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An mein Reitpferd

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: August Ernst von Steigentesch
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Titel: An mein Reitpferd
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1799, S. 45 – 47
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1799
Verlag: J. G. Cotta
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[45]
An mein Reitpferd.


O Thier, das schnell wie Wolkenflug
Mich oft zu Linas Küssen trug,
Dir Dank und Lohn zu geben
Soll dich mein Lied erheben.

5
Oft eiltest du bei Sturm und Nacht

Von ihr gewünscht, von ihr gedacht,
Auf dir bekannten Wegen
Der Wartenden entgegen.

Du schliefst im Gras, wenn leise sich

10
Mein Schritt am Haus vorüberschlich,

Um zwischen den Gesträuchen
Im Garten hinzuschleichen.

Wie schnell mich dort ihr Arm umfing,
Wie glühend Lipp’ an Lippe hing,

15
Um ewig unsre Seelen

Im Kusse zu vermählen!

[46]

Da floh die Nacht minutenschnell!
Ein Blick von ihr so sanft, so hell,
Ein Hauch aus ihrem Munde

20
Beflügelte die Stunde.


„Horch! dreimal brummt der Glocke Ton
Sieh! Nacht und Sterne schwinden schon,
Der Vollmond wiegt sich blässer
Im schlafenden Gewässer.

25
„Fort, fort! eh’ Argwohn und Verdacht

Am Fenster lauscht, im Haus’ erwacht.
Die Morgenlüfte wehen,
Man darf dich hier nicht sehen.“

Ich wand mich los, ich kam zurück,

30
Mich hielt ihr Kuß, mich hielt ihr Blick,

Ihr Arm, um mich gewunden,
An diesen Ort gebunden.

Dann fort zu dir, und Peitsch’ und Sporn
Trieb dich durch Moor und Sumpf und Korn,

35
Mit Phöbus ersten Pfeilen

Dem Argwohn zu enteilen.

[47]

Dein Sommer schwand, dein Feuer wich,
Doch sollst du ruhig hier, wenn dich
Des Winters Flocken färben.

40
An meiner Krippe sterben.
von STEIGENTESCH.