Am Grabe Ferdinand Lassalle’s
Am Grabe Ferdinand Lassalle’s.
Wohl mag den Blick ein Trauerflor umfangen,
Wohl mag die Wehmuth diesen Sarg umstehn.
Hier ziemen Thränen selbst auf Männerwangen
Und Eisenbrüste muß der Schmerz durchwehn. –
Stimmt denn zum ernsten Trauerklang die Saiten,
Laßt weh’ erzitternd sie bei jedem Schlage,
Bis sie verstummen, Grabestöne läuten.
An seinem Grabe werden Massen klagen.
Daß Nichts ihr tief’re Wunden konnte schlagen,
Als diesen einz’gen Heldenarm’s Verlust!
Das kommende Jahrhundert wird bedauern,
Daß er so früh in’s Nichtsein hingesunken,
Zu Flammen fachen seines Geistes Funken.
Ihr, die ihr stets als Freunde um ihn weiltet,
Die seiner Größe eure Knie gebeugt,
Die ihr des Daseins Freuden mit ihm theiltet,
Wer von euch hat noch Recht, ihn sein zu nennen?
Wer schmeichelt noch in’s Antlitz ihm, in’s bleiche?
Jetzt, wahre Freunde, gebt euch zu erkennen!
Dem Proletarierthum gehört die Leiche.
Für dessen Rechte er den Giftkelch trank,
Sie, die gefesselt stets im Joche keuchten,
Sie zollen willig dem Befreier Dank.
Will denn kein Meister ihm die Denkschrift setzen!?
Wird um so schärfer er die Züge ätzen,
Untilgbar leuchtend an der Welten Enden.
So eint euch denn, ihr Treuen, um die Bahre,
Das Banner hoch, das seiner Hand entfiel,
Wer mit uns kämpfen will für gleiches Ziel.
Die Rechte hoch, die starke, eisenfeste,
Geschickt zur Kunst, gestählt zum Tagewerke!
Laßt frei ertönen unsern Schwur zur Veste,
Was du begonnen, soll nicht untergeh’n!
Wir spielen weiter. Her den Würfelbecher!
Wir wollen fest trotz allen Stürmen stehn.
Nur näher brachte uns dein Fall zum Ziele.
Wird gleich kein zweiter uns, wie du, geboren,
Wir können Nichts verlieren bei dem Spiele.
Wir schwören, dir ein Denkmal zu errichten,
Von Marmor nicht, noch prunkenden Gedichten,
Gemodelt nicht in fremder Künstler Hand!
Dies Denkmal sei das Werk, wozu dein Hammer
Das Fundament gelegt mit mächt’gen Schlägen,
Und wollen nie die Arbeit niederlegen!
Und bis es steht, bis weit in starken Bogen,
Der Bau sich über unsern Häuptern hebt,
In seinen Schatten all’ die Müden zogen,
Soll nimmer Zwietracht unsern Bund berühren,
Dein Banner uns zum starken Ganzen einen,
Dein Vorbild uns zum Kampf und Siege führen!
Dies schwören wir, dies halten wir, die deinen.“