Am Beichtstuhl
Am Beichtstuhl.
Im Dome ist’s, im Schutz der heil’gen Mauern;
Am Beichtstuhl hingesunken kniet ein Weib,
– Der Priester zürnt – und wie in Fieberschauern
Durchzuckt es schmerzensvoll den jungen Leib.
Daß dich der Eif’rer in den Bann gethan!
Hast eines Ketzers Liebe du geduldet?
Ergriff dich selbst des Ketzerglaubens Wahn?
Dem Beicht’ger nur gestand’st du dein Verbrechen;
Unfehlbarkeit weiß Andrer Fehl zu rächen –
Schon schreitet starr der Priester aus dem Stuhl.
Umsonst erflehst Du seines Segens Spende,
Aus diesem Auge bricht kein Gnadenschein,
Des Priesters Hand winkt nur ein kaltes Nein!
Genug, o Weib! Hör’ auf, Dich zu erniedern!
Wenn Pfaffenhaß ein Menschenglück zertrat:
Der Gott der Liebe wird Dein Fleh’n erwidern
– Auch du, mein Volk, jahrhundertlang im Staube
Hast du gekniet vor röm’scher Tyrannei;
Der Kirche ward dein bestes Theil zum Raube –
Mach’ endlich dich von ihrem Joche frei!
Die Zwingburg Roms in raschem Siegeslauf!
Will man die alten Himmel uns verwehren,
So schließen wir uns neue Himmel auf.