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An Mignon

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Ludwig Thilo
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Titel: An Mignon
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1799, S. 235 – 236
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1799
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[235]

 An Mignon.

      Im Herbst, in heitrer Abendstille,
Da trugen sie zur Gruft hinab
Die theuren Reste deiner Hülle
Und senkten sie ins dumpfe Grab.

5
      Und deine Mitgespielen sangen

Im Mädchen und im Jünglings-Chor;
Dann kehrten sie mit nassen Wangen
Still wieder in das Leben vor.
      Du selbst erwachest bald vom Schlummer,

10
Dann öfnet sich der frische Blick,

Und der verschmähten Liebe Kummer
Versinkt ins öde Grab zurück.
      Du rettest froh die heil’gen Gluthen
Die dein verkanntes Herz durchwallt,

15
Aus diesen kalten Lebensfluthen

In die verklärte Lichtgestalt.
      Auch meinen Leib hat bald der Kummer,
Wie einst den deinigen zernagt,
Ich schlafe fest den Todesschlummer,

20
Bis mir das beßre Leben tagt.
[236]

     Dann find’ ich dort an deinem Herzen
Des wärmsten Mitgefühles Glück,
In Wehmuth lösen meine Schmerzen
In Thränen sich der Sehnsucht Blick.

L. THILO.