An unsere Leser! (Die Gartenlaube 1896/52)
Begleitet und gefördert von der treuen Anhänglichkeit der großen Gemeinde unserer Leser und Mitarbeiter, hat wiederum ein Jahrgang der „Gartenlaube“ seinen Abschluß erreicht und ein neuer, der fünfundvierzigste, beginnt zu erscheinen. Von dem Vertrauen getragen, das uns auch während des vergangenen Jahres der schönste Lohn für unser Mühen war, werden wir weiter bestrebt sein, der „Gartenlaube“ jenen Geist echter Volkstümlichkeit zu wahren, durch den sie von Beginn an ihren Charakter erhielt und dem sie die von keinem anderen illustrierten Familienblatt erreichte Verbreitung und Beliebtheit verdankt, deren sie sich seit nahezu einem halben Jahrhundert erfreut. Als ein weithinwirkendes Organ der Aufklärung, der Volksbildung und der Vaterlandsliebe, wird sie auch im kommenden Jahr voll warmer Hilfsbereitschaft an allen Fragen des Gemeinwohls teilnehmen. Der deutschen Familie ohne Unterschied des Standes und der Konfession für die Stunden der Erholung am häuslichen Herd eine ungetrübte Quelle poetischer Erbauung, anregender Belehrung, dem Gemüt wohlthuender Unterhaltung zu bieten: dies ist und bleibt allezeit die Hauptaufgabe der „Gartenlaube“ – mag auch der mäkelnde Neid ihr die Hingabe an dies schöne und edle Ziel als Schwäche auslegen. Auf der Verfolgung dieses Ziels beruht ihre Stärke! Sie erfüllt damit – zumal in unserer gärenden Zeit – eine Mission von hoher nationaler und kultureller Bedeutung.
Auch für den neuen Jahrgang sind wir durch altbewährte und neugewonnene Mitarbeiter in stand gesetzt, unsern Lesern eine reiche Auswahl gehaltvoller und fesselnder Erzählungen bieten zu können. Eröffnen wird denselben der mit Spannung erwartete Roman
Aus dem reichen und sorgfältig gewählten Inhalt unserer Mappen nennen wir ferner:
Roman aus der Zeit der Hexenprozesse. Von Ernst Eckstein.
Onkel Zigeuner.
Novelle von Marie Bernhard.
Die Hansebrüder. Roman von Ernst Muellenbach (Ernst Lenbach).
Caligula und Tito.
Italienische Novelle von H. Rosenthal-Bonin.
Unsere Krischane.
Erzählung von Charlotte Niese.
Das Tagebuch.
Humoreske von Hans Arnold.
Unter der Linde.
Novelle von Wilhelm Jensen.
Der Stoandlnarr.
Eine tiroler Geschichte von Rudolf Heinrich Greinz.
Auf dem Kynast.
Erzählung aus den Befreiungskriegen. Von Rudolf v. Gottschall.
Charakterbild von Karl Wolf-Meran.
Dann Erzählungen von Marie v. Ebner-Eschenbach, Ludwig Ganghofer, Stefanie Keyser, Ernst Wichert, Isolde Kurz, Victor Blüthgen, Eva Treu, O. Verbeck, Johannes Wilda u. a.
Aus dem Vorrat von belehrenden Aufsätzen, die für die nächsten Nummern der „Gartenlaube“ bestimmt sind, heben wir folgende hervor: „Gesundheit und Kleidung“ von Prof. H. Buchner, „Die traumatische Neurose“ von Prof. Paul Fürbringer, „Die Sehschärfe der Naturvölker“ von Prof. Herm. Cohn, „Der Liebeszauber“ von Prof. Max Haushofer, „Ueber das Alter“ von Rudolf v. Gottschall, „Spiele in Eis und Schnee“ von Balduin Grosser, „Die Elektricität im Haushalt“ von F. Bendt, „Auf den Goldfeldern Australiens“ nach Mitteilungen von Bergrat Schmeißer, „Holzfällerleben in den Urwäldern Nordamerikas“, ein Kulturbild von Hans Maria v. Kadich, „Die Südpolarforschung“ von Prof. Sophus Ruge.
Außerdem können wir noch mitteilen, daß die Rubrik der kleinen illustrierten Mitteilungen und Winke für allerlei nützliche Beschäftigungen und Arbeiten im Hause bedeutend erweitert werden wird.
In dieser Weise wird die „Gartenlaube“, gehoben durch einen reichhaltigen, sorgfältig hergestellten Bilderschmuck, nach wie vor ihren Pflichten alsSylvester 1896. Redaktion und Verlag der „Gartenlaube“.