Zum Inhalt springen

BLKÖ:Chocholoušek, Prokop

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Cavilha
Nächster>>>
Chybiorz, Paul
Band: 14 (1865), ab Seite: 416. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Prokop Chocholoušek in Wikidata
GND-Eintrag: 123176794, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Chocholoušek, Prokop|14|416|}}

Chocholoušek, Prokop (čechischer belletristischer Schriftsteller und Journalist, geb. zu Sedlec im Taborer Kreise Böhmens 18. Februar 1819, gest. zu Nadějkau bei Sedlec 5. Juli 1864). Nachdem er die Gymnasialclassen zu Prag beendet, begab er sich im J. 1837 über Tirol nach Italien, über welche Reise er später in der čechischen Zeitschrift „Vlastimíl“ Reisebilder veröffentlichte. In Italien, vornehmlich in Padua, verweilte er zwei Jahre, machte noch vor seiner Rückkehr in die Heimat einen Ausflug nach Dalmatien und Montenegro, wo er den Stoff und so zu sagen den richtigen Farbenton für seine südslavischen Erzählungen fand, welche in literarischen Kreisen zuerst die Aufmerksamkeit auf ihn richteten. Nach Prag zurückgekehrt begann er das Studium der Chirurgie, betrieb es einige Zeit, gab es aber dann ganz auf, um sich ausschließlich der Schriftstellerei zu widmen. Mit der Novelle „Wanda“, welche in der schon erwähnten Zeitschrift „Vlastimíl“ erschien, betrat er die schriftstellerische Laufbahn und nun folgte eine ganze Reihe größerer und kleinerer Arbeiten erzählenden Inhaltes, welche in den beliebtesten čechischen Unterhaltungsblättern veröffentlicht wurden. Seit 1842 brachte das Unterhaltungsblatt „Květy“ mehrere seiner Erzählungen, darunter: die Frau des Dogen, – die Montenegriner, – der Giftmischer, – die Tochter Ottocar’s, – Herr Simon von Vrchotic, – die Hajduken, – Ilia, [417] welche später in verschiedene Sammlungen seiner Erzählungen aufgenommen worden sind. So arbeitete Ch. bis zum Jahre 1848 fast ausschließlich für das Blatt „Květy“; der politische Umschwung aber, der im genannten Jahre Statt hatte, verwandelte auch Ch. aus einem harmlosen Erzähler in einen slavische Tendenzen vertretenden Publicisten und er wurde Hauptmitarbeiter des „Pražský Večerní List“, d. i. Abendblatt. Auch wurde Ch. nach den Prager Pfingstereignissen Mitglied der durch Namen und Haltung in unheimlichem Andenken stehenden Swornost, und in Folge dessen in der Prager Burg in sechswöchentlicher Haft gehalten. Nach seiner Entlassung trat er als Hauptmitarbeiter in die Redaction der im Medau’schen Verlage herausgegebenen „Constitutionellen allgemeinen Zeitung“, welchem deutschen Blatte er sofort eine slavische Tendenz gab. Als Knedlhans-Liblinsky [s. d. Bd. XII, S. 141] zum Militär assentirt wurde, übernahm Ch. die Redaction des „Pražský Večerní List“ und führte dieselbe bis zu Anbeginn des Jahres 1851, in welchem das Blatt zu erscheinen aufhörte. Im nämlichen Jahre wurde er aber wieder verhaftet, in Untersuchung gezogen und erst nach drei Monaten freigelassen. War es Ueberdruß am politischen Treiben, aus dem sich ihm doch kein genügendes Ergebniß herausstellte, oder ein innerer Drang, zu den poetischen Arbeiten aus früherer Zeit zurückzukehren, kurz: Ch. wendete sich im Jahre 1852 wieder seinen schöngeistigen Arbeiten zu und blieb diesem Fache bis zu seinem Ableben treu. In die Zeit von 1852 bis 1854 fallen nun wieder mehrere Erzählungen und Novellen, die theils selbstständig, theils in čechischen Unterhaltungsblättern, als im „Lumír“ und in dem zu Brünn herausgegebenen Jahrbuche „Koleda“ erschienen sind. Im letztgenannten Jahre begab er sich nach Galizien, auf das in der Nähe von Rzeszow gelegene Gut seines Bruders, an dem auch er einen kleinen Antheil besaß. Nachdem er etwa ein Jahr sich dort aufgehalten, wurde ihm von der böhmischen Statthalterei bekannt gegeben, daß er daselbst internirt sei. Die Ursache dieser Maßregel hat Ch. niemals erfahren. Im Jahre 1859 bat er um die Erlaubniß, nach Prag zurückzukehren; auf sein Gesuch wurde ihm bald der Bescheid, daß er wohl nach seinem Geburtsorte, aber nicht nach Prag zurückkehren dürfe. Durch diese Maßregel war ihm, der von der Schriftstellerei lebte, für deren Producte aber nur die größeren Städte Absatzquellen bieten, seine Existenz sehr erschwert, jedoch die Geistlichkeit der Umgegend und der Buchhändler I. L. Kober [s. d. Bd. XII, S. 173], der sein Werk „Jih“, d. i. der Süden, in Verlag genommen und ihm das Honorar in Voraus bezahlte, unterstützten ihn in seiner mißlichen Lage. Endlich wurde ihm im Jahre 1861 die Rückkehr nach Prag gestattet, wo er sich nun ganz dem Zeitungswesen widmete und zuletzt Mitarbeiter des „Hlas“ wurde. In den letzten zwei Jahren war Ch. bereits sehr kränklich und mußte sich zeitweilig zur Erholung nach seinem Geburtsorte begeben. Während eines solchen Landaufenthaltes bei seinem Freunde, dem Pfarrer Fikar zu Nadějkau, ereilte ihn im Alter von 47 Jahren der Tod. Chocholoušek’s selbstständig erschienene Schriften außer den erwähnten sind in chronologischer Folge (die mit einem Stern (*) bezeichneten waren früher in den „Květy“ abgedruckt): „Sebrané spisy“, d. i. Gesammelte Schriften, [418] 7 Hefte (Prag 1835, Rohliček), worin die früher in verschiedenen Unterhaltungsblättern veröffentlichten Erzählungen, als: „Die Ueberraschten“, „Die Tochter Ottocar’s“, „Die Templer in Böhmen“, „Die Kreuzritter“, wieder abgedruckt sind; – *„Černohorci. Původní dějepisná pověst z nejnovějšich časů“, d. i. Die Montenegriner. Historische Original-Erzählung aus der neuesten Zeit (Prag 1843, Pospisil, kl. 8°.); – „Travič. Novela z nejnovějších událostí Španělska“, d. i. Der Giftmischer. Novelle aus den neuesten Begebenheiten Spaniens (ebd. 1844, 8°.); – „Drak Notjaiský. Pověst z bojů srbských“, d. i. Der Drache von Notjaisk. Erzählung aus den serbischen Kämpfen (ebd. 1846, kl. 8°.); – *„Ilia. Výjevy z turecko-slovanských zemi“, d. i. Ilia. Scenen aus den türkisch-slavischen Landen (ebd. 1846, 8°.); – „Jiřina. Povídka z časů Jindřicha Korutana“,, d. i. Jirina (Georgine). Erzählung aus den Tagen Heinrich’s von Kärnthen (ebd. 1846, 12°.); – *„Hajduci. Sceny z Bosny“, d. i. Hajduken. Scenen aus Bosnien (ebd. 1847, kl. 8°.); – „Odplata. Výjevy z časů boju pro osvobození Mexika“, d. i. Die Vergeltung. Scenen aus den Tagen der Kämpfe um Mexiko’s Befreiung (ebd. 1847, 8°.); – *„Palcéřik, Dějepisná pověst z dob Otakara II“, d. i. Palczerzik. Geschichtliche Erzählung aus der Zeit Ottocar’s II. (ebd. 1847); – *„Pan Šimon z Vrchotíc. Nástin na začásku sedmnáctého století“, d. i. Herr Simon von Vrchotic. Eine Skizze aus dem Anbeginn des 17. Jahrhunderts (ebd. 1847); – „Všeobecné rukojemství. Dějepisná pověst ze začátku XIV. stoleti“, d. i. Die allgemeine Bürgschaft (Der Landfriede?). Geschichtliche Erzählung aus dem Anbeginn des 14. Jahrhunderts (ebd. 1849). In der von Katharina Jeřábek 1855–1860 herausgegebenen „Bibliotéka českých původních románů historických i novověkých“, d. i. Bibliothek čechischer geschichtlicher und moderner Original-Romane, befinden sich folgende Romane Ch.’s: „Přivitán. Kmet Staropražský“, d. i. Přivitan, ein altprager Bauer (I. Jahrg. 1855, 1. u. 2. Heft); – „Rodina harambašova“, d. i. Die Familie des Harambasa (ebd. 2. Heft); – „Dvě Královny“, d. i. Die beiden Königinen (ebd. 9., 10. u. 11. Heft); – „Cola di Rienzi“ (II. Jahrg. 1856, 10., 11. u. 12. Heft); – „Sňatek z nenadáni“, d. i. Das unvermuthete Ehebündniß (ebd. 12. Heft); – „Hrad“, d. i. die Burg (V. Jahrg. 1860, 1. u. 2. Heft). In seinen letzten Lebensjahren gab er aber ein novellistisches Sammelwerk unter dem Titel: „Jih. Historicko-romantické obrazy z dějin jihoslovanských“, d. i. Der Süden. Historisch-romantische Gemälde aus der südslavischen Geschichte (Prag 1862 und 1863, Kober, kl. 8°.), heraus, welches in 16 Heften, außer mehreren bereits besonders erschienenen und schon oben angeführten Erzählungen, auch einige neue, wie z. B.: „Das Amselfeld“, „Mileva“, „Angora“, „Der vorletzte König von Bosnien“, „Die venetianische Hochzeit“, „Krusa“, „Agapia“, „Die Blutrache“ und „Die suliotische Rose“ enthält. Ch. zählt zu den beliebtesten Novellisten der neueren čechischen Literatur, er ist ein robuster Erzähler; ohne gerade auf den Effect los zu arbeiten, weiß er ihn doch immer zu erzielen. Sein Bestes sind aber seine kleineren im „Jih“ gesammelt erschienenen Erzählungen aus der südslavischen Geschichte, welche fast [419] in die meisten übrigen slavischen Sprachen übertragen wurden und sich durch den glücklich getroffenen Localton auszeichnen.

Národ, d. i. das Volk (Prager čechisches Parteiblatt) 1864, Nr. 170, im Feuilleton. – Národní Noviny, d. i. Volks-Zeitung (Prag) 1864, Nr. 182 u. 183: Literarische Erinnerung (im Feuilleton). – Hlas, d. i. die Stimme (Prager čech. Parteiblatt) 1864, Nr. 219: „Feier am Grabe des Proc. Chocholoušek“. – Prager Zeitung 1864, Nr. 158, in der Beilage. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1864, Nr. 160. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 168, S. 85, und Nr. 197. – Blätter für Theater, Musik u. s. w. Von Zellner (Wien, 4°.) 1864, Nr. 56 [erscheint daselbst irrig als Hacholouschek].[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. Chocholousek, Prokop [Bd. XIV, S. 416].
    Zlata Praha, d. i. das goldene Prag (čechisches illustr. Prager Blatt) 1864, Nr. 14, daselbst auch auf S. 166 sein Bildniß im Holzschnitt. [Band 23, S. 374]