich entführte, ihm die Geschäfte der Kirche unter dem Titel eines Delegata apostolico übertrug. Als Kaiser Franz I. das venetianische Königreich übernahm, ernannte er ihn – am 28. Jänner 1798 – zum geheimen Rath. Seine Privat-Bibliothek vermachte er der Patriarchenkirche Venedigs. In den letzten Jahren seines Lebens war er erblindet. Er war ein Kirchenfürst, der die seltensten Tugenden in seiner Person vereinte, und mit ihm starb der Zweig der Giovanelli della Calle delle Acque aus.

I. Genealogie. Die Familie der Giovanelli zerfällt in 2 Linien, in die Venetianische und in die Tyroler. Beide sind gräflich und stammen ursprünglich aus Bergamo. Urkundlich erscheint 1230 Alberico Zoanello, dessen Sohn ist Zamboni Zoanelli (d. i. Joannes bonos giovanello). Ein Peter Giovanelli ist der Stammvater der zwei obigen Linien, von denen letztere, die tyroler, sich in zwei Aeste, den gräflichen zu Trient und in den freiherrlichen zu Botzen abtheilt. Peters Sohn, Vincenz gründete die gräfliche Venediger Linie, der zweite Sohn Alexander die beiden tyroler Linien. Dessen Enkel Joseph Petruzzo kaufte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Tyrol an. Im J. 1564 wurde dem Joseph Petruzzo G. von Kaiser Ferdinand der alte Adel bestätigt und er für seine Person in den deutschen Reichsadelstand erhoben. Kaiser Max II. vermehrte 1572 das Familienwappen; Kaiser Rudolph erhob den Peter v. G. 1583 in den Reichsritterstand und gestattete 1590, als Joseph G. das Schloß Gerstburg von der Familie Gerstl käuflich an sich brachte, demselben: das Gerstl’sche Wappen (die beiden Gerstenähren) mit dem Giovanelli’schen Hauswappen (den beiden Jünglingen im Schifflein) zu vereinigen. Josephs Sohn Bernard I. (geb. 1575) wurde 1618 in den Ritterstand der tyroler Adelsmatrikel aufgenommen. Ein Enkel Bernards I., Bernard II., hinterließ zwei Söhne: Alban I., den eigentlichen Stifter des gräflichen Astes zu Trient und Bernard III., den des freiherrlichen Astes zu Botzen. Alban I. erhielt 1660 das trienter Patriziat; sein Enkel Alban II. durch Heirat mit Barbara Freiin von Gautendi die Herrschaft Roccabruna in Tyrol und dessen Sohn Peter von dem Churfürsten Karl Theodor von der Pfalz am 2. Sept. 1790 (während dieser das Reichsvicariat führte) den Reichsgrafenstand. Der Ast von Botzen erhielt von Kaiser Ferdinand I. im J. 1838 die erbländische Freiherrnwürde (siehe den besonderen Artikel: Joseph v. G.). – Die Venediger Linie erhielt 1659 von Kaiser Leopold I. den Reichsfreiherrnstand, 1668 von der Republik das Patriziat, 1678 in der Person des Freiherrn Johann Andreas den Reichsgrafenstand; am 30. Dec. 1681 den ungarischen Magnatenstand und 1838 die österreichische Fürstenwürde nach dem Rechte der Erstgeburt.
II. Ausgezeichnete Glieder der Familie. Franz G. focht als Feldzeugmeister unter dem berühmten Lazar Schwendi in Ungarn gegen die Türken. – Friedrich Maria, Patriarch von Venedig. [Vergl. die obige Biographie.] Quellen über denselben: Cuccetti (Anton Maria), Orazio funerale im occasione delle solenni esequie per F. M. Giovanelli, patriarca di Venezia (Venedig 1800, 8°.). – Desselben: Compendio della nascita, vita, [193] gesta e morte del Patriarcha F. M. G. (Venedig 1800, 8°.). – Elogio di F. M. Giovanelli, patriarca di Venezia (1800, 8°.). – Moschini (Joh. Anton), Orazione funebre del conte F. M. Giovanelli (Venedig 1800). – Marinovich, Elogio funebre di Monsignor F. M. Giovanelli, p. d. V. (Venedig 1800). – Piva, Tributo di Venerazione alla santa Memoria di F. M. Giovanelli, p. d. V. (Venedig 1800). – Agnoletto (Angelo), Specimen vitae F. M. Giovanelli, patriarchae Venetiarum (Patav. 1843, 4°.). – Dandolo (Gir.), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1856, Naratovich, 8°.) S. 128. – Sorgato (Gaetano), Memorie funebri antiche e recenti (Padua 1856, Seminardruckerei, gr. 8°.) II. Bd. S. 169. – In der Kirche S. Pietro di Castello zu Venedig befindet sich folgende Inschrift: Cineribus et memoriae | Friderici Mariae Comitis S. E. J. | De Giovanelli P. V. | Patriarchae Venetiarum Primat. Dalmat. | Francisci II Caes. int. Cons. | viri mausuetissimi | et in summa virtut. laude modestissimi | cujus in Eccles. fidem | in gregem studia | in egenos liberalitatem | omnis aetas desiderabit | Joseph et Antonius frat. | Com. de Giovanelli | haer. ex asse | moer. m. p. Vixit carus omn. an. LXXI. dies XV. decessit IV id ian. an. MDCCC. – Johann Andreas (Staatsmann, geb. 1725, gest. 1767). Erstgeborner Bruder des Patriarchen Friedrich Maria. Erreichte, obgleich er, als er stab erst 42 J. alt war, die Senatorenwürde und bekleidete höhere Magistraturswürden. Gründlich bewandert in der Geschichte und den Rechtsinstitutionen seines Vaterlandes, nahm er Antheil an dem riesigen Werke von Sardi: „Principj di Storia civile della Repubblica di Venezia“; aber der frühzeitige Tod unterbrach dessen Vollendung; in Handschrift hinterließ er eine „Storia diplomatica metallica dei paesi componenti lo stato veneto“. [Vergl. über ihn: Chiaramonti (Joh. Bapt.), Elogio storico del Conte G. A, Giovanelli, senatore veneto, capitano e vicepodestà di Brescia (Brescia 1767). – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1856, Naratovich, 8°.) S. 130.] – Johann Benedikt (geb. 1726, gest. 1791). Bruder des Johann Andreas und des Patriarchen Friedrich Maria, setzte die vorerwähnte Arbeit des Johann Andreas fort. Als er 65 J. alt starb, bekleidete er die Stelle eines Procurators von San Marco. [Vergl. über ihn: P. (A. M.), Orazione in lode del procuratore di S. Marco G. B. Giovanelli s. l. e. d. (Venedig 1779, Fol.). – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici. .... (Venedig 1857, Naratovich) Appendice S. 130]. – Johann Benedikt Graf, der gräfl. Tyroler Linie des Astes von Trient; siehe den besonderen Artikel S. 195. – Walter zeichnete sich rühmlich aus in den Feldzügen des Kaisers Karl V. in Italien und Deutschland.
III. Stand der Venetianischen Linie der Giovanelli. Das gegenwärtige Haupt derselben ist Fürst und Reichsgraf Andreas, Patrizier von Venedig, Landstand von Tyrol u. Magnat Ungarns (geb. 18. Juli 1783), vermält in erster Ehe (seit 21. Sept. 1818) mit Antonie Marquise Pallavicini (gest. 18. Juli 1821); in zweiter Ehe (seit 24. Februar 1824) mit Maria Gräfin Burni (geb. 12. Jänner 1802). Aus letzterer Ehe stammen zwei Söhne: Graf Joseph[WS 1] (geb. 5. Dec. 1824) und Graf Johann Dionys (geb. 2. Nov. 1829). Die drei Schwestern des Fürsten u. Grafen Andreas sind die Gräfinnen: Foscatina (geb. 30. Nov. 1787), vermält (seit 2. Oct. 1803) mit Leonard Grafen Manin; Maria (geb. 29. Oct. 1788), vermält (seit 22. April 1816) mit Johann Bapt. Venier, venetianischem Patrizier, und Lucretia (geb. 17. Aug. 1795), vermält mit Karl Marquis Pindemonte-Rezzonico, venetian. Patrizier. – Ueber den Stand der Tyroler gräfl. und freiherrliches Linie siehe Giovanelli Benedikt (S. 195) u. Joseph I. (S. 194).
IV. Wappen des gräflichen Astes der Tyroler Linie (Trient). Quadrirter Schild: 1 u. 4: in Gold ein einwärtssehender schwarzer Adler; 2: in Roth auf blauen Wellen ein weißes Segelboot, in welchem zwei Jünglings (Giovanelli) rudern (Stammwappen); 3: in Silber auf grünem Hügel zwei nebeneinanderstehende Gerstenähren, jede unten mit zwei grünen Blättern (Wappen der Freiherrn v. Gerstl). Auf dem Schild steht ein gekrönter in’s Visir gestellter Helm, auf dem zwischen zwei rechts gold und schwarz, links roth und silber quergetheilten Adlersflügeln ein vorwärtssehender gekrönter, rothgekleideter Jüngling aufwächst, der in der Rechten einen goldenen Scepter hält, die Linke aber in die Seite stemmt. – Die gräfliche venetianische Linie führt ein ähnliches Wappen, 1 und 4 wie oben; 2 u. 3: an grünem Strande auf blauem Meere ein silbernes Segelboot mit zwei Jünglingen. Den Schild bedeckt die Grafenkrone. – Der freiherrliche Ast der Tyroler Linie [194] (Bozen) führt im Herzschild einen schwarzen gekrönten Adler; in 1 u. 4 des Hauptschildes das Stammwappen: das Schiff mit den Jünglingen; in 2 und 3: das Wappen der Gerstl: die beiden Aehren. Auf der Krone, die den Schild deckt, erheben sich drei Helme. Aus dem rechten wächst der Jüngling (wie bei dem Wappen der Trienter Linie) auf; aus dem mittleren ein geharnischter Ritter mit offenem Visir und schwarz-roth-goldenem Helmbusch, aus dem linken ein einwärtsgekehrter Adlersflug, blau, silber, blau quergetheilt und wechselnd, der blaue Theil mit einer silbernen Lilie und umgekehrt, belegt. Eine Erinnerung an das denkwürdige Jahr 1809 in Tyrol, in welchem Joseph G. sich so hervorgethan hat (siehe den Folgenden), bildet die Devise des Wappens: FIDes In CaLMItatIbVs CLara [sie enthält das Chronogram: F(ranciscus) 1809].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Giuseppe Giovanelli (Wikipedia).