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BLKÖ:Daverio, Ludwig Hercules

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 176. (Quelle)
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Daverio, Ludwig Hercules (Publicist, geb. zu Mailand 10. April 1804, gest. zu Zürch 7. April 1849). Sohn des Vorigen. Verlebte die Kinderjahre in Mailand und erhielt seine eigentliche Erziehung zu Zürch, wohin sein Vater 1814 übergesiedelt u. durch seinen Uebertritt zum Protestantismus seinen Kindern das Zürcher Indigenat erworben hatte. Theils an den Zürcher Unterrichtsanstalten, theils durch seinen eigenen Vater gebildet, wurde Ludwig Hercules erst Lehrer der italien. Sprache an der Industrieschule zu Zürch, dann Oberlehrer, 1844 Privatdocent, 1848 Professor an der Universität. Die Wirren des Schweizerlandes rissen D. aus seiner blos wissenschaftlichen Thätigkeit. Schon die Revolution von 1830 und 31 brachte D. mit mehreren hervorragenden Männern seiner zweiten Heimat in Verbindung; in den Reformperioden von 1839, 40 und 41 entwickelte aber D. eine ganz energische reformatorische Thätigkeit bei allen Vereinen, bei allen Versammlungen war D. zugegen, hielt Reden, brachte Toaste aus und wurde allmälig zu einem vielbekannten Volksmanne. Um diese Zeit begann er auch seine publizistischen Arbeiten; seine komischen Darstellungen der Septemberscenen z. B. die Geschichte eines Schillings, das Septemberdrama, richteten die Aufmerksamkeit immer mehr auf ihn u. er wurde für die Zeitschrift „Der Republikaner“ gewonnen, in die er ernste publizistische Aufsätze schrieb. 1844 wurde ihm sogar vom Actienvereine die Redaction des Blattes übertragen. In dieser Stellung wußte sich D. einen solchen Einfluß zu verschaffen, daß ihm 1845 die Eigenthümer der „Neuen Zürcher Zeitung“ die Redaction derselben übertrugen, welche von nun an das einflußreichste Organ der radikalen Partei des Cantons Zürch wurde. Der Sonderbund und die Priester der Gesellschaft Jesu bilden den Gegenstand der Hauptangriffe Daverio’s und an der Niederlage des Sonderbundes, wie an der Constituirung der neuen Bundesverfassung, hatte die „Neue Zürcher Zeitung“ unter D.’s Leitung wesentlichen Antheil. Die Februar-Revolution d. J. 1848 rief D. zu neuer Thätigkeit auf und indem die „Neue Zürcher Zeitung“ in dieser Epoche das Princip einer strengen Neutralität verbunden mit der Behauptung des Asylrechtes entschieden aufrecht hielt, führte sie im Uebrigen eine Sprache und zeigte sich mit dem Gange der Ereignisse in einer Weise unterrichtet, daß sie als Quelle für jene Periode immer wird angesehen werden müssen. Schon im J. 1847 hatte ihm der Canton die wichtige Stelle eines Mitgliedes des Zürcher Erziehungsrathes übertragen, in welcher D. in demselben Geiste, in welchem er als Redacteur wirkte, thätig war. Diese mehrjährige Aufregung rächte sich an der sterblichen Hülle, denn in den letzten Tagen des März 1849 von einer Unpäßlichkeit befallen, war er schon in kurzer Zeit das Opfer eines Nervenfiebers. Außer seinen publicistischen Arbeiten erschien noch von ihm: „La Gerusalemme liberata“ (Zürch 1838) mit Anmerkungen zum Schulgebrauche – „Scelta di prose italiane ad uso della studiosa gioventù oltramontana“ (Ebenda 1830); – „Deutsche Uebungsstücke zum Uebersetzen in’s Italienische“ (Ebenda 1842).