Auf der Alpenreise
[564] Auf der Alpenreise. (Zu dem Bilde S. 561.) Man sieht, es sind gute Freunde, die hier voneinander Abschied nehmen. In manchem früheren Herbst erschien der lustige Maler mit Skizzenbuch und Feldstaffelei, um wochenlang von dem gemütlichen tiroler Wirtshäusel aus seine Streifzüge zu machen, und sie hatten ihn alle gern, die Wirtin samt ihren Buben und Mädeln. Heuer nun brachte er statt des Malgerätes ein liebliches junges Frauchen mit und jetzt geht es nach eintägiger Rast weiter, über die Paßhöhe dem Süden zu. Für die zarte Städterin, die übrigens mit etwas mißtrauischem Blick die harmlose Vertraulichkeit ihres jungen Eheherrn mit seinen schmucken Wirtsleuten betrachtet, mußte ein Maultierchen geschirrt werden, der älteste Bub’ wird es führen, während der junge Gatte auf derben Nägelsohlen nebenher marschiert und ihr all die Schönheit zeigt, die ihn früher entzückte und heute doppelt entzückt. Auf dem Rastplatz kommt dann der vom alten Hausknecht sorglich gefüllte Proviantsack zu Ehren und dort auf luftiger Höhe bei Tannenrauschen und Quellgeriesel mit dem weiten Ausblick über Thal und Berghöhen würde das junge Paar nicht mit den Größten und Reichsten dieser Welt tauschen. Wer einmal ähnliche Glückszeiten erlebt hat, wird das hübsche Bild mit besonderem Anteil betrachten, aber auch andere dürften sich an dem Anblick dieses gemütlichen Bergidylls abseits von dem Getöse der großen Verkehrsstraßen erfreuen. Bn.