Zum Inhalt springen

BLKÖ:Dugonics, Andreas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Duftschmid, Kaspar
Band: 3 (1858), ab Seite: 387. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
András Dugonics in Wikidata
GND-Eintrag: 121981053, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Dugonics, Andreas|3|387|}}

Dugonics, Andreas (ung. Romandichter, geb. zu Szegedin 17. Oct. 1740, gest. ebenda 25. Juli 1818). Sein Vater war Stadthauptmann daselbst. D. besuchte die Schulen in seinem Geburtsorte und trat gegen den Willen der Mutter 1756 in den Piaristen-Orden. Nachdem er in Nagy-Károly die Philosophie, in Neutra die Theologie beendigt hatte, wurde ihm der Unterricht der Jugend anvertraut. Zu Mediasch in Siebenbürgen trug er Rhetorik und Poesie vor. Die Alterthümer Daciens erweckten in ihm die Liebe zum Studium der griechischen und römischen Archäologie. 1770 kam er nach Neutra und trug daselbst durch 4 Jahre den Seminaristen Philosophie vor. Als im J. 1773 in Folge der Aufhebung des Jesuitenordens mehrere Stellen an der Tyrnauer Akademie erledigt worden waren, bewarb sich D. um eine derselben und wurde 1774 zum Professor der Mathematik ernannt. Jetzt gab D. sein erstes Werk heraus unter dem Titel: „Trója veszedelme“, d. i. Troja’s Verderben (Preßburg 1774, 4°.). Diesem folgte: „Ulyssesnek ama hires és nevezetes görög királynak csudálatos történetei“, d. i. Wundervolle Thaten des Ulysses, des berühmten und merkwürdigen griechischen Königs. In 20 Gesängen (Pesth 1780, 8°.), eine sehr freie Bearbeitung der Homer’schen Odyssee. Dugonics wendete auch Einer der Ersten [388] die magyarische Sprache zu wissenschaftlichen Werken an. Zu diesem Zwecke gab er für seine Schüler ein Lehrbuch der Mathematik in ungar. Sprache in 2 Theilen heraus (Pesth 1784, 2. verm. Aufl. Pesth und Preßburg 1798). Nun folgte: „Etelke, egy igen ritka magyar kisasszony Világosvárott, Arpád és Zoltán rezérjeink ideikben“, d. i. Etelke, ein höchst seltsames ungarisches Fräulein in Világosvár zu Zeiten der Anführer Arpad u. Zoltan, 2 Bde. (Preßburg 1782, 3. Aufl. 1805); dies war sein erster Roman, welcher allgemein gefiel. Noch größern Beifall erwarben: „Az arany pereczek szomorú történet 5 szakaszokban“, d. i. Traurige Geschichte der goldenen Bretzen, in 5 Abschnitten (Pesth und Preßburg 1790) und dann „Gyapjas vitézek“, d. i. Ritter des Vließes (Preßburg und Kaschau 1794). Zu dieser Zeit hatte die ungar. Sprache und Literatur noch wenige Anhänger; Alles bediente sich der latein. Sprache und D. wurde von allen Seiten verspottet, daß er als königl. Lehrer sich nicht schäme, für das ungar. Volk zu schreiben und neue ungar. Wörter zu bilden. Doch ließ sich D. durch diese Vorwürfe nicht beirren, und um jene zu widerlegen, welche die Anwendung der ungar. Sprache als Schriftsprache seiner Unkunde eines classischen Lateins zuschrieben, gab er das letztgenannte Werk auch in latein. Sprache unter dem Titel: „Argonauticorum libri XXIV“ heraus. Nun verlegte er sich – seit jeher ein großer Freund der Bühne – auf das Dramatische und schrieb vier Dramen: „Toldy Miklós szomoru története“, d. i. Nikolaus Toldy’s traurige Geschichte, in drei Acten; – „Etelka Karjelben szomorkás története“, d. i. Traurige Geschichte der Etelka in Karjel, in vier Acten; – „Báthori Mária“, d. i. Marie Báthori, in fünf Acten; – und „Kun László szomoru története“, d. i. Traurige Geschichte Ladislaus des Kumaniers, in vier Acten; sie erschienen gesammelt unter dem Titel: „Jeles történetek, mellyeket játékszínre alkalmaztatott. Dugonich András k. oktató“, d. i. Vortreffliche Geschichten, für die Bühne bearbeitet von Andreas Dugonics, k. Lehrer (Pesth 1794–95). Im J. 1796 gab er die theils gedruckten, theils im Manuscript vorhandenen Gedichte des Stephan Gyöngyösi, des bedeutendsten ungar. Dichters im 17. Jahrhundert heraus unter dem Titel: „Gyöngyösi Istvánnak költeményes maradványi“, d. i. Poetischer Nachlaß des Stephan Gyöngyösi (Preßburg und Pesth 1796). Durch Gyöngyösi’s „Kariklia“ wurde D. veranlaßt, Heliodors „Aethiopica“ neu zu bearbeiten, und so entstand das Werk: „Szerecsenek“, d. i. Mohren, 2 Bände, wovon der erste Band unter dem Titel: „Europai történetek“, d. i. Europäische Geschichten, der zweite unter dem Titel: „Africai esetek“, d. i. Afrikanische Begebenheiten, erschienen ist. Gleichen Beifall wie sein erster Roman „Etelka“, erntete sein letzter „Jolánka, Etelkának leánya“, d. i. Jolánka, die Tochter der Etelka (Pesth und Preßburg 1803–1804). Außerdem bearbeitete D. die alte Geschichte und jene seines Vaterlandes für das Volk und die Jugend in den Schriften: „Romai történetek“, d. i. Römische Geschichten (Pesth und Preßburg 1800); – „A magyaroknak uradalmaik mind a régi, mind a mostani időkben“, d. i. Die Herrschaft der Magyaren sowohl in den alten, als in den jetzigen Zeiten (Ebenda 1801); – „Szittyai történetek“, d. i. Scythische Geschichten, 2 Bde. (Pesth 1808); – „Cserei egy Honvári herczeg“, d. i. Cserei, ein Herzog von Honvár (Szegedin 1808); – „A régi hadi vezéreg“, d. i. Die alten Heerführer (Pesth 1809); und „A Radnai történetek“, d. i. Die Geschichten von Radna (Szegedin 1810). Ergebnisse seiner classischen Studien sind einige [389] Uebersetzungen aus den Werken des Sallustius und Ovidius. D. war 34 Jahre hindurch ein eifriger Lehrer der ungarischen Jugend und Einer von Jenen, welche strenge Zucht zu üben pflegten. Die Abnahme seiner Gesundheit fühlend, gab D. 1808 seine Stelle auf und zog sich nach Szegedin zu den Angehörigen zurück, wo er im Alter von 78 Jahren starb. Nach seinem Rücktritt in’s Privatleben blieb D. ununterbrochen wissenschaftlich thätig; aus dieser Zeit stammt die Beschreibung der ungarischen Burgen und Festungen, mit welcher Arbeit er bis zum Buchstaben S gelangt war (sie ist Mscpt.); ferner ordnete er die seit Jahren gesammelten Sprichwörter der Ungarn, welche unter dem Titel: „Magyar példabeszédek és jeles mondások“, d. i. Ungarische Sprichwörter und Sprüche, 2 Thle. (Szegedin 1820) erschienen sind und sprachliche Bedeutung haben.

Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung. 1855, Nr. 22 (vom 3. Juni): „Dugonics emre siremleke“, d. i. Das Grabdenkmal des Andr. Dugonics [mit der Abbildung; nach diesem Blatte starb D. den 23. Juli 1818]. – Magyar irók arczképei ’s életrajzai, d. i. Porträts u. Lebensbeschreibungen ungarischer Schriftsteller (Pesth 1857, Heckenast, kl. 4°.) I. Hft. S. 31 [daselbst sein Portr. in Holzschn.]. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungr. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 114. – Toldy (Franz), Handbuch der ungarischen Poesie ... In Verbindung mit Jul. Fenyéry herausgeg. (Wien und Pesth 1828, Kilian und Gerold, 8°., 2 Bde.) I. Bd. S. 180. – Porträte. Außer dem bereits angeführten bestehen noch drei Bildnisse von Dugonics, von denen jedoch nur das von Czetter (1797) gestochene als ähnlich bezeichnet wird. – Charakteristik. Franz Toldy charakterisirt D.’s Stellung im Leben und in der Literatur folgendermaßen: „D. war ein schöner stattlicher Mann, lebhaft von Geist, in Gespräch und Bewegung, stets frohen Gemüthes, bieder, gesellig und helldenkend, ein leidenschaftlicher Bühnenfreund. Gegen jene, die ihn seiner häufigen Sprachneuerungen wegen anfochten, bewies er sich stets tolerant. D. wollte durch seine Schriften vorzüglich auf die Mittelclassen einwirken, und dies gelang durch seine Popularität vollkommen.“