An Garibaldi
Endlich, Alter von Caprera, stimmst Du ein in Deutschlands Ruhm,
Und von deutscher Kraft erwartest Du ein würdig Menschenthum.
So ist’s recht, wir wußten’s lange, lange haben wir’s ersehnt,
Und beklagt, daß guten Samen Du in morscher Frucht gewähnt.
Doch Dein ideales Streben hat zum Irrthum Dich verleitet,
Bis das Treiben der Gemeinheit endlich Deinen Blick geweitet.
Großer, Edler, Guter, Tapfrer, Deine unbefleckte Hand,
Die selbst Deines Volkes Gabe wiedergiebt dem Vaterland,
Endlich reichst Du sie den Deutschen, endlich würdigst Du ihr Wesen,
Endlich ahnst Du, daß zu Kämpfern wahrer Freiheit sie erlesen,
Wahrer Freiheit, die im Strahle Eines Tags nicht mühlos reift,
Nein, die erst nach schwerer Arbeit wird vom Baum des Volks gestreift.
Erst das Volk, und so die Menschheit, erst der Baum, und so der Wald –
Einen Jeden laß’ erwachsen, in ureigener Gestalt:
Jeder ziehe seine Blüthen, und der Wind der Freiheit mischt
Endlich aller Duft zu einem, der den ganzen Wald erfrischt.
Wohl erquickt’s, daß deutschen Wesens kräftige und tiefe Art
Auch von Dir, dem edeln Greise, endlich doch gepriesen ward.
Konnt’ es anders sein? Die Edeln haben fürder keine Wahl,
Deutsch ist, wer von Herzen trachtet nach der Menschheit Ideal.