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Rei=sen wäh=len will.
2. Wenn’s kaum im Osten glühte, die Welt noch still und weit,
|: da weht recht durchs Gemüte die schöne Blütenzeit. :|
3. Die Lerch als Morgenbote sich in die Lüfte schwingt; eine
frische Reisenote durch Wald und Herz erklingt.
4. O Lust, vom Berg zu schauen weit über Wald und Strom,
hoch über sich den blauen, tiefklaren Himmelsdom!
5. Vom Berge Vöglein fliegen und Wolken so geschwind; Gedanken
überfliegen die Vögel und den Wind.
6. Die Wolken ziehn hernieder, das Vöglein senkt sich gleich; Ge=
danken gehn und Lieder fort bis ins Himmelreich.
Eichendorff. 1836.
357. Goliardenlied. (IV. 101.)
In ruhiger Bewegung.
Phil. Gretscher. 1895.
1. Ec-ce gra-tum et op-ta-tum ver re-du-cit gau-di-a,
pur-pu-ra-tum flo-ret pra-tum; sol se-re-nat om-ni-a,
jam-jam ce-dant tris-ti-a, jam-jam ce-dant tris-ti-a!
aes-tas re-dit, nunc re-ce-dit hi-e-mis sae-vi-ti-a,
aes-tas re-dit, nunc re-ce-dit hi-e-mis sae-vi-ti-a.
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2. Jam liquescit et decrescit grando, nix et cetera, bruma fugit
et jam sugit ver aestatis ubera: |: illi mens est misera :|: qui nec
vivit nec lascivit sub aestatis dextera. :|
3. Gloriantur et laetantur in melle dulcedinis qui conantur ut
utantur praemio Cupidinis; simus jussu Cypridis gloriantes et lae-
tantes pares esse Paridis.
1. Ein Leben wie im Paradies gewährt uns Vater Rhein; ich geb
es zu, ein Kuß ist süß, doch süßer ist der Wein! Ich bin so fröhlich
wie ein Reh, das um die Quelle tanzt, wenn ich den lieben Schenktisch
seh und Gläser drauf gepflanzt.
2. Was kümmert mich die ganze Welt, wenn’s liebe Gläschen winkt,
und Traubensaft, der mir gefällt, an meiner Lippe blinkt? Dann trink
ich, wie ein Götterkind, die vollen Flaschen leer, daß Glut mir durch
die Adern rinnt, und fordre taumelnd mehr.
3. Die Erde wär ein Jammerthal voll Grillenfang und Gicht,
wüchs’ uns zur Lindrung unsrer Qual der edle Rheinwein nicht. Der
hebt den Bettler auf den Thron, schafft Erd und Himmel um und
zaubert jeden Erdensohn stracks ins Elysium.
4. Er ist die wahre Panacee, verjüngt des Alten Blut, verscheuchet
Hirn= und Magenweh, und was er weiter thut! Drum lebe das gelobte
Land, das uns den Wein erzog! Der Winzer, er ihn pflanzt’ und
band, der Winzer lebe hoch!
5. Und jeder schönen Winzerin, die uns die Trauben las, weih
ich, als meiner Königin, dies volle Deckelglas. Es lebe jeder deutsche
Mann, der seinen Rheinwein trinkt, so lang er’s Kelchglas halten kann
und dann zu Boden sinkt!
L. Hölty. 1775.
359. Trinklied. (I. 176.)
Mäßig jovial.
Fr. v. Wickede.
1. Einst pocht ich an ein ein=sam Haus in welt=ver=gess=nem
Tha=le, der grei=se Sied=ler trat her=aus mit wein=ge=füll=ter