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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:20

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 38, 39
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[38]

     6. Auf Stralsund stürmte der reisige Zug. O Franzosen, ver=
ständet ihr Vogelflug! O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!
Es nahet der Schill und reitet wie Wind.
 
     7. Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt, wo der Wallenstein
weiland verlegen sich hat, wo der zwölfte Carolus im Thore schlief;
jetzt liegen ihre Türme und Mauern tief.

     8. O weh euch, Franzosen! wie mäht der Tod! wie färben die
Reiter die Säbel rot! Die Reiter, sie fühlen das deutsche Blut,
Franzosen zu töten, das deucht ihnen gut.

     9. O Schill, o Schill, du tapferer Held! o weh! Was sprengest du
nicht mit den Reitern ins Feld? o weh! Was schließest in Mauern
die Tapferkeit ein? Bei Stralsund, da sollst du begraben sein. O weh,
o weh, o weh! o Schill, dein Säbel that weh!

     10. O Stralsund, du trauriges Stralesund, o weh! in dir geht
das tapferste Herz zu Grund; eine Kugel durchbohret das redlichste Herz,
und Buben, sie treiben mit Helden Scherz. O weh! ec.

     11. Da schreiet ein schnöder Franzosenmund: „Man soll ihn be=
graben wie einen Hund, wie einen Schelm, der an Galgen und Rad
schon fütterte Krähen und Raben satt!“ O weh! ec.

     12. Sie schnitten den Kopf von dem Rumpfe ihm ab und legten
den Leib in ein schlechtes Grab; da schläft er nun bis an den jüngsten
Tag, wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.

     13. So trugen sie ihn ohne Sang und Klang, ohne Pfeifengetön,
ohne Trommelklang, ohn Kanonenmusik und Flintengruß, womit man
Soldaten begraben muß.

     14. Da schläft nun der fromme, der tapfere Held, o weh! Ihm ward
kein Stein zum Gedächtnis gestellt; oh weh! Doch hat er gleich keinen
Ehrenstein, sein Name wird nimmer vergessen sein.

     15. Denn zäumet ein Reiter sein tapferes Pferd, juche! und
schwinget ein Reiter sein blankes Schwert, juchhe! so rufet er immer:
Herr Schill, Herr Schill! ich an den Franzosen Euch rächen will!
Juchhe ec.

E. M. Arndt. 1813.


          40.     Die Völkerschlacht bei Leipzig.

     Singw.: Es war ein König in Thule ec.

     1. Es wollten viel treue Gesellen sich kaufen ein Vaterland zu
Leipzig mit eisernen Ellen, ein freies Vaterland.
 
     2. Bei Leipzig ruhet begraben wohl mancher Mutter Kind; das
Grablied sangen ihm die Raben, die dort geflogen sind.

     3. Was fragt ihr, Todesgenossen, die ihr da unten ruht: Was
half es, daß es geflossen, so viel vom roten Blut?

     4. Wer kann euch Antwort sagen, wer sagen solches Leid? Wohl
euch, daß ihr erschlagen, daß ihr erschlagen seid!

J. Mosen. 1831.

[39]

          41.     Deutsches Kriegslied.     (III. 187.)

     Mutig und stark. K. L. T. Gläser. 1791.

     1. Fein=de ringsum! Fein=de ringsum! Um die=se
zi=schen=de Schlange, Va=ter=land, ist dir so ban=ge?
ban=ge, wa=rum? ban=ge, wa=rum?
 
     2. |: Zittre du nicht! :| hörst in unsinnigem Rasen du die Trom=
peten sie blasen? |: Zittre du nicht! :|

     3. Zittern, wofür? daß sie mit Schauder und Schrecken unsre Ge=
filde bedecken? Sind wir doch hier!

     4. Vater und Sohn, flammende Säbel gezogen, kommen wie Raben
geflogen, sprechen ihm Hohn.

     5. Feldherr, voran! Seht auf dem Rappen ihn sitzen; schaut, wie
die Augen ihm blitzen! Er macht den Plan.

     6. Stern in der Nacht! Greis mit den silbernen Haaren, Feld=
herr, wo sind die Gefahren? Wann, wo die Schlacht?

     7. Feind, nur heran! Nicht mit dem schnaubenden Gaule, nicht
mit dem prahlenden Maule schreckst du uns ab!

     8. Mut in der Brust! Scharf wie der Wind unsre Säbel, dunkel
die Blicke wie Nebel! Krieg unsre Lust!

     9. Vaterland weint! Hörst du’s? Und Vaterlandsthränen machen
aus Kriegern Hyänen: Fluch für den Feind!

     10. Kopf in die Höh! Stolzer, wir kommen, wir kommen! Haben
schon Abschied genommen, that uns so weh!

     11. Dort ringsumher sengen und brennen die Feinde, weinende
Mädchen und Freunde hinter uns her!

     12. Weib, gute Nacht! Pallasche zwischen die Zähne! Fällt auch
darauf eine Thräne, fort in die Schlacht!

K. G. Cramer. 1791.