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An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Ludwig Thoma
unter dem Pseudonym
Peter Schlemihl
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Titel: An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine
Untertitel:
aus: Zeitschrift „Simplicissimus
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 25. Oktober 1904
Verlag: Albert Langen
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Simplicissimus
Jg. 9, 1904, H. 31 (PDF), S. 309
Kurzbeschreibung:
Auf Grund dieses Gedichtes verbüßte Thoma vom 16.10.–27.11.1906 in München eine sechswöchige Gefängnisstrafe, wegen „Beleidigung und der öffentlichen Beschimpfung einer Einrichtung der christlichen Kirche mittels Presse“.

Die Zeichnung von Olaf Gulbransson (1873–1958) ist nicht gemeinfrei und wurde deshalb unkenntlich gemacht.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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[309]

An die Sittlichkeitsprediger in Köln am Rheine

Warum schimpfen Sie, Herr Lizentiate,
Ueber die Unmoral in der Kemenate?
Warum erheben Sie ein solches Geheule,
Sie gnadentriefende Schöpsenkeule?

5
Ezechiel und Jeremiae Jünger,

Was beschmeußen Sie uns mit dem Bibeldünger?
Was gereucht Ihnen zu solchem Schmerze,
Sie evangelische Unschlittkerze?

Was wissen Sie eigentlich von der Liebe

10
Mit Ihrem Pastoren-Kaninchentriebe,

Sie multiplizierter Kindererzeuger,
Sie gottesseliger Bettbesteuger?

Als wie die Menschen noch glücklich waren,
Herr Lizentiate, vor vielen Jahren,

15
Da wohnte Frau Venus im Griechenlande

In schönen Tempeln am Meeresstrande.

Man hielt sie als Göttin in hohen Ehren
Und lauschte willig den holden Lehren.
Sie reden von einem schmutzigen Laster,

20
Sie jammerseliges Sündenpflaster!


Sie haben den Schmutz wohl häufig gefunden
In Ihren sündlichen Fleischesstunden
Bei Ihrem christlichen Eheweibchen?
In Frau Pastorens Flanellenleibchen?

                                             Peter Schlemihl