1. Gelder hab ich wenig nur, denn ich bin Studente, doch von
Trübsinn keine Spur, der mich plagen könnte, heut fidel und morgen
froh, also will ich’s treiben, kreuzfideler Studio möcht ich ewig bleiben
2. Sagt, wer auf dem Erdenrund kann sich mir vergleichen? Bin
an Leib und Seel gesund, aufgelegt zu Streichen. Wenn mich ein
Philister tritt, macht’s mir keine Sorgen: Nehm Er nur die Rechnung
mit, ich bezahl sie morgen.
3. Des Examens Vorgeschmack macht mir schlimm zu Mute; aus=
staffiert mit schwarzem Frack und Cylinderhute zu der Armensünder=
bank tret ich streng gemessen, doch besteh ich, Gott sei Dank, ist die
Not vergessen.
4. Komm ich dann als alter Herr hin zur Alma mater, weiß ich
schon im voraus, wer dort sich holt den Kater. Ich erreich den An=
schluß flugs, ohne aufzubrechen, hei, mich freut es, wie ein Fuchs brav
mich zu bezechen.
5. Füchslein, Füchslein, wüßtest du all dein Glück zu schätzen,
nicht das Gold von ganz Peru kann es dir ersetzen; Amt und Würde
drückt gar schwer, hält dich fest und fester, nie so lustig wirst du mehr
als im Fuchssemester.
Aus den Burschensch. Blättern.
273. Lebenslust. (III. 17.)
Maßig bewegt.
1801.
1. Ge=nießt den Reiz des Le=bens! Man
lebt ja nur ein=mal; er winkt uns nicht ver=
ge=bens, der schäu=men=de Po=kal; er
winkt uns nicht ver=ge=bens, der schäumen=de Po=kal!
[245]
2. Die Burschenfreiheit lebe, der brave Bursch mit ihr! |: sie zu
erhalten strebe ein jeder für und für. :|
3. Dem holden Freundschaftsbande, das mich so sanft umzog, dem
lieben Vaterlande erschall ein donnernd Hoch!
4. Vom Freundesarm umschlungen, den Schläger in der Hand,
sei dir ein Lied gesungen, du teures Vaterland!
5. Dem schönsten Mädchen weihe ich gern mein volles Glas, ihr
schwör ich ewge Treue, der Falschheit ewgen Haß.
6. Führt das Geschick euch wieder ins Vaterland zurück, so denkt,
fidele Brüder, noch oft an uns zurück!
7. Ein Wiedersehen blühet uns einst im Vaterland, wo sanft uns
noch umziehet das holde Freundschaftsband.
8. Und führ ich einst fideliter mein Weibchen an der Hand, so
denkt, fidele Brüder, mein im Philisterland!
1. Gestern saß ich still beim Wein voller Mißvergnügen; war
wohl mit dem falschen Bein aus dem Bett gestiegen. Da erklangen
vor dem Thor Jugendstimmen leise, und in mein geschärftes Ohr
drang die Burschenweise: Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus; post
iucundam iuventutem, post molestam senectutem nos habebit humus.
2. Zog herein ein lustger Schwarm Sachsen und Westfalen, mit
Borussen Arm in Arm Schwaben und Vandalen; junges Blut mit
flaumgem Bart, Burschen, schlank wie Kerzen, auf der Wang die tiefe
Quart, auf der Stirne Terzen. Vivat academia, vivant professores,
vivat membrum quodlibet, vivant membra quaelibet, semper sint in flore!
3. Näher kommt’s mit Hall und Schall. Hinter Blumentöpfen
wird’s lebendig überall von bezöpften Köpfen. Ob der Kaffee auch
verbrennt und die teure Sahne, von dem Herd zum Fenster rennt
Tochter, Mutter, Ahne. Vivant omnes virgines graciles, formosae,
vivant et mulieres, tenerae, amabiles, bonae, laboriosae!
4. Als die alte Stadt entlang zog der helle Haufen, fühlt ich
über meine Wang heiß ein Thränlein laufen. Als ich’s mit dem
Finger schnell aus dem Bart gerieben, ist ein Haar mir silberhell in
der Hand geblieben. Vita nostra brevis est, brevi finietur. Venit
mors velociter, rapit nos atrociter, nemini parcetur.
5. Alte Burschenherrlichkeit! bist du gleich entschwunden, schlug mir
auch im Lauf der Zeit Frau Fortuna Wunden, Burschenmut ich nicht
verlor mit der Burschenmütze, und dem Schicksal nach wie vor biet ich
keck die Spitze. Pereat tristitia, pereant osores, pereat diabolus, qui-
vis antiburschius, atque irrisores!