1.Als junger Bursch zog ich von Haus ganz weisheitstumbeflissen,
studiert tagein, studiert tagaus, wollt jeden Quark gleich wissen. Ja
selbst die Nächte saß ich Thor und sog an meinem Pfeifenrohr |: und
an der Weisheit Brüsten. :|
2. Ich Narr fand, was ich suchte, nicht, die Kehle blieb mir trocken,
der Mond schnitt nachts ein Spottgesicht, Frau Sonn thät tags mich
locken; und „Carpe diem“, lacht sie hell, „genieß dein Leben froh, Gesell,
weil noch das Lämpchen glühet!“
3. Da warf ich schnell die Bücher fort, sprang hin zur frischen
Quelle, schwarzäugig Kind kredenzte dort den Trunk so kühl und helle,
bot mir zum Gruß den roten Mund und führte hin mich, wo im
Rund feuchtfroh die Freunde saßen.
4. Hier lernt ich, was Studieren sei, hier echt Studentenweise;
das Herz so leicht, die Brust so frei, sang bald ich mit im Kreise.
Und meiner Wissensdurstigkeit ganz ungeheure Wurstigkeit kam nun
mir zur Erkenntnis.
5. Das ist der Weisheit tiefster Grund: nach Kräften laßt uns
saugen bei Scherz und Lied aus offnem Spund und schöner Frauen
Augen. Und von zwei rosgen Lippen kann weit süßern Honig nippen
man als von Alt=Nestors Munde.
6. Das bleibt mein Evangelium, ob einst auch grämlich dräue
Examennot, Philistertum, ich trink und sing aufs neue: Ein Kuß, ein
Lied, ein frischer Trunk hält Leib und Seele ewig jung, lang blühe
goldne Jugend!
559. Auf, und trinkt!. (I. 12.)
Lebhaft.
1. Auf, Brü=der, laßt uns lu=stig le=ben, vi=val=le=ral=
le=ral=le=ra! auf daß das gan=ze Haus mag be=ben! vi=