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Albumblatt (Tieck)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Ludwig Tieck
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Titel: Albumblatt
Untertitel:
aus: Deutscher Musenalmanach 1854, S. 1–2
Herausgeber: Christian Schad
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Stahel’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Würzburg
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
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[1]
Ludwig Tieck.




(Aus dem Album der k. k. Hofschauspielerin Frau Christine Hebbel geb. Enghaus[1])

Dem Aermsten bietet sich des Lebens Gastmahl dar,
Ihm tönt der Sang der Frühlings-Nachtigall,
Er lebt und webt mit einer Elfenschaar,
Und kosend spielt mit sanftem Liederschall:

5
Wer glücklich wohnt in niedrer Hütte Schutz,

Hat Kind und Enkel tändelnd auf dem Knie,
Er beut befriedigt jedem Wehe Trutz,
Und will, was ihm zu ferne schwebet, nie.
Zufriedenheit wird, wer sie sucht,

10
In dieses wirren Lebens ewger Flucht: –

Doch wie beglückt vor Allem, wer erfuhr,
Was ihm gegönnt die Kunst und die Natur,

[2]

Ihm hat die schönste Beute sich erschlossen,
Er hat das Himmelreich schon hier genossen,

15
Wenn er entzückt ein kluges Volk entzückt,

Sich und die Welt im Zauberspiel beglückt,
Was wünscht man dem, den so die Musen krönen?
Daß sie sein Leben immerdar verschönen.




  1. Diese Verse gehören zu den letzten des ehrwürdigen Romantikers wenn sie nicht wirklich seine letzten sind. Er schrieb sie für die große, tragische Künstlerin bei Gelegenheit ihrer Darstellung der Judith auf dem k. Hoftheater in Berlin „mit gelähmter Hand, in schwerer Krankheit,“ wie er selbst auf dem Blatt hinzufügte, zum Andenken nieder.