An den Herrn van Santen zu Leyden
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An den Herrn van Santen zu Leyden, über ein von ihm mir zugeschicktes altes Lateinisches Epigramm: Die Mutter von Byzanz. (*)
Bewundern kann ich sie, vom Alterthum besungen,
Das Weib, die ihren Sohn verlor. Doch ach!
Ihr nachzuahmen fühl’ ich mich zu schwach.
Er hatte als ein Held den Siegeskranz errungen;
(*) Viderat exanimem mater Byzantia natum,
Forte facti patriis dum sua vota sacris,
Impositumque suis juvenem, quae gesserat, armis,
Et madida hostili tela manusque nece;
Mox, nec scissa comam mater, nec territa casu
Femina, fortuna celsior ipsa sua,
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Allein, wird mir mein Sohn durch Feindes Schwert entrissen,
Dann muß mein Herz auch diesen Nimbus missen,
Weil man von ihm nichts weiter sagen kann,
Nate, ait, egregium patrite per saecula nomen,
Quam non degeneri funere, nate, iaces!
Nunc demum peperisse juvat; dolor omnis abesto;
Nunquam ego, te nato, non bene mater ero.[1]
Einst in Byzanz sieht, an dem Altar der Familiengötter,
Eine Mutter den Sohn, während sie opfert, entseelt.
Todt liegt über dem Schilde, den jüngst er noch führte, der Jüngling
Noch von der Feinde Blut Waffen und Hände benezt.
Hingegeben, durch sich über ihr Schicksal erhöht:
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Als dieß: „Hier fiel, vom Feind’ erschlagen,
Zu schwach, den Kampf mit Männern zu bestehn,
Eh’ er noch fünfzehn Mahl den frohen Lenz gesehn.“
„Ewig dem Vaterlande nun“ ruft sie „heiliger Name,
O wie deines Geschlechts würdig erlagest Du, Sohn!
Nun erst bin ich beglückt, daß ich Mutter ward. Klagen, verstummet
Deine Mutter bereut nimmer es, daß sie gebahr.“
Übersetzt von dem Herrn Professor Spalding zu Berlin.
- ↑ Siehe Burmanns Anthologie T. 2. p. 201.