An alle deutschen Herzen
An alle deutschen Herzen.
Es geht durch’s Land der Schrei der Noth; er will an jeden Busen klopfen.
Für heiße Wunden purpurroth – o, gebt der Liebe Balsamtropfen!
Für arme Kinder, blaß und krank – o, füllt die kleinen Kinderhände!
Dem Weib, dem der Ernährer sank – o, reicht des Goldes Segensspende!
Nun schweigt die Stimme der Partei, nun hat das Herz ein Recht zu sprechen!
Im Land des Ziska, Land des Huß, am Fuß der Wartburg, an der Elbe
Kanonendonner, Flintenschuß, Schwarzweiße wider Schwarz und gelbe!
Dem Banner treu, der Krieger steht, Gewehr im Arm, im Land der Czechen,
Dann ist’s kein Fleh’n um’s eigne Ich und keines Feiglings heimlich Weinen,
Er spricht: „Der Himmel schütze dich, mein liebes Weib, und meine Kleinen!“
Dann seufzt der Mann in sich hinein: „Was frag’ ich nach des Feindes Schüssen!
Doch weh’, wenn Weib und Kinder mein daheim am Heerde darben müssen!“
Das Gold, zu eig’ner Lust bestimmt, o, gebt’s den Blassen, Kummerbleichen!
Hierher, die ihr beim Becher Wein noch fröhlich seid, daß euch’s erbarme!
Kein Becher Wein für euch allein, ein Tröpflein immer auch für Arme!
Und dunkler mal’ ich noch mein Bild und muß noch immer düst’rer malen!
Es steht im schwarzen Kleide nicht die Wittwe bei des Gatten Grabe;
Kein stammelnd Vaterunser spricht das Mägdlein und der kleine Knabe.
Kein Kranz, kein Todtendiadem! Kein Weihspruch, keine Trauerlieder! –
Auf’s Haupt der nasse, gelbe Lehm und auf den Lehm der Rasen wieder!
Wie wild der Puls im Fieber fliegt! Nach Labung rings die Lippen lechzen.
Da ruh’n sie, die das Blei gemäht, der Lanzenstoß, die Kolbenschläge;
Nun thut die Arbeit früh und spät die Zange und die Knochensäge.
Sie ruh’n, verwundet und zerfleischt, die kühn gekämpft in wilden Schlachten.
Ja, also ist’s und härter noch! – Noch weilen wir bei Weib und Kindern!
Doch wir, wir können Eines doch, das Eine: Noth und Leiden lindern!
Du Jungfrau mit der ros’gen Wang’, was frommt es, daß die Perlen gleißen?
Was soll die reiche, güld’ne Spang’ dem Arm, dem runden, schwanenweißen?
Denk’, wie der bitt’re Hunger schmerzt – und laß kein Aug’ vergebens weinen!
Zu Hülfe! Hier ist Hülfe Noth! – Die Herzen und die Säckel offen!
Die Wunden brennen blutig roth – laßt nicht umsonst auf Balsam hoffen!
Für arme Kinder, blaß und krank – o, füllt die kleinen Kinderhände!
Noch sät Verderben Blei und Erz beim Schmettern der Trompetentöne, –
Den Säckel auf und auf das Herz, für eure Brüder, eure Söhne!
So ruft Emil Rittershaus, der Sänger am Rhein, dem deutschen Volke zu. In demselben Geiste gestattet auch der „Gartenlaube“ für unsere armen deutschen Verwundeten ein bittend Wort. Zwar wird an vielen Orten, besonders in der Nähe der Heerzüge, wo der Anblick der Verwundeten direct zu den Herzen spricht, bereits eifrig an Verband- und Erquickungsmitteln gesammelt, – aber der Hülferuf aus den Lazarethen wird nach jedem neuen Gefecht dringender und herzzerreißender werden die Nachrichten, wie Hunderte, ja Tausende der tapfern Soldaten nach unsäglichen Entbehrungen und Kämpfen als Verwundete Tage lang nach Hülfe, nach Verband, und Erquickung schmachten „Die Noth der Verwundeten ist furchtbar!“ ruft man von den Schlachtfeldern her. Bei Königgrätz allein deckten zwanzigtausend das Feld! – Da gilt es rasche That zur Rettung der armen Opfer eines solchen Kriegs! Und dazu bietet die „Gartenlaube“ hiermit die Hand.
Zu vielen Orten, die abseits von den heutigen „Heerstraßen“ liegen, findet die „Gartenlaube“ den Weg, und namentlich dort möchte sie anpochen, wo es vielleicht nur an äußerer Veranlassung und Gelegenheit gebrach, die Opferfreudigkeit zu wecken. Die Redaction der Gartenlaube ist bereit, Geldsendungen jeden Betrags anzunehmen und dahin zu befördern, wo sie am nothwendigsten sind. Möge ihre Bitte die alten offenen Herzen finden! Wer einen Verwundeten erquickt, thut’s allen Lieben desselben mit, die vielleicht in eigener bitterster Noth nichts thun können, als jammern und beten. Wo aber Leben zu erhalten, Schmerzen zu lindern sind, da gilt es Eile! Eile!
Sollten wir so glücklich sein, eine größere Summe zusammenzubringen, als die augenblickliche Noth zu ihrer Linderung erfordert, so würde eine Stiftung zur Unterstützung der armen Hinterbliebenen unserer Gefallenen sicherlich nach dem Geist und Herzen aller Geber sein und Ihre Gabe fruchttragend machen noch für lange Zeit. Möge dieser Gedanke Leben gewinnen zum Trost für viele jetzt so Unglückliche!
Als erste Beiträge gingen auf persönliche Verwendung ein: