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Auskunftsmappe der Gartenlaube

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Titel: Auskunftsmappe der Gartenlaube
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aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 383
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[383] Auskunftsmappe der Gartenlaube. Auf unsere öffentlichen Anfragen bezüglich der „vermißten Landsleute jenseits des Oceans“ sind uns folgende Nachrichten zugegangen:

1. Emil Steger (Nr. 11 unserer Liste der Vermißten). Ueber ihn giebt uns die Wittwe Frau Marie Schäfer in Sorau folgende – leider traurige Nachricht, die einem Briefe ihres ältesten, 1863 ausgewanderten Sohnes entnommen ist. Er schrieb während des Bürgerkrieges aus dem Feldlager zwischen Alexandria und Colpepper am 5. October 1863: „In der Gegend von Görlitz soll ein Prediger Namens Steger sein, dessen Sohn war hier bei unserem Regiment, wurde in einem kleinen Treffen verwundet, wo wir die Verwundeten in einen nahegelegenen Wald trugen. Der Feind beschoß nachher den Wald und der junge Mann hat dort, nebst vielen Anderen, seinen Tod gefunden. Ist es Dir möglich, die Familie zu erfragen, so theile dies ihr mit.“ Nähere Auskunft würde durch den norddeutschen Consul in New-York oder die Gesandtschaft in Washington – durch Anfrage im Kriegsdepartement – um so leichter zu ermitteln sein, als man sein Regiment genau kennt: es war das 52. New-Yorker Volontair-Regiment, 2. Armeecorps, Washington, District Columbia, Compagnie B.

2. Albert Schröder (Nr. 1 unserer Liste). Frau Sophie Sommerschu in Corydon, Wayne County, Iowa, schreibt uns: „Ueber Herrn Albert Schröder aus Mühlberg an der Elbe, der das letzte Mal 1856 von Indianopolis aus schrieb, kann der unglücklichen Mutter vielleicht ‚Herr Adam Kistner, Eigenthümer des California Haus, Nr. 136 Illinois-Straße, Südwest-Seite (nahe dem Union Depot) in Indianopolis, Indiana, U. St. of America‘ irgendwelche Auskunft ertheilen. Indianopolis war 1856 noch ein sehr kleiner Ort, in welchem sämmtliche Bewohner recht gut einander kennen konnten, und Herr Kistner hat schon zwanzig Jahre dort seinen Wohnsitz.“

3. Karl Schmidtgen (Nr. 2 der Liste). Ueber ihn sind drei Briefe eingegangen. Die ohne Zweifel interessanteste Mittheilung auch für unsere übrigen Leser ist ein Brief des ehemaligen Commandanten des s. Z. vielberufenen Caperschiffes Alabama. Durch Herrn John Ruhm, Notary public und Attorney at Law in Nashville, Tenn., dazu veranlaßt, schreibt er:

„Mobile, Alabama, 4. März 1870.

Herrn John Ruhm in Nashville, Tenn.

Werther Herr! Ich habe Ihren Brief vom 28. v. M., worin Sie Auskunft über einen gewissen John Schmidtgen verlangen, erhalten. Wie Sie schreiben, diente der Genannte früher einmal auf dem Schiff ‚Emily Farnum‘. Die Auskunft, welche ich Ihnen geben kann, ist sehr spärlich. Ich erinnere mich, daß ich im October 1862, als ich die Alabama commandirte, ein Schiff jenes Namens gefangen nahm. Da genanntes Schiff ein neutrales Cargo am Bord hatte, gab ich dasselbe frei, ohne einen einzigen der Mannschaft mit mir zu nehmen. Der Capitain des Schiffes hieß Sims (nicht Semmes), war mir durchaus unbekannt und in keiner Weise verwandt. Seit jener Zeit habe ich weder von ihm noch von seinem Schiffe etwas gehört. Mit großem Bedauern darüber, daß ich den trauernden Verwandten, die die Nachfrage veranlaßten, nicht von größerem Nutzen sein kann, verbleibe ich achtungsvoll

Raphael Semmes.“

So schreibt Herr Semmes, einst der Schrecken des Atlantischen Oceans für den nordamerikanischen Kauffahrer, jetzt Rechtsanwalt in Mobile. – Dieser Brief erledigt von selbst den zweiten, in welchem Herr C. Inst zu Kandel in der Rheinpfalz die Adresse von Semmes Bruder in New-Orleans angiebt. Desto wichtiger ist der dritte, von Herrn Rud. Lichtenberg in Bremen, welcher den Capitain Simes noch im December des vorigen Jahres in Rangoon sah und bereit ist, selbst in dieser Sache an ihn zu schreiben. Uebrigens glaubt er, daß der amerikanische Consul in Rangoon, Herr John Holliday, eher im Stande sein werde, Auskunft über den Vermißten zu geben. Auch könnte an den deutschen Consul Herrn H. H. Krüger in Rangoon geschrieben werden, damit dieser vom amerikanischen Consulate Erkundigungen einziehe.

4. Hermann Köllner (Nr. 7 der Liste). Herr Karl Raab, Kaufmann in Dietz (Nassau) schreibt, daß er Anfang 1867 in Mexico einen Köllner kennen gelernt habe, der bei der französischen Fremdenlegion diente und beim Rückzug der französischen Truppen in Mexico zurückgeblieben sei. Er soll noch bis Ende Juli des genannten Jahres in Mexico gewesen und dann mit zehn bis zwölf anderen Deutschen über den Hafen San Blas nach Californien gegangen sein.

5. Fritz August Coblenz (Nr. 8 der Liste). Zwei Anerbietungen: Herr Jos. Brüssel in Leipzig (Brühl 11, erste Etage) hat einen Bruder in Batavia, der schon seit mehreren Jahren dort lebt und sich in höheren Kreisen bewegt; durch ihn hofft er Nachricht über den Vermißten zu erlangen. – Herr Henry Cox, Stud. aus der Polytechn. Schule zu Delft in Holland, schreibt, daß man sich in dieser Angelegenheit an den „Minister der Colonien“ zu wenden habe, welcher zu möglichster Auskunft in dieser Beziehung verpflichtet sei. Das Schreiben könne in deutscher oder französischer Sprache abgefaßt sein. Wenn aber dieser Jedem offene Weg erfolglos bleibe, dann sei er erbötig, selbst Schritte für die Auffindung des Vermißten oder der Nachricht über ihn zu thun. – Mitte Mai erhielten wir einen dritten Brief von Herrn Joh. Boes Lutzent in Amsterdam, demzufolge Koblenz (wie er ihn ausdrücklich, statt Coblenz, schreibt) am 7. Januar 1856 mit dem holländ. Schiffe „Amphitrite“ als Soldat nach Java abreiste und am 10. Januar 1862 auf der Heimreise in Brouwershaven am Bord des holl. Schiffs „Kosmopolit“ gestorben ist.

6. Julius Herrmann (Nr. 10 der Liste). Herr Gasmesser-Controleur Herrn. Kollenk in Leipzig giebt den Rath, eine Anfrage an „Hrn. Gottlob Große, 9. Ward, Teutonienstraße in Milwaukee, St. Wisconsin“ zu richten – und eine mündliche Nachricht sagt, daß Herr Pfeifer, der Compagnon Herrmann’s in Milwaukee, noch lebe und daß ein Brief an ihn am sichersten durch Herrn Theodor Pfeifer in Leipzig, Brühl Nr. 77, besorgt werde.