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BLKÖ:Demuth, Karl Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 392. (Quelle)
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Demuth, Karl Joseph (Geschichtsforscher, geb. zu Tabor in Böhmen 11. März 1807). Besuchte die Gymnasien zu Budweis, Preßburg und Neuhaus und dann die Hochschule zu Prag. Die beschränkten Vermögensverhältnisse seiner Eltern hinderten ihn einerseits die Rechte zu studiren, nöthigten ihn andererseits Privatunterricht zu ertheilen; später übernahm er im Hause eines höheren Militärs eine Erzieherstelle. Im Jahre 1825 trat er bei dem kön. böhmischen Landrechte in den Staatsdienst, wurde der böhmischen Landtafel zugewiesen, bei welcher er im Jahre 1832 zum Ingrossator und von dort 1844 zum Director der mährischen Landtafel in Brünn befördert wurde. Im Jahre 1862 fand über sein Ansuchen seine Uebersetzung in gleicher Eigenschaft zu dem vereinten Land- und Lehentafel-, Staats- und Grundbuchsamte in Prag statt. Demuth’s Thätigkeit ist eine doppelte, die amtliche und wissenschaftliche. Im Hinblicke auf erstere ist er der Gründer der neuen Ordnung in der bis vor seinem Dienstesantritte stark verwahrlosten mährischen Landtafel, welche nach dem Ausspruche von Fachmännern unter seiner Leitung eine wahre Muster-Landtafel geworden ist. In einer Reihe von 18 Jahren lieferte er den ziffermäßig festgesetzten Nachweis über die Gesammtbelastung des großen Grundbesitzes in Mähren, seit 1858 jenen über den Belastungsstand der Realitäten in der Hauptstadt Brünn und in den 77 im Umkreise Brünns liegenden Landgemeinden. Auch war D. der erste, welcher in den im Laufe eines Jahres bei einer Landtafel oder bei einem Grundbuche vorkommenden Amtshandlungen die sicherste und reichste und bisher ganz unbeachtete Quelle für die Statistik des Grundbesitzes irgend eines Landes erkannt und durch Vorlage der von ihm verfaßten ziffermäßig richtigen Geschäftsverkehrsausweise über die Bewegung im Besitze und im Lastenstande der Realitäten die Beweise für seine Ansicht geliefert hat. Er lenkte die Aufmerksamkeit der Regierung auf diesen Punct. Die Direction der administrativen Statistik erkannte die Bedeutsamkeit dieser Arbeit, nahm sie in das Programm des internationalen statistischen Congresses in Wien im Jahre 1857 auf, und der statistische Congreß in London im Jahre [393] 1860 empfahl sie der allgemeinen Aufmerksamkeit. Seine wissenschaftliche Thätigkeit äußerte sich nach mehreren Seiten hin; so regte er an die Drucklegung der ältesten Quaterne der mährischen Landtafel von dem Gründungsjahre derselben 1348–1480, dieses monumentalen, für die Landes- und Rechtsgeschichte, für die Kenntniß des alten landtäflichen Verfahrens und für die Genealogie der alten Adelsgeschlechter Mährens überaus wichtigen Schriftdenkmals. Es wurde das Werk in prachtvoller Ausstattung durch die Betheiligung des mährischen Erbadels, an der Spitze Hugo Fürst und Altgraf Salm-Reifferscheid, und unter Leitung eines aus Chlumecky [s. d. Bd. II, S. 349 und diesen Band, Nachträge S. 379], Chytil, Wolfskron und Demuth gebildeten Comité’s auch wirklich in Druck gelegt. Ganz allein besorgte D. die Herausgabe des in der mährischen Landtafel aufbewahrten ältesten mährischen Rechtsbuches, welches unter dem Titel: „Das Tobitschauer Buch“ (Brünn 1858) erschienen ist. Noch veröffentlichte er die „Geschichte der Landtafel im Markgrafthume Mähren“ (ebd. 1857, Nitsch, 4°.). Im Jahre 1857 regte D. die Nachfeier des 500jährigen Bestandes der mährischen Landtafel an, welche auch in festlicher Weise am 17. Juni g. J. begangen wurde. Im Jahre 1847 gründete er aus humanitären Beweggründen in Brünn einen Beamten-Beerdigungs- und Unterstützungsverein, der in seinem 14. Jahresberichte (1862) trotz der Höhe der Auszahlungssumme von 7554 fl. dennoch ein Capital von 14.338 fl. auswies. D. führte vier Mal, immer wiedergewählt, die Oberleitung dieses Vereins bis zum Abgange an seinen neuen Bestimmungsort Prag im Jahre 1862. D. ist mit der k. k. österreichischen und der belgischen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet und von mehreren in- und ausländischen Vereinen zum Mitgliede gewählt worden. Vor Kurzem erst verlautete es, D. sei nach Wien berufen worden, um an den Berathungen der statistischen Centralcommission über die allgemeine Einführung der von ihm angeregten oberwähnten Ausweise über die alljährliche Bewegung im Besitze und in der Belastung des gesammten Grundeigenthums im Kaiserstaate Theil zu nehmen.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.) 1855, Nr. 347. – Zarncke, Literarisches Centralblatt (Leipzig, 4°.) 1856, Nr. 13. – Anzeiger für die Kunde deutscher Vorzeit 1854, Nr. 12. – Bohemia 1863, Beilage Nr. 147, S. 1649. – Brünner Zeitung 1862, Nr. 226. – Chmel, Notizenblatt, herausg. von der histor. Commission der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, 8°.) Jahrg. 1855, Nr. 13 u. 20.