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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:318

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 634, 635
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[634]

     6. Modern nur waren die Preise, moderner noch als modern;
im Gasthaus di Liguria da leuchtet’ mir kein Stern.

     7. Nach Genua eilt ich behende, sucht auf ein Bierlokal: ein
Beefsteack und Münchener Hofbräu ward mir zum Göttermahl.

     8. Da verwünschte von ganzem Herzen ich alle Klassizität und
kneipte aus bayrischen Seideln fidel bis abends spät.

August Ammann.


          708.     Altassyrisch.     (I. 19.)

     Singw. War einst ein jung, jung Zimmergesell ec.

     1. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da trank ein Mann drei
Tag, bis daß er steif wie ein Besenstiel am Marmortische lag.

     2. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da sprach der Wirt: Halt
an! der trinkt von meinem Dattelsaft*)[1] mehr, als er zahlen kann.

     3. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da bracht der Kellner
Schar in Keilschrift auf sechs Ziegelstein’ dem Gast die Rechnung dar.

     4. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da sprach der Gast: O weh!
mein bares Geld ging alles drauf im Lamm zu Niniveh!

     5. Im schwarzen Walfisch zu Askalon, da schlug die Uhr halb vier,
da warf der Hausknecht aus Nubierland den Fremden vor die Thür.

     6. Im schwarzen Walfisch zu Askalon wird kein Prophet geehrt,
und wer vergnügt dort leben will, zahlt bar, was er verzehrt.

J. V. Scheffel. 1854.


          709.     Die Maulbronner Fuge.

     (Singw.: Siehe Kommers=Abende. II. 28.)

     1. Im Winterrefektorium zu Maulbronn in dem Kloster, da geht
was um den Tisch herum, klingt nicht wie Paternoster. Die Martins=
gans hat wohlgethan, Eilfinger blinkt im Kruge, nun hebt die nasse
Andacht an, und alles singt die Fuge: All Voll, Keiner Leer, Wein
Her! |: Complete pocula! :|

     2. Der Abt Johannes Entenfuß kam unwirsch hergewatschelt:
„Was wird so spät als Festtagschluß bei Geigenschall gefratschelt?
Laßt ab, ihr stört den Doktor Faust im Gartenturm dahinten; wenn
solch ein Singsang zu ihm braust, kann er kein Gold nicht finden!
All Voll, Keiner Leer, Wein Her! Cavete scandala!

     3. Derweilen bracht der Zellerar, Herr Godefrit von Niefern, den
Sankt Martinuszuspitz dar vom Keller mit den Küfern. Der rief:
„Herr Abbas, was Ihr sagt, soll man in Züchten ehren; doch wenn
[635] kein andrer Schmerz Euch plagt, so mögt Ihr uns nicht wehren! All
Voll, Keiner Leer, Wein Her! Der Faust sitzt selbst schon da!“

     4. Der Faust saß rückwärts an der Wand und trank vergnügt im
Dunkeln, nun ließ der blasse Nekromant sein Glas am Licht karfunkeln
und sprach: „Ich brüt schon Tag und Jahr am schwarzen Zauberbuche
und merk erst heut, ich bin ein Narr, daß ich das Gold dort suche:
All Voll, Keiner Leer, Wein Her! Das echte Gold ist da!

     5. Mit Hermes Trismegistos List wird keins erlaborieret, die
Sonne ist der Alchymist, der’s flüssig destillieret: Wenn’s durch die
Adern glüht und rollt mit des Eilfingers Wonnen, dann habt Ihr
Gold, habt echtes Gold und ehrlich selbst gewonnen: All Voll, Keiner
Leer, Wein Her! Haec vera practica!

     6. Da lacht der Abt: „Mit solcher Lehr zwingt Ihr auch mich
zum Kruge, denn: ‚All Voll, Keiner Leer, Wein Her‘ ist eine feuchte
Fuge. Als Fausti Goldspruch laß ich sie jetzt in den Kreuzgang
malen, man kennt die ganze Melodie schon an den Initialen: A.
V. K. L. W. H. Sit vino gloria!

J. V. Scheffel.


          710.     Eduard und Kunigunde.

     Singw.: In der großen Seestadt Leipzig ec.

     1. In Bayreuth ward er geboren, wo sein Vater war der Schloß=
kast’llan; doch den er sich zum Morden auserkoren, war ein reicher
Privatmann.

     2. Seine Mutter, eine geborne Lerche, hat das ganze Unglück
angericht’t, denn sie hielt ihn nicht zur Schule, nicht zur Kerche, soff
gar sehr und starb dann an der Gicht.

     3. In Leipzig bei einem Schustermeister lernte er das grasse Metier,
warf der Meisterin den Topf mit Kleister an den Kopf und rief:
„Du Bestie!“

     4. Gottlob Käsemayer huß der Arme -- sechzehn Messerstich durch
Arm und Brust gab er ihm, daß Gott erbarme! und sein Lebenslicht
war ausgepust.

     5. Kunigunde, seine Vielgeliebte, trug noch größre Schändlichkeit
zur Schau, denn mit einem Strumpfenband verübte sie den Mord
an Käsemayers Frau.

     6. Sieh, o Mensch, im Hintergrunde einen Galgen aufgericht’t!
Daran hängt die schöne Kunigunde, eben durch des Henkers Hand verblicht.

     7. Mit gelassner, kaltblütiger Miene besteigt Eduard das Blut=
gerüst, wirft noch einen Blick nach seiner Konkubine, aber stirbt doch
als ein guter Christ.

     8. Ein Schandarm mit schnurrig=bärtger Miene giebt dem Unglück=
selgen einen Klaps, geht darauf zur Marketendrin Katherine und
verlangt kaltlächelnd einen Schnaps.


  1. *) Nach neuerer Lesung: Baktrerschnaps.