BLKÖ:Cherrier, Nikolaus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 2 (1857), ab Seite: 335. (Quelle) | |||
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[336] dann in das Pesther Central-Seminarium geschickt, um an der königl. ung. Universität die Theologie zu hören. Nach 4 Jahren erhielt er die theologische Doctorswürde. Nun kehrte er in seine Diöcese zurück und wurde 1813 zum Caplan des Marktfleckens Zsombolya ernannt, am 9. Oct. 1814 nach Temesvár berufen, wo er als Archivar, Ceremonienmeister und Notar für den heil. Stuhl 6 Jahre wirkte. Diese Zeit widmete er wissenschaftlichen Studien. Nun nahm ihn der Fürst-Primas Alexand. Rudnay in seine Graner Erzdiöcese und ernannte ihn zum Professor der Mathematik und Geometrie am Lyceum zu Tyrnau. In dieser Stelle 11 Jahre hindurch thätig, wurde er 1831 Professor des Kirchenrechtes und der Geschichte. Die Mußestunden widmete er der Durchforschung von Documenten und wissenschaftlichen Arbeiten. Als im J. 1838 und in den darauf folgenden Jahren die Frage der gemischten Ehen eine dringende wurde und in Ungarn viele Streitigkeiten hervorrief, schickte ihn der Fürst-Primas u. Graner Erzbischof, Joseph Kopácsy, um die Sache zu einer gründlichen Lösung zu bringen, im J. 1840 und 1841 nach Baiern, Preußen, in die Schweiz, nach Belgien, Frankreich und England, damit er die in jenen Staaten bei gemischten Ehen übliche Disciplin kennen lerne und dann dieselbe im Wege der Presse den Landleuten bekannt gebe; damit Jedermann sich überzeugen könne, daß die gemischten Ehen auch in Ungarn so gehandhabt werden, wie in den übrigen kath. Ländern. Bei dieser Gelegenheit erhielt C. auch den Auftrag, das Unterrichtssystem, die Bildungsanstalten, Bibliotheken und Kunsthallen des Auslandes zu besichtigen, und alles, was er für Ungarn als nützlich erkannte, aufzuzeichnen. Dieses zweifachen Auftrags entledigte er sich glücklich. Einige Bruchstücke seiner Reise wurden vor einigen Jahren theils von ihm selbst, theils von Andern veröffentlicht. Im J. 1843 wurde C. zum Domherrn von Preßburg, 1846 zum Oberdirector des Preßburger Schulbezirkes und zum königlichen Rathe ernannt und er fungirte nun in den Versammlungen des Preßburger und Wieselburger Comitates, sowie auf dem Preßburger Landtag von 1848 als Capitular-Gesandter. C. schrieb in deutscher, lateinischer und magyarischer Sprache. Im Druck erschien von ihm in lateinischer Sprache: „Enchiridion Juris Ecclesiastici cum singulari ad alienas confessiones attentione“, 2 Bde. (Pest 1837, zweite Ausgabe ebendaselbst 1838, dritte Ausgabe zu Preßburg 1848. Die vierte vermehrte Ausgabe Pesth 1855, G. Emich); – „Institutiones historiae ecclesiasticae novi foederis“ 4 Bde. (Pesth 1840 und Wien 1854, Wallishausser); – „Oratio, qua ... Joanni Halász parentavit“ (Tyrnau 1830). – In ungarischer Sprache: „Egyházi jog, idegen felekezetek iránti figyelemmel“, d. i. Kirchenrecht, mit Rücksicht auf fremde Glaubenssecten, 2 Bde. (Tyrnau 1843); – „Köz Egyháztörténet“, d. i. Allgemeine Kirchengeschichte (Preßburg 1844); – „Több rendbeli tudományos czáfolatok és viták“, d. i. Mehrmalige Widerlegungen und Streitigkeiten (Preßburg 1841); – „A jó és czélszerü nevelés kellékei“, d. i. Die Erfordernisse der guten und zweckmäßigen Erziehung (Preßburg 1846); ferner sind in der „Nemzeti Ujság“, d. i. National-Zeitung und in der „Religio és Nevelés“, d. i. Religion und Erziehung, mehrere seiner magyarischen Abhandlungen enthalten. In deutscher Sprache gab er heraus, neben mehreren einzeln gedruckten Predigten, die Sammlung seiner homiletischen Vorträge unter dem Titel: „Christkatholisches Erbauungsbuch zur Belehrung, zum Troste und zur Beruhigung häuslicher Kreise, dargestellt in [337] Kanzelreden auf alle Sonn- und Feiertage des Jahres“ 2 Bde. (Preßburg 1852, Krapp, 8°.).
Cherrier, Nikolaus (Theolog, geb. zu Nagy-Ősz im Torontaler Comitat 8. Jänner 1790). Sein Vater Johann Dominik wanderte aus Frankreich aus, wo noch heut zu Tage seine altadelige Familie fortlebt, seine Verwandten kirchliche, militärische und Civil-Ehrenstellen bekleiden und als Schriftsteller thätig sind. Er ahnte den Ausbruch der Revolution von 1789, verließ sammt den Eltern das Vaterland und ließ sich in Ungarn nieder. Nikolaus wurde sehr sorgfältig erzogen, besuchte die Mittelschulen in Fünfkirchen, Großwardein und Szegedin, hörte den philosophischen Curs, und wurde auch in Sprachen, schönen Wissenschaften und Künsten unterrichtet. 1809 wurde er als Seminarist für die Csanáder Diöcese aufgenommen,- Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreib. Von Jakob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 71.