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An den May

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Susanne von Bandemer
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Titel: An den May
Untertitel:
aus: Neue vermischte Gedichte, S. 92–93
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1802
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[92]

An den May.


Holder Schöpfer süßer Triebe,
Junger wonnereicher May!
Glück und Hoffnung und die Liebe
Sind in dir mir ungetreu.

5
Nie wird dieses Herz empfinden

Deiner Wonne Seligkeit:
Reiz und Jugend sah ich schwinden
Vor der uns bestimmten Zeit:

Denn der Gram gab ihnen Flügel;

10
Und sein Mehlthau traf das Herz.

Keiner weisen Stoa Zügel
Zähmt der Seele wilden Schmerz.

May, dein schönster Tag ist trübe,
Deinen Zephyr fühl’ ich nicht;

15
Weil der süße Trost der Liebe,

Mir, Unglückliche! gebricht.

[93]

Deine Sänger auf den Bäumen
Singen mir nicht Lieb’ und Scherz.
Wachend klag’ ich, und in Träumen

20
Blutet mein verrathnes Herz.


Wird der Kampf so lange währen
Bis die letzte Kraft versiegt?
Bis, geschwächt durch Gram und Zähren,
Endlich die Natur erliegt? –

25
Komm, du letzter meiner Tage!

Todesengel komm herbey!
Mache mich von aller Plage
Und der Liebe Schmerzen frey!