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BLKÖ:Costadoni, Johann Dominik

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Costa, Heinrich
Band: 3 (1858), ab Seite: 17. (Quelle)
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Costadoni, Johann Dominik, mit dem Klosternamen Anselm (Sprachforscher, geb. zu Venedig 6. October 1714, gest. ebenda 23. Jänner 1785). Sein Vater war Kaufmann. Anselm besuchte erst die Schulen der Gesellschaft Jesu und trat dann in den Orden der Camaldulenser zu S. Michael auf Murano in Venedig. Unter Mittarelli bildete er sich in den theologischen Wissenszweigen aus. Frühzeitig entwickelte sich seine Lust zu wissenschaftlichen Arbeiten. Die in Fontanini’s Werke über die ital. Beredsamkeit enthaltenen Irrthümer über mehrere Schriftsteller aus dem Orden der [18] Camaldulenser veranlaßten C.’s: „„Lettera critica intorno a certi scrittori camaldolensi“, worin er Fontanini’s Irrthümer berichtigte, und alsbald folgten die „Vite di alcuni illustri monaci camaldolensi“, welche später Mittarelli in die Annales Camaldulenses ordinis S. Benedicti (Venedig 1744–73, 9 Bde., fol.) [Vergl. Ebert 14161] aufgenommen hatte. Damals war C. noch gar nicht Priester. In Folge seiner durch angestrengte Arbeiten geschwächten Gesundheit wurde er von seinem Orden zur Erholung nach Rom gesendet, wo er im Kloster S. Romuald das Klosterarchiv ordnete. Dort trat er auch in freundschaftliche Verbindung mit dem nachherigen Dogen Marco Foscarini, der damals als venetianischer Gesandter in Rom weilte, und einen Kreis von Gelehrten um sich sah. Im J. 1740 folgte er einer Einladung des berühmten Pater Guido Grandi nach Pisa, welcher in Kenntniß von C.’s Vorliebe und Studien über die Geschichte seines Ordens, demselben werthvolle Materialien zu diesem Zwecke mittheilte. 1742 kehrte er in sein Kloster auf der Insel Murano zurück, welches er nur noch einmal und zwar auf kurze Zeit in Geschäften seines Ordens verließ. C. wurde alsdann Novizenmeister, Kanzler des Ordensgenerals zu Faenza, Abt von S. Michael in Murano und von Santa Maria della Vangadizza. Als Archäolog, Biograph und Historiker seines Ordens entwickelte C. eine großartige Thätigkeit und einer seiner Biographen Franc. Negri schreibt von ihm: „Con raro esempio una vita di settant’un anno, quale si fu la sua, potrebbe parer quella d’un centenario, si buon economo fu del tempo“. Seine vorzüglichsten Schriften sind: „Osservazioni sopra un’antica tavola greca“; – „Dissertazione sopra il pesce come simbolo degli antichi cristiani“; – „Dissertatio in antiquam sacram eburneam tabulam“; – „Dissertazione sopra un antico bassoriliero in avorio posseduto dal Museo di S. Michele“, welche Aufsätze in der „Raccolta Calogeriana“ abgedruckt sind – ferner: „Osservazioni intorno alla chiesa cattedrale di Torcello ed alcune sue sacre antichità“ (Venedig 1750, 4°.); – „L’Elogio di Bernardo Nani Senatore Veneziano“, von Lami in die „Novelle letterarie“ (Florenz 1761) aufgenommen; – „Memorie della vita di Giambenedetto Mittarelli“, im 33. Bde. der Nuova raccolta di opuscoli abgedruckt; – „Vita di Flamino Corner“ (Bassano 1780, Remondini); – „Elogio di Giacomo Diedo“ vor dessen „Storia della Repubblica di Venezia“. – Außer der schon erwähnten Arbeit für Mittarelli’s Annali verfaßte er noch für das nämliche Werk „Storie dei monasteri del ordine esistenti in Firenze ed in Pisa“, wozu er viele bisher unbekannte Urkunden in Archiven Roms und Florenz benützte; und: „Serie dei beati Camaldolesi che fiorivano nel secolo XV“. Unter seinen Schriften geistlichen Inhaltes erlebten seine: „Lettere consolatorie di un solitario intorno alla vanità delle cose del mondo“ (Venedig 1773) mehrere Auflagen und die Kaiserin Maria Theresia erbat sich von ihm selbst durch Mons. Garampi ein Exemplar dieses schönen Buches. In seinem reichen handschriftlichen Nachlasse, worunter ein großartiger Briefwechsel mit den ersten Gelehrten seiner Zeit vorkommt, befanden sich auch: „Memorie di molti illustri personaggi della famiglia Nani“. Alle diese wie auch andere werthvolle Manuscripte seines Klosters ließ Maurus Cappellari (s. d. II. Bd. S. 275), nachmaliger Papst Gregor XVI., in’s Camaldulenser-Kloster zu S. Gregor in Rom auf den Monte Celio bringen, als er zur Zeit der Aufhebung der Klöster Abt zu S. Michael in Murano war. Der schon früher [19] erwähnte Biograph schildert C. als Schriftsteller folgendermaßen: „Chiaro nello scrivere, ordinato nell’ esporre, cauto nell’ asserire, acuto nell’ indagare, ebbe molta fama come autore, ne minore gli venne come religioso per la equabilità d’animo, la pietà, la pazienza e sopratutto per l’umiltà del suo cuore“.

Mandelli (Fort.), Memorie delle vita e degli scritti di A. Costadoni (Venedig 1787, 8°.). – Antologia romana 1785. Nr. 51. – Biographie universelle (Artikel von Roquefort). – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venezia 1856, Naratovich, 8°.) Appendice, S. 317 [gibt den 23. Jänner 1785 als C.’s Todestag an]. – Gamba (Barth.), Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane nel secolo 18 (Venedig 1824, 8°.); [daselbst sein von Musitelli gest. Portr.]. – Oettinger (E. M.), Bibliographie biographique universelle (Brüssel 1854, Lex. 8°.) I. Bd. Sp. 366 [gibt den 22. Jänner als C.’s Todestag an]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XII. Bd. Sp. 66. – Monument. In der Kirche S. Michele zu Venedig befindet sich in einer der links gelegenen Kapellen eine Inschrift zu seinen Ehren. [Vergl. Zanotto (Franc.), Nuovissima guida di Venezia (Venedig 1856, Brizeghel) S. 671.]