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BLKÖ:Egressy, Gabriel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 4. (Quelle)
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Egressy, Gabriel (Schauspieler, geb. zu Láßlófalva im Borsoder Comitate 1810).[BN 1] Sein Vater war reform. Geistlicher. Die Studien begann der Sohn im reform. Gymnasium zu Miskolcz; doch seiner unwiderstehlichen Neigung zur Bühne folgend, verließ er die Schulen und schloß sich an eine Gesellschaft herumziehender Schauspieler an. Später wurde er in die Klausenburger Schauspieler-Gesellschaft aufgenommen und zu Kaschau, Klausenburg und Ofen in kleineren Rollen verwendet. Dann ging er nach Wien und bildete sich durch fleißigen Besuch des Hoftheaters und persönlichen Umgang mit den ersten Künstlern dieser Bühne. Auf diese Art gelangte er noch vor Eröffnung des ungar. Nationaltheaters zu solcher Bedeutung, daß er bei Eröffnung desselben sogleich ein Mitglied und in kurzer Zeit Einer der Lieblinge des Publicums wurde. Egressy und Lendvay (Anfangs 1858 gestorben, s. d.) bildeten die Hauptzierde der ungarischen National-Bühne. Lebhafte Phantasie, durchdringendes Gefühl, zuversichtsvolle Erinnerung und ebenso idealisirende als personificirende Kraft verleihen seinem Spiele einen eigenen Zauber. Im J. 1848 verließ auch E. die künstlerische Laufbahn, auf welcher er so viele Lorbeern geerntet, und wurde Regierungs-Commissär zu Szegedin, in welcher neuen Rolle er sich die Commissäre des französischen Convents zum Muster genommen haben soll. Als die österr. Waffen in Ungarn siegten, floh er in die Türkei, erhielt aber 1854 die Erlaubniß, in’s Vaterland zurückzukehren. Er trat nun wieder im Nationaltheater, anfangs jedoch nur als Gast auf. Die Glanzrollen seines Repertoirs sind: Garrik, Franz Moor, Elias Krumm, Bolingbrock, Kean, Karl XII., Bankbán, Heinrich von Valois, König Mathias. Wesentliches Verdienst um die Hebung der magyarischen Nationalbühne erwarb sich E. auch dadurch, daß er mehrere Dramen Shakspeares übersetzte und auf der Pesther Bühne einführte, worin er selbst die Rollen des Lear, Brutus, Coriolan, Hamlet, Othello u. A. mit [5] Meisterschaft spielt. Sonst ist er als Schriftsteller noch in Journalen thätig, in denen er geistreiche Abhandlungen meist dramaturgischen Inhalts veröffentlicht. – Benjamin[WS 1] (Compositeur, Schauspieler, geb. um das J. 1814). Jüngerer Bruder des Vorigen. Die Schulen besuchte er zu Miskolcz und Sárospatak und betrat, dem Beispiele seines Bruders folgend, 1834 die Bühne. 1837 wurde auch er Mitglied des Nationaltheaters. Während der Revolution diente er als Honvéd, kam nach der Capitulation von Komorn nach Pesth und wurde wieder Mitglied des Nationaltheaters. Er trat auch im J. 1840 als Compositeur auf und entwickelte als solcher große Fruchtbarkeit. Seine Compositionen nehmen durch ihre charakteristische anmuthige Melodie in der edlern ungar. Volksmusik einen ausgezeichneten Platz ein und sind auch im Auslande bekannt und beliebt. Seine Composition zu Vörösmarty’s „Aufruf“ und viele seiner ungar. Weisen, Volkslieder, Vocalquartette, Romanzen, Trauerlieder, Gesänge und Märsche sind gedruckt, viele befinden sich als Manuscripte in der Bibliothek des Nationaltheaters. Außerdem hat er die Psalmen Davids für die Orgel bearbeitet und Lieder mit Vor- und Nachspiel, wie sie von den Reformirten gesungen werden, componirt. Auch diese Compositionen, die übrigens in Ungarn stark verbreitet sind, werden im Museum aufbewahrt. Seine literarische Thätigkeit beschränkt sich auf Bearbeitungen fremder Stücke für die ungarische Bühne. Für das Nationaltheater hat er bis jetzt 59 Schauspiele und 17 Opern übersetzt; aber auch den Text zu den ungarischen Opern: „Maria Bátori“, „Ladislaus Hunyadi“ und „Bankbán“, zu denen die Musik Franz Erkel (s. d.) componirte, verfaßt.

Színházi naptár 1857-évre, d. i. Theater-Kalender für das Jahr 1857 (Pesth, Emich) S, 52. –Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich) S. 117. – Délibáb, d. i. Luftspiegelung (Pesther Unterhaltungsblatt, gr. 4°.) 1856, S. 191. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 539 (über beide Brüder). – Levitschnigg (Heinrich Ritter v.), Kossuth und seine Bannerschaft (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 287. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 367. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1853, Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Suppl. S. 221 (über beide Brüder). – Porträte. 1) Auf einem Blatte mit Lendvay, Szentpétery und Tóth József zugleich mit Facsimile des Namens: Egressy Gábor. Barabas gezeichn. 1856, 4“. (Lithogr. von Reiffenstein u. Rösch in Wien). – 2) Costümbild. Unterschrift: Egressy mint Gritti Lajos. Barabas 1845 (Pesth, A. F. Walzel, 4°.).

Berichtigungen und Nachträge

  1. Egressy, Gabriel [Bd. IV, S. 4], gest. zu Pesth 30. Juli 1866.
    Presse 1866, Nr. 210: „Theater- und Kunstnachrichten“; Nr. 211, ebenda. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine. 1866, Nr. 211, 212, 218. – Wiener Zeitung 1866, Nr. 191, S. 318; Nr. 192, S. 327, u. Nr. 193. – Waldheim’s Illustrirte Blätter 1866, S. 268. – Neuer Theater-Diener (Wien) 1866, Nr. 32. – Hoffinger (Ritter von), Oesterr. Ehrenhalle, wie bei Altschul, IV. 1866, S. 81. [Band 24, S. 400]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Béni Egressy (Wikipedia).