BLKÖ:Dudik, Beda Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 3 (1858), ab Seite: 385. (Quelle) | |||
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Gregor Wolný fortsetzte. Sich für den geistlichen Stand entschließend, trat er nach vollendetem ersten Jahre der Theologie in das Benedictiner-Klosterstift Raygern, wo bereits seit drei Menschenaltern die mährische Geschichte sich einer besondern Pflege erfreut. Am 21. August 1836 wurde er eingekleidet. Im Noviziat legte er unter dem Novizenmeister und Linguisten P. Baptist Mück den Grund zu den modernen europäischen Sprachen, die ihm mit Ausnahme der ungarischen, fast alle ziemlich geläufig sind. Die Profeß legte er am 1. September 1839 in die Hände des Abtes Victor, der ihn auf die damalige Hochschule nach Olmütz sandte, um das Doctorat aus der Philosophie zu nehmen, welches er als Hörer des vierten theologischen Jahrganges erhielt. Nach absolvirter Theologie und nach Empfang der Priesterweihe (20. August 1840) wurde D. im Oct. 1840 als Professor der lat. Philologie an der philosoph. Lehranstalt zu Brünn angestellt. Nach zwei Jahren übernahm er daselbst auch die Lehrkanzel der allgemeinen Geschichte und behielt diese beiden Stellen bis zum J. 1850, wo er dann mit dem Titel eines k. k. Lyceal-Professors an das k. k. Ober-Gymnasium in Brünn versetzt wurde, um neben seinem Hauptfache, der Geschichte und Geographie, durch Ein Jahr auch die Naturgeschichte zu suppliren. Im Jahre 1851 wurde er von dem mährischen Landesausschusse mit einer Forschungsreise nach Schweden betraut, darauf (Ende 1852) mit einer ähnlichen nach Rom. Zurückgekehrt, erhielt er von Sr. königl. Hoheit dem Erzherz. Maximilian, Hoch- und Deutschmeister, den Auftrag, in Wien im deutschen Hause ein Centralarchiv des gesammten deutschen Ritterordens zu begründen, zu ordnen und zu katalogisiren. Fast vier Jahre widmete sich D. dieser Aufgabe, unternahm dann im höchsten Auftrage (1857) eine wissenschaftliche Reise durch ganz Deutschland, um theils die Einrichtung u. Organisation der Archive, theils die darin liegenden, auf den deutschen Orden sich beziehenden Documente kennen zu lernen und manche Revindicirungen anzubahnen. Während dieser Beschäftigung wurde er zum mährischen Landeshistoriographen mit dem Aufenthaltsorte Brünn ernannt und vom Ministerium des Innern als solcher bestätigt. Auch war D. der Erste, welcher auf der Hochschule zu Wien durch drei Semester über das historische Quellenstudium nach einem von ihm entworfenen und von dem Unterrichts-Ministerium approbirten Plane als Privatdocent öffentlich lehrte. Dudiks wissenschaftliche Arbeiten bestehen theils aus selbständigen Werken, theils oft aus größeren in gelehrten Sammelwerken abgedruckten Abhandlungen. Selbständig sind erschienen: „Mährens gegenwärtige Zustände, vom Standpuncte der Statistik“, 4 Hfte. (Brünn 1848, Winiker); [386] – „Geschichte des Benedictiner-Stiftes Raygern im Markgrafthum Mähren. Mit steter Rücksicht auf die Landesgeschichte. Nach Urkunden und Handschriften. Erster Band vom Jahre 1048 bis 1449“ (Brünn 1849, Winiker, 8°., XVIII u. 534 S.); – „Mährens Geschichtsquellen. Erster Band“ (Brünn 1850, Winiker, 8., XXIX und 510 S.); auch unter dem Titel: „J. P. Ceroni’s Handschriften-Sammlung, beschrieben und gewürdigt“, I. Abtheil.: Die Landesgeschichte im Allgemeinen. 1. Folge: Der polit. Theil derselben; – „Forschungen in Schweden für Mährens Geschichte“ (Brünn 1852, Winiker, 8°., 478 S.); –„Iter Romanorum“, 2 Bde. 1. Bd.: Historische Forschungen, 2. Bd.: Das päpstliche Regentenwesen (Wien 1855, Manz, 8°., XX. 366 S. u. X. 231 S.); Bericht über das Ergebniß seiner Reise nach Rom, wo er in den Bibliotheken u. Archiven Urkunden zur Geschichte Mährens suchte u. copirte; – „Des Herzogthums Troppau ehemalige Stellung zur Markgrafschaft Mähren. Nach Quellen“ (Wien 1857, Gerold, 8°., XVI u. 374 S.); – „Des hohen Deutschen Ritterordens Münzsammlung in Wien. Geschichtlich dargestellt und beschrieben“ (Wien 1858, Gerold, gr. 4°., mit 21 Kupfer- u. 1 Holztafel, 35 Bog.); – „Waldstein von der Zeit seiner Absetzung bis zur Wiederannahme des Armee-Ober-Commando’s. Nach Quellen des k. k. Kriegsarchives in Wien“ (Wien 1858, Gerold, 8°., 30 Bog.). – In Sammelwerken abgedruckt sind, u. z.: in den Schriften der kais. Akademie der Wissenschaften: „P: Bernard Bruligs Bericht über die Belagerung der Stadt Wien im J. 1683“ (Archiv zur Kunde österr. Geschichtsquellen IV. Bd. [1850] S. 255 u. 397); – „Ueber die alten heidnischen Begräbnissplätze in Mähren. Mit 2 lith. Tafeln“ (Sitzungsberichte 1854, 28 S.); – „Ueber die Deutsch-Ordensschwestern“ (Sitzungsbericht der phil.-histor. Classe XVI. Bd. S. 307); – „Auszüge aus päpstlichen Regesten für österr. Geschichte“ (Archiv zur Kunde österr. Geschichtsquellen XV. Bd. S. 185); – „Beiträge zur Geschichte des deutschen Ordens“ (ebd. XVII. Bd. S. 113); – „Stiftung des Deutsch-Ordens-Spitals zu Botzen in Tyrol“ (Sitzungsberichte 1856); – in Dr. Ad. Schmidls „Oestr. Blätter für Literatur u. Kunst“: „Kunstschätze aus dem Gebiete der Malerei in Mähren“ (I. Jahrg. 1844, Nr. 75–78; – „Huldigung des Erzherzogs Mathias in Brünn als Markgrafen von Mähren im Jahre 1608“ (II. Jahrg. Nr. 118 u. ff.); – „Die letzten Tage des Panduren-Obersten Franz Freiherrn von der Trenk“ (2. Jahrg. Nr. 13); – „Schicksale der katholischen Religion und ihrer Bekenner in der königl. Gränzfestung Olmütz während der schwedischen Herrschaft vom J. 1642 bis 1650“ (III. Jahrg. Nr. 24–27); – „Ein Mordanschlag auf Kaiser Napoleon I. im Jahre 1805 zu Brünn“ (III. Jahrg. Nr. 82); – „Correspondenz Wladislaw V. von Polen. 1632–1648“ (IV. Jahrg. Nr. 285 u. ff.); – „Einführung des Tridentinums in Betreff der Ehen in Mähren“ (IV. Jahrg. Nr. 293); – „Das Stift Raygern vor achthundert Jahren“ (V. Jahrg. Nr. 83–85); – „Pescheks Gegenreformation in Böhmen“ (V. Jahrg. Nr. 138–144) – in den Schriften der hist.-statistischen Section in Brünn: „Chronik der Stadt Olmütz vom Jahre 1619 und 1620“ (Brünn 1851); – „Sammelchronik der Stadt Olmütz, die Zeit von 1434–1656 umfassend“ (Brünn 1858); – in der böhmischen Museums-Zeitschrift in Prag: „Vertrag zwischen Kaiser Rudolph II. und Erzherzog Mathias im Jahre 1608 im Feldlager zwischen Štěrboholy und Unter-Měcholup“ (Jahrg. 1845, S. 292 u. ff.). Diese wissenschaftliche Thätigkeit Dudiks hat mehrfache Anerkennung gefunden. Schweden verlieh ihm das Ritterkreuz des Gustav Wasa-Ordens, Oesterreich und Sachsen die für wissenschaftliches Verdienst bestimmten Medaillen; die Akademie für Archäologie und jene der Quiriten zu Rom, die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtkunde zu Frankfurt a/M., die deutsche Gesellschaft zu Königsberg, die historischen Vereine der [387] Mark Brandenburg in Berlin, für Oberbaiern in München, für südslavische Geschichte in Agram, für Krain zu Laibach, für Schlesien zu Breslau u. m. a. ernannten D. zum Ehrenmitgliede.
Dudik, Beda Franz (Geschichtforscher, geb. zu Kojetein in Mähren 29. Jänner 1815). Sein Vater, Lebzeltner und Wachszieher daselbst, schickte ihn zuerst in die Volksschule zu Kojetein, dann im J. 1825 in die Piaristen-Hauptschule nach Kremsier. Schon im Gymnasium war die Geschichte sein Lieblingsstudium, welches er auf der philosophischen Lehranstalt in Brünn, wohin er 1833 kam, unter dem mährischen Topographen- Notizenblatt, herausgeg. von Chmel (Wien, 8°.) 1856, Nr. 7. – Oestr. Blätter für Literatur und Kunst. Beilage der Wiener Zeitung 1855, Nr. 48 und 49. – 1857, Nr. 46. – Wurzbach v. Tannenberg (Const. Dr.), Bibliogr.-statistische Uebersicht der Literatur des östr. Kaiserstaates (Wien 1857, Staatsdruckerei, gr. 8°.) III. Bericht (1855) S. 115. Marg. 3905; S. 670. Marg. 21828.[BN 1]
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Dudik, Beda [Bd. III, S. 385].
- Wiener Zeitung 1866, Nr. 217, S. 607: „Beda Dudik“. – Fremden-Blatt 1865, Nr. 262. – Neue freie Presse 1865, Nr. 328: Correspondenz aus Brünn ddo. 27. Juli; 1871, Nr. 2432: „Ein entdeckter Staatsmann“. – d’Elvert (Christian Ritter von), Geschichte der k. k. mähr. schles. Gesellschaft u. s. w., wie bei Diebl, S. 342, Nr. 84. [Band 24, S. 394]