Antwort an Herrn Karl Hadermann
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Antwort an Herrn Karl Hadermann.
„Nein, Alles ist dahin! – Nur eines bleibt:
Die Thräne hat uns die Natur verliehen;
Den Schrey des Schmerzes, wenn der Mann zuletzt
Es nicht mehr trägt – Und mir noch überdem,
Sie ließ im Schmerz mir Melodie und Rede,
Die tiefste Fülle meiner Noth zu klagen.
Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummet,
Giebt mir ein Gott zu sagen, wie ich leide.“
Torquato Tasso von Göthe, S. 220.
Freund! vergebens ist der Menschheit Flehen
Bey dem Sturme, der uns niederbeugt.
Noch läßt sich kein Elphenkönig sehen,
Der mir Trost in schönen Träumen zeigt;
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Mit des Bechers süßem Labetrank,
Und mit seines Hornes Zauberdrehen
Meine Leiden zu entfliehen zwang.
Aber das, was mir allein geblieben,
Das selbst seinen bittern Feind zu lieben
Willig ist, von aller Rachsucht frey.
Das in meines Glückes Morgenröthe
Reine Wonne nur im Geben fand,
Aus der Vorsicht väterlichen Hand.
Aber, wenn im dumpfen Schmerzgefühle
Dieser Blick voll Wehmuth um sich sieht,
Sieht, wie hier im prunkenden Gewühle
Wie hier Komus, Faunen und Satyren
Mit dem Bacchus und dem Gott der Lust
Lieblinge in Plutus Tempel führen –
Dann erbebt dies Herz in meiner Brust.
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(Ach, mit einem ohnmachtsvollen Zorn!)
Der den Armen, nach durchweinten Nächten,
Nichts gewährt aus Amaltheens Horn.
Der den Tasso, bis zum letzten Tage
Und ihn erst das Ende seiner Plage
Mit des Herzens letztem Pulsschlag wieß.
Und du, Buttler, der bey reichen Britten –
Wie zu Pisa Ugolino – starb;
Das den Ruhm der Großmuth sich erwarb.
Statt des Brodtes, das man dir versagte,
Gab man deinem schlummernden Gebein,
Mann der Leiden, den kein Glücksstern tagte,
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Und dein guter Rousseau – der Verkannte –
Der, getreu der Wahrheit und Natur,
Für das Wohl gedrückter Menschheit brannte,
Für die Einfalt seiner stillen Flur.
Unter Pappeln eine neue Welt,
Wo nach edlem, unermüd’tem Streben
Julien der Tugend Glanz umhellt. –
Aber wenn die Sterblichen verzagen,
Wird der Dichter hoch empor getragen,
Wo die Quelle Aganippens rinnt.
Dort greift er in seine goldne Leyer,
Spielt und singet seiner Leiden Schmerz,
Singt er sich Elysium ins Herz.
Ha, auch mich erhebt auf Adlersschwingen
Kühn mein Genius zum Musenthron;
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Und ein Gott giebt Töne mir zu singen,
Hör’ ich nicht der Sphären Harmonien?
Dich, ο Freund, der in dem süßen Drang,
Sanft umschwebt von holden Phantasien,
Ruhe mir in meine Seele sang? –
Und der Freundschaft himmlische Magie;
Freund, bey dieser lesbisch-süßen Leyer
Wird der Schrey des Schmerzes Melodie.
Und, gestählt durch ihre Zaubersaiten,
Wo die Musen unsre Schritte leiten
Bis zu Charons sorgenfreyen Kahn.