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[666]743. Kanon.
Ludwig Liebe.
1. O bräch=te von des Gotthards Höh der Rheinstrom nichts als
Wein, so möcht ich wohl der Bo=den=see, doch
oh=ne Bo=den sein.
Hornfeck.
744. Der Mond an die Dichter. (III. 152.)
Heiter, aber mäßig geschwind.
Ludwig Liebe. 1890.
1. O Dich=ter, phi=lo=so=phiert mir nie! Das hat mich
ru=i=niert; war auch Po=et und ha=be nun ganz
kläg=lich de=mis=sio=niert. Wenn ihr noch sen=ti=men=
tal mich heißt, mich als ge=fühl=los höhnt: o still! hab mir das [667] „dum=me Zeug“ schon lan=ge ab=ge=wöhnt, o still! hab mir das
„dum=me Zeug“ schon lan=ge ab=ge=wöhnt.
2. Hab neunmalklug und schnöd verlacht, was warm und jung
uns hält, und hab sondiert, analysiert, zerzupft die schöne Welt. Doch
drüber fror mir der Dichter ein, es gleißt nur noch, o Graus! |: Ihm
schwanden Blut und Luft und Duft, der Odem ging ihm aus. :|
3. Nun zieh ich gelangweilt fort und fort, blasiert, verdrossen und
dumm, als Reichshämorrhoidarius, als große Mumie herum. Den
blöden Schädel hinten kahl, vom Zipperlein gezwickt, läßt kalt der alte
Sünder stehen, was auch sein Aug erblickt.
4. O himmeltraurig für Dichter ist entgötterte Lebensbahn! Und
das hat mit ihrem neusten Witz die Philosophie gethan; hat Schmelz
zerstört und Geist verweht, nur Wust blieb übrig dabei, o ewge unab=
treibliche Allerweltszerzauserei!