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BLKÖ:Bachmayr, Johann Nepomuk

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 111. (Quelle)
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Bachmayr, Johann N. (Dichter, geb. zu Neusiedl a. d. Z. V. U. M. B. am 28. Febr. 1819).[BN 1] Widmete sich der Rechtswissenschaft und erhielt die juridische Doctorwürde zu Wien. Mehrere in Almanachen und Zeitschriften zerstreute Gedichte beurkundeten bereits die poetische Begabung B.’s, gingen aber in einer Zeit, in der Alles dichtet, wo Jeder, der ein Paar leidige Strophen drechselt, sich für einen Priester Apolls hält, und das ohnehin rathlose Publicum durch dieses Drängen Unberufener zum Parnaß noch rathloser wird, spurlos vorüber. Erst eine größere selbstständige dramatische Arbeit: „Der Trank der Vergessenheit.“ Volksdrama in 5 Aufzügen von J. N. Bachmayr (Leipzig 1851, Brockhaus), wendete die allgemeine Aufmerksamkeit dem jungen vielversprechenden Dichter zu. B. theilte mit dieser Arbeit, die H. Hettner, der geistreiche Kritiker, „eine Tragödie im höchsten Sinne“ nennt, das Loos aller Propheten im Vaterlande; sie wurde geschmäht, in gewiß nicht ehrenwerther Absicht heruntergesetzt, und wurden gerade die entschiedenen Vorzüge des Stückes schlechtgemacht. Erst der tiefeingehenden Kritik des Auslandes mußte es vorbehalten bleiben, auf den Werth dieser Arbeit das große Publicum aufmerksam zu machen, und in einem ausführlichen Berichte über dieses Werk schreibt Hettner: „Blicken wir auf das Ganze, so meine ich, daß ich ein Recht hatte, Bachmayr eine tiefursprüngliche und echtdramatische Dichternatur zu nennen. Das ist eine Kraft der Charakteristik und eine Tiefe der Situationen, die das Größte erwarten läßt, wenn es anders die Ungunst der Zeit erlaubt, daß sich heutzutage eine gesunde Dichterkraft gesund entwickle.“ B. hat seit dieser Zeit nichts mehr veröffentlicht und lebt als Concipient bei einem Advocaten in Wien.

Blätter f. literarische Unterhaltung. Jahrgang 1851 (Leipzig, Brockhaus, 4°.) II. Bd. S. 712–720: „Bachmayr’s Trank der Vergessenheit“ von H. Hettner.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Bachmayr, Johann Nepomuk [s. d. Bd. I, S. 111]. Am 23. August 1864 hat B. seine Wohnung verlassen und ist nicht wieder dahin zurückgekehrt. Aus mehreren wenige Tage früher geschriebenen, an einzelne Freunde gerichteten Briefen erfährt man, daß er sein „Leiden mit seinem Körper in den Wellen der Donau zu begraben hoffte“. Er nennt sich darin „das Opfer eines wohlberechneten Eingriffes in sein Leben“. Es wurden, wie er schreibt, Träume und Hoffnungen in ihm erweckt, zu denen ihn seine bürgerliche Stellung niemals berechtigt hätte. „Diese Träume und Hoffnungen wurden von Menschen, die ich für meine Freunde hielt, jahrelang genährt; allein statt daß sich bisher auch nur die bescheidensten derselben erfüllt hätten, bin ich in Folge derselben um mein elterliches Besitzthum, um mein Vermögen, um meine Ehre und um meine Gesundheit gebracht worden“; so er selbst. Thatsache ist es, daß alle Bemühungen B.’s, eine Advocaturs- oder Notarsstelle zu erlangen, scheiterten. Obwohl viele Jahre bereits Advocatursconcipient und als solcher nicht ungeschickt, mußte er doch immer wieder bei weitem jüngere Aspiranten vorgezogen sehen, was ihn zugleich mit seinen Mißerfolgen auf der dramatischen Laufbahn tief verbitterte. Diese letzteren aber waren es, die seinen Namen in literarischen Kreisen bekannt machten. Wie schon in der Lebensskizze [Bd. I, S. 111] erwähnt wurde, machte er sich bei seinem ersten öffentlichen Auftreten durch eine geharnischte Polemik gegen Direktor Laube bemerkbar. Im Jahre 1860 ließ er auf seine Kosten das Trauerspiel „König [387] Alfonso“ (Wien, 8°.) drucken, das ungeachtet unläugbarer poetischer Schönheiten und philosophischer Tiefe dennoch keine Wirkung von der Bühne herab zu versprechen schien, da Director Laube nicht zu bewegen war, es zur Aufführung zu bringen. Und wieder entbrannte B. gegen den Feind seines dramatischen Talentes, wie er Laube einmal nannte, und begann 1862 von Neuem eine Polemik gegen denselben, die ebenso resultatlos blieb wie die erste, nur daß die Verstimmung des Dichters seit dieser Zeit sich steigerte und er seinem früheren poetischen Schaffensdrange mit Gewalt Einhalt gebot. „Ich trinke Bier nicht bloß weil es mir schmeckt, sondern aus Princip. Es soll mich – entpoetisiren“, bemerkte er eines Tages zu einem seiner Freunde. An den politischen Bewegungen der Zeit und Oesterreichs nahm er immer den lebhaftesten Antheil, und bezeichnend bleibt sein Ausspruch nach Erscheinen des Octoberdiploms (1859), das ihn in allen Erwartungen täuschte: „Schwarzgelb bin ich – vor Zorn“. Daß er übrigens mit dem Gedanken des Selbstmordes sich längere Zeit vor der That vertraut gemacht, erhellet aus einem Sonette, das die „Schlesische Zeitung“ (1864, Nr. 479) mittheilt. Obgleich überspannt, besaß B. ein so ausgesprochen heiteres Gemüth, daß der Herausgeber dieses Lexikons, der mit ihm befreundet war und manche schöne Stunde mit ihm verlebt hat, nie ahnte, B. werde diesen Ausweg ergreifen, um den wirklich unverdienten Chicanen des Lebens zu entgehen, und werde, da er sonst eine tüchtige Arbeitskraft war, genug Fond in der Poesie finden, um die Umtriebe seiner Gegner und Verfolger, wie sie es verdienten, mit den Waffen des Geistes abzuwehren. Ob ein poetischer Nachlaß vorhanden und in wessen Besitz derselbe gelangt, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt.
    Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 245. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 2. – Fremden-Blatt 1864, Nr. 245. – Demokrit (Wiener Spottblatt) 1864, S. 219 u. 224. – Der Botschafter (Wiener polst. Blatt) 1864, Nr. 268: Nachruf von Karl von Thaler. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 243: „Ein Verschwundener“. – Pester Lloyd (Pesther polit. Blatt) 1864, Nr. 207. – Gratzer Zeitung 1864, Nr. 234. – Laibacher Zeitung 1864, Nr. 220. – Bohemia (Prager Journal) 1864, Nr. 213, S. 677. – National-Zeitung (Berliner polit. Blatt) 1862, Nr. 97. [Die in den genannten Blättern enthaltenen Mittheilungen bringen interessante Einzelnheiten über Bachmayr]. [Band 14, S. S. 386 f.]