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Am Jahrestag

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Am Jahrestag
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 48-49
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum: 1895
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[48]
Am Jahrestag.

(27. September 1888.) [1]

     Heut ist’s ein Jahr, daß man hinaus Dich trug,
Hin durch die Gasse ging der lange Zug,
Die Sonne schien, es schwiegen Hast und Lärmen,
Die Tauben stiegen auf in ganzen Schwärmen.

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Und rings der Felder herbstlich buntes Kleid,

Es nahm dem Trauerzuge fast sein Leid,
Ein Flüstern klang mit ein in den Choral,
Nun aber schwieg’s, – wir hielten am Portal.

     Der Zug bog ein, da war das frische Grab,

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Wir nächsten Beide sahen still hinab,

Der Geistliche, des Tages letztes Licht
Umleuchtete sein freundlich ernst Gesicht,
Und als er nun die Abschiedsworte sprach,
Da sank der Sarg und Blumen fielen nach,

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Spätrosen, roth und weiße, weiße Malven

Und mit den Blumen fielen die drei Salven.

[49]
     Das klang so frisch in unser Ohr und Herz,

Hinschwand das Leid uns, aller Gram und Schmerz,
Das Leben, war Dir’s wenig, war Dir’s viel?

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Ich weiß das Eine nur, Du bist am Ziel,

In Blumen durftest Du gebettet werden,
Du hast die Ruh nun, Erde wird zu Erden,
Und kommt die Stund’ uns, Dir uns anzureihn,
So laß die Stunde, Gott, wie diese sein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. am 27. September 1887 starb der Sohn George