Am Kindersarge
Ich stand in namenloser Pein
Am Sarg von meinem Töchterlein.
Man hatte mir schier meine Seele zerschnitten
Mit Beileidsbesuchen und Trauervisiten,
Die blutenden Wunden im Innersten zeigen.
Verstört in meinem tiefsten Sein,
Stand ich am Sarg vom Töchterlein.
Am Abend blieb ein Bettchen leer;
Die Mutter, sie räumte nun Kisten und Spinde
Die Spielsachen all’ vom gestorbenen Kinde,
Und d’rauf in der Nacht, von dem Grame zerrissen,
Wie haben wir beide geschluchzt in die Kissen,
Nicht Hülfe sei genug gethan!
Wohl kam der Schlaf zuletzt herbei,
Doch ward ich nicht vom Jammer frei.
Die zitternden Lippen, geöffnet zum Flehen,
Im Traum in der Nacht, auch die brechenden Blicke.
Da hab’ ich gehadert mit meinem Geschicke –
Verzeih’ mir’s Gott! – als ich erwacht
Nach jener Folterqual der Nacht.
Schlich unser Mädel, unser Bub’,
Sie streichelten freundlich uns Stirne und Wangen!
Sie hielten uns liebend und kosend umfangen,
Und als wir geschaut in die frischen Gesichter,
Sie sprachen leis’: „Mama, Papa,
Weint nicht! Wir sind ja auch noch da.“
Dann, allgemach, ertrug gefaßt
Die Brust des Kummers schwere Last.
Die herzigen Kinder, die uns noch geblieben,
Und glaubten zu seh’n in der Aeugelein Scheinen
Den Abglanz vom Aug’ der begrabenen Kleinen.
So ward zur Wehmuth uns die Pein