An einen Moralisten
Betagter Renegat der lächelnden Dione!
Du lehrst, daß Lieben Tändeln sey,
Blikst von des Alters Winterwolkenthrone
Und schmälest auf den goldnen May.
Für eine warme Welt – taugt ein erfrorner Sinn?
Die Armuth ist, nach dem Aesop, der Schäze
Verdächtige Verächterin.
Einst als du noch das Nymfenvolk bekriegtest,
Ein Himmelreich in beiden Armen wiegtest,
Und Nektarduft von Mädchenlippen zogst?
Ha Seladon! wenn damals aus den Achsen
Gewichen wär so Erd als Sonnenball,
Du hättest überhört den Fall.
Und wenn nach manchen fehlgesprengten Minen
Ihr eignes Blut, von wilder Lust geglüht,
Die stolze Tugend deiner Schönen
Wie? oder wenn romantisch im Gehölze
Ein leiser Laut zu deinen Ohren drang,
Und in der Wellen silbernem Gewälze
Ein Mädchen Sammetglieder schwang?
Aufrührerisch das scharfgejagte Blut!
Zukt jede Senn – und jeder Muskel pochte
Wollüstig in die Flut!
Wenn dann gewahr des Diebs, der sie belauschte,
Ins blaue Bett die Schöne niederrauschte,
Und hintennach mein strenger Zeno – schwamm.
Ja hintennach – und sey’s auch nur zu baden!
Mit Rok und Kamisol und Strumpf –
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Der Grazien Triumf!
O denk zurük nach Deinen Rosentagen,
Und lerne, die Philosophie
Schlägt um, wie unsre Pulse anders schlagen,
Wohl! wenn ins Eis des klügelnden Verstandes
Das warme Blut ein bischen muntrer springt!
Laß den Bewohnern eines bessern Landes
Was ewig nie dem Erdensohn gelingt.
Den gottgebornen Geist in Sklavenmauren ein –
Er wehrt mir, daß ich Engel werde;
Ich will ihm folgen Mensch zu seyn.