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BLKÖ:Clary und Aldringen, Karl Joseph Fürst von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 381. (Quelle)
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Clary und Aldringen, Karl Joseph Fürst von (kaiserl. österr. Kämmerer, geb. zu Wien 2. Dec. 1777, gest. ebenda 31. Mai 1831). Seine Mutter war eine Tochter des Prinzen de Ligne, und der junge Fürst hatte das Glück, in einem der edelsten und gebildetsten Kreise der Welt, dessen Haupt der berühmte Fürst Ligne war, ein Mann, dessen Gleichen sobald nicht wiederkehren wird, seine Kindheit und Jugend zu verleben. Alle Feinheit und Anmuth des vornehmen Lebens, aller Geist und Witz der französischen Bildung im 18. Jahrhundert, aller Ruhm und Glanz der größten Verbindungen, der Auszeichnung in Feldzügen und Kriegsthaten, die Fülle der schönsten geselligen Talente – all’ dieses war in der liebenswürdigsten Persönlichkeit, in dem gutmüthigsten Charakter und freundlichsten Wohlwollen des Prinzen harmonisch vereint und unerschöpflich wirksam. C. war von jeher ein Liebling des Großvaters, dem er an liebenswürdiger Sinnesart und feiner Geistesbildung ähnlich war. Nachdem seine Erziehung durch die gewähltesten Privatlehrer beendet, und seine Kenntnisse durch den Besuch von Vorlesungen an der Universität zu Wien noch besonders vermehrt worden, ging er auf Reisen und besuchte Paris, die Schweiz und Italien. Nach seiner Rückkehr vermälte er sich mit einer Gräfin von Chotek, Tochter des Oberstburggrafen von Böhmen. Seine Neigung führte ihn nicht zu den Staatsgeschäften und der Laufbahn des Kriegsdienstes; nur um das Wesen der öffentlichen Verwaltung kennen zu lernen, arbeitete er nach der Rückkehr von seinen Reisen 2 Jahre lang bei der niederöstr. Regierung, und später berief ihn seine Stellung mehrmals in das öffentliche Leben. Er wurde zum kaiserl. Kammerherrn ernannt, und zu mehreren Ehrensendungen an fremde Höfe gebraucht. Im Kriege von 1809 führte er als Major und Commandant ein Landwehrbataillon, das größtentheils aus Unterthanen der Familienherrschaften Teplitz, Graupen und Binsdorf gebildet war, und machte diesen denkwürdigen Feldzug als ein ausgezeichneter Officier mit. Er befand sich 1810, nach der Vermälung der Erzherzogin Maria Louise auf einige Zeit am Hofe Napoleons. Im J. 1815 mußte er zur Herstellung seiner Gesundheit ein südliches Clima aufsuchen, und ging 1816, dann wieder 1818 mit seiner Familie nach Italien, und verlebte 2 Jahre in Neapel. Nicht völlig genesen, kam er nach Deutschland zurück, wo er theils in Wien, theils in Teplitz lebte. Der Fürst von Ligne war im J. 1815[WS 1] gestorben; dessen bedeutender und wichtiger literarischer Nachlaß kam in die Hände des Enkels, den politische Rücksichten bewogen haben mochten, denselben der Oeffentlichkeit vorzuenthalten. C. hat auch selbst vieles geschrieben; Tagebücher und Denkwürdigkeiten von seinen Reisen, worin nach Urtheilen von Personen, die Mehreres daraus kannten, die anmuthigste, leichteste, französische Schreibart geistreich und freimüthig die wichtigsten Tagesgegenstände [382] behandelt, und worin vieles aufgezeichnet ist, das man nirgend anderswo mitgetheilt findet. Es ist nie etwas davon gedruckt worden. Der Fürst hat eine der erlesensten Privatbibliotheken in Wien gesammelt, welcher sich eine reiche Sammlung von Handzeichnungen, Kupferstichen und Steindrucken anschließt. Sein schönes Talent im Landschaftszeichnen lieferte manches schätzbare Blatt, und geistreiche Federzeichnungen zu Fouque’s „Undine“ sind von ihm gestochen worden.[BN 1] Er verlor 1826 seinen Vater und 1830 seine Mutter. Leider kränkelte auch er selbst immer mehr, und folgte im nächsten Jahre seiner Mutter. In der kurzen Zeit von fünf Jahren hat er auch auf seinen Besitzungen wohlthätig gewirkt, und mit einem Geschenke von 14,000 fl., zur festern Begründung der Armenanstalten für seine Unterthanen, ein schönes Denkmal hinterlassen.

Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1832, Brockhaus, gr. 8°.) I. Bd. S. 450. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 17. Bd. S. 381 [enthält genealogische Nachweisungen über die Familie überhaupt von Stramberg]. – (Kneschke, Ernst Heinrich Prof.) Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, Weigel, 8°.) I. Bd. S. 161. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 230 [nach diesem am 12. December 1777 geboren]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) VI. Bd. und Supplem. S. 405. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 2. Abtheil. S. 807. – Wappen: Quadrirter Schild mit Mittelschild. Letzterer in Gold, ein schwarzer zweiköpfiger, gekrönter Adler, welcher auf der Brust das mit dem Erzherzoghut besetzte österreichische Hauswappen trägt. Auf dem silbernen Querbalken dieses Wappens liegt der goldene Buchstabe F. 1. Feld in Blau drei (2, 1) goldene Sterne; 2. in Gold eine offene Krone, durch welche zwei schwarze Wiederhaken schräge in’s Kreuz gelegt sind; 3. in Gold drei (1, 2) blaue Würfel; 4. in Blau ein schräglinks gestellter silberner Zinnenthurm. Zwischen diesen vier Feldern liegt ein über den ganzen Schild gezogener schmaler rother Querbalken.

Berichtigungen und Nachträge

  1. ... eine Folge von Darstellungen zu Fouqué’s Undine, nach Zeichnungen des Fürsten Karl Jos. Clary, wonach die Stelle in Clary’s Biographie [Bd. II, S. 381), wo es heißt: „er habe geistreiche Federzeichnungen zu Fouqué’s Undine gestochen“, dahin zu berichtigen ist, daß dieselben wohl der Fürst gezeichnet, aber Schnorr radirt habe. ... [Bd. 31, S. 61.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. 13. Dec. 1814.