Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section/H20
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¼ Stunde westlich von der Stadt Freiberg an der Strasse von Oederan gelegen.
Freibergsdorf kann ziemlich für eine Vorstadt von Freiberg gelten, da es nicht allein mit der Petersvorstadt ziemlich genau zusammenhängt; sondern da auch die Freiberger Ferne-Siechenkirche erst jenseits dieses Dorfes steht.
Das Dorf selbst treibt wenig Ackerbau, da es viel Bergleute, Handwerker und Tagelöhner zu Bewohnern hat.
Früher galten die äuseren Sitten der Bewohner nicht für die besten; doch hat in der neuern Zeit sich dies in vielen Stücken gebessert und die hiesigen Bergmannsjungen sind lange nicht mehr so verschrieen wie sonst.
Der Ort zieht sich fast ⅜ Stunde lang an der Südseite der Oederaner Chaussee bis in die Nähe des Spitalwaldes hinauf. Daher die Sage, dass man hier die Gänse nur auf einer Seite brate. Eine Sage, die sonst auch von den Thonberg-Strassenhäusern bei Leipzig existirte. Von den letzteren Häussern möchte diese Sage nicht mehr ganz passen, da in der neuern Zeit auf der entgegengesetzten Seite ebenfalls Häuser entstanden sind.
Das Rittergut Freibergsdorf ist älter als die Stadt Freiberg und war von seiner Entstehung an im Besitze der Familie von Freiberg. Nachdem es Alb. von Freiberg und seine Gemahlin geb. Holdecke besessen hatte, eignete es Heinrich der Erlauchte 1259 der Stadt Freiberg zu, aber nur als Allodialgut.
Damals gehörte eine bedeutende Waldung zum Rittergute, welche aber im 16. Jahrhundert von 2 Bürgermeistern zu Freiberg zum offenbaren Schaden der Stadt an Kaspar Freibergern verkauft wurde, später und zwar im Jahre 1690 besass das Gut der Bergrath von Schönleben. Im 19. Jahrhundert war das Kleeberg’sche Geschlecht damit beliehen.
Der derzeitige Besitzer ist Herr Adolph Börner.
Die Gebäude des Ritterguts sind, wie die Abbildung darthut, wohlgebaut, wenn auch das Rittergut an sich nicht so stark ist. Es leistete sonst ein Ritterpferd.
Eingepfarrt ist der Ort nach der St. Johanniskirche. Das dieser Kirche nahe Hospital wurde von 1224 an durch milde Beiträge gestiftet.
In den Jahren 1272, 1280 und 1295 kamen die Dörfer Hilbersdorf, Ober-Bobritzsch und Sohra mit allen Einkünften und Gefällen, auch 1309 das Zinsgetreide von Lichtenberg und 1334 der Zehend in Conradsdorf, als Geschenk an das Hospital, dessen Vermögen nach und nach wuchs.
Das Meiste hat dieses Hospital Heinrich dem Erlauchten zu verdanken.
Dieses Hospital ist ohne Zweifel eines der reichsten Sachsens, indem der Stadtrath qua. Verwalter des Spitals mehrere seiner ansehnlichsten Ortschaften, 3 Vorwerke und beide Spitalwälder besitzt. Von letzteren verbreitet sich einer zwischen Bobritzsch, Sohra und Pretzschendorf und umschliesst die Ruinen des Raubschlosses Sohra, der andere liegt zwischen Freibergsdorf, St. Michaelis und Kleinschirma und enthält auch den Hungerbrunnen, woraus die Bergleute häufig das Trinkwasser holen und welchen 1681 die Kurfürstin Margaretha mit ihrem ganzen Hofstaate besuchte, bei welcher Gelegenheit die Kurfürstin im Rittergute Freybergsdorf mit einsprach.
In die Kirche zu St. Johannis geschahen die im Jahre 1261 von Heinrich dem Erlauchten abgeschafften Wallfahrten zur wächsernen und schönen Maria.
[154] Der Kirchner von der St. Johanniskirche ist zugleich der Schullehrer von Freibergsdorf.
Die Schicksale des Ortes anlangend, so hat Freibergsdorf mit der Stadt Freiberg die Kriegsdrangsale getheilt und hat noch viel mehr gelitten als die Stadt selbst.
Die Belagerung Freibergs im Jahre 1296 vom Kaiser Adolph, die verheerenden Züge der Hussitten und die Belagerung Freibergs durch den General Banner traf Freibergsdorf mit allen Schrecknissen des Kriegs.
Nach dem grossen Siege bei Leipzig, am 22. Oct. 1642 belagerte Torstensohn am 27. Nov. Freiberg mit seiner ganzen schwedischen Macht.
Der Oberst Georg Herrmann von Schweinitz, damals Commandant in Freiberg, war ziemlich vorbereitet. Die Besatzung bildete die in der Stadt geflüchteten Landbewohner und dazu gehörten auch die Bewohner von Freibergsdorf.
Am 1. Januar, während der Kirche, krachte 18maliger nach dem Rondel des Petersthores wogender Kanonendonner und Torstensohn liess durch einen Parlamentär dem von Schweinitz sagen: er habe ihm die Ehre angethan und das Neue-Jahr schiessen lassen, hoffend, dass dies genügen und Weiteres nicht erwartet werden würde.
Der Commandant erwiderte: Die Uebergabe der Stadt stehe nicht in seiner Macht, sondern sei bei dem Kurfürsten von Sachsen zu suchen. Von Seiten der Stadt hoffe man, dass der Feldmarschall zu Vergiesung unschuldigen Christenblutes auf beiden Seiten es nicht kommen lassen werde.
Wie wenig er gesonnen sei, solcher Christenliebe sich hinzugeben, bewies Torstensohn am 2. Januar durch 1300 Kanonenschüsse, die nahe dem Petersthore eine etliche 20 Ellen breite Bresche bewirkte.
Bei Wiederausbesserung dieser Bresche, verloren 2 Bergleute von Freibergsdorf das Leben. Dessen ungeachtet wurde der Muth behalten zu kämpfen oder zu sterben.
Endlich kam Piccolomini der belagerten Stadt zu Hülfe und die Belagerten konnten wieder frei athmen. Kaiser Ferdinand aber belobte die Belagerten und dem von Schweinitz wurde eine Ehrenkette und eine ähnliche dem Bürgermeister von Schönleben zu Theil, dem Vater des nachherigen Besitzers von Freibergsdorf, des Bergraths von Schönleben.
Nach der Belagerung kehrten die Freibergsdorfer zwar wieder in ihre verlassenen Wohnungen zurück, fanden aber selbige zerstört und verwüstet. Dazu gesellten sich Krankheiten und Seuchen, wodurch es kam, dass Freibergsdorf zu damaliger Zeit sehr verödet war.
Erst nach Jahren erholte sich der Ort von diesen Drangsalen und so ist die Bevölkerung jetzt bis zur Summe von 824 Einwohnern angestiegen.
Freibergsdorf, welches früher seine eigene Gerichtsbarkeit hatte, gehört jetzt zum Gerichtsamte Freiberg und ist den übrigen höhern Behörden dieses Gerichtsamtes zugewiesen.
auch Haus-Waltersdorf genannt, ist ½ Stunde von Freiberg an der Strasse nach Rosswein zwischen Grossschirma und Freibergsdorf gelegen und bietet dem Beschauer ein herrliches Bild. Der Waltersbach, welcher sich im nahen Spitalwalde in der Nähe der Ferne-Siechenkirche bildet, durchläuft das Dorf, das sich in einem offenen Thalgrunde bis jenseits der Nossaer Chaussee hin erstreckt.
Das Rittergut an einem Abhange über der Westseite des Oberdorfes gelegen hat, wie die Abbildung darthut, herrliche Gebäude. Das in neuerem Stil erbaute ansehnliche Wohnhaus nach Abend zu, ist erst im Jahre 1836 entstanden. Das Ganze ist von einem schönen Garten umgeben, der in Nordwest von einem Teiche begrenzt wird.
Zu diesem Rittergute gehört auch das Vorwerk zu Kleid-Schirma. Das Gut mit Zubehör wurde im Jahre 1824 auf 83,153 Thaler taxirt und gehört also zu den grössern Gütern Sachsens.
[155] Die Gründung des Ortes rührt von einem gewissen Walther her, jedoch ist mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln, ob Walther blos der Vorname oder ob Walther der eigentliche Zuname war.
Nach Gründung des Klosters Zella kam es mit andern 14 Dörfern zu letzteren und nach Aufhebung dieses Klosters wurde der Kanzler Mordeisen, welcher unter Kurfürst Moritz lebte, damit beliehen: Derselbe liegt auch in Kleinwaltersdorf oder Kleinwalthersdorf begraben.
Des Kanzlers 3 Söhne verkauften Kleinwaltersdorf mit den übrigen 14 zellischen Oberdörfern an den damaligen Kurfürsten von Sachsen, Christian I. im Jahre 1587 um 525,600 Thlr. von welchem es im Jahre 1588 der Dresdner Amtmann Kronberg in Lehn erhielt.
Im Jahre 1566 aquirirte das Gut wieder ein von Mordeisen und zwar Rudolph von Mordeisen, dem 1632 sein Sohn Ulrich von Mordeisen folgte.
Bei schneller Reihenfolge kam das Gut an Hofrath Berlich, Secretär Putzschky, Dr. Wachtler, an Hauptmann von Schleinitz, an die Freiherrn von Odeleben. Dann war Erb- Lehn- und Gerichtsherr der königl. sächs. hof. Posthalter zu Dresden, Herr Kretzschmar, welcher Kleinwaltersdorf bis in die 40ger Jahre unsers Jahrhunderts besass. Der gegenwärtige Besitzer ist Herr Schmidt in Dresden.
Unter der Gerichtsbarkeit des Gutes standen auch bis zur neuen Gerichtsorganisation der dazu gehörige aus meist unbegüterten, in der Nähe des Hofes bis auf die westliche Höhe hinauf an den Abhängen zerstreut liegenden Häussern, bestehende Dorftheil, während das übrige Dorf dem früheren Kreisamte Freiberg untergeben war.
Deshalb zerfiel auch der Ort in zwei Gemeinden, nämlich in die Amts- und die Rittergutsgemeinde.
Der sogenannte Richtweg von Freiberg nach Haynichen läuft durch den obersten Theil des Dorfes, dessen Fluren an die der Nachbardörfer Lang-Hennersdorf, Klein-Schirma, Friedberg und Lossnitz stossen.
Am obern Ende des Dorfes ¼ Stunde westlich giebt es vorzüglich zwei Punkte von gegen 1400 paris. Fuss Seehöhe, auf welchen nicht allein über den nahen Spital- und Fürstenwald, sondern auch über einen grossen Theil der Umgegend sich anziehende Aussichten eröffnen.
Ueber die dasige Kirche, welche etwas unbequem an der Spitze des Ober-Dorfes liegt, steht nicht der Gerichtsherrschaft, sondern dem Ministerium des Cultus das Collaturrecht zu, so wie auch über die Schule.
Die Kirche ist über 450 Jahre alt und steht unmittelbar auf dem Gottesacker. Die Kirche ist im Innern etwas dunkel, übrigens geräumig genug. Für eine besondere alterthümliche Zierde dieser Kirche möchte der Altar gelten, welcher in seinen gesammten Theilen bis zur höchsten Spitze aus Sandsteinen besteht.
Es sind verschiedene Gegenstände an demselben ausgehauen.
Unter andern enthält dieser Altar eine Grabschrift in vergoldeten Buchstaben von dem in der sächs. Geschichte oben schon erwähnten so berühmten Kanzler von Mordeisen. Die Schrift lautet:
Hoc posuit tumulo fragiles Mortisius actus,
Coelestes laetus spiritus inter agit.
Vir pietate gravis, meritis, virtute, fideque,
Ingenio clarus, clarior eloquio.
Utile Saxoniae tribus electoribus ejus
Consilium, atque fides fida probata fuit,
Et sese nulli, nisi et his obstrinxerat, at nunc
Se tibi credentem suscipe, Christe virum!
Klein-Schirma ist das Filial von Waltersdorf. Letzteres wie Klein-Schirma sind sehr alte Orte, und schon im 10. Jahrhundert angelegt worden.
Der von Klein-Schirma nach Gross-Schirma durch Waltersdorf laufende Bach, welcher jetzt Waltersbach genannt wird, ist bei Klein-Schirma kleiner, wie bei Gross-Schirma. Dieser Bach hat wahrscheinlich, zur Zeit der Wenden, die Schirm geheissen und an diesen Bach wurde sich angebaut und deshalb die Benennug zur kleinen Schirm.
Zuerst stand das Vorwerk, vielleicht als Schirmgut gegen die vertriebenen Wenden. Bald aber bauten mehrere zur kleinen Schirm sich an, unter Anordnung der vereinten, geistlichen und weltlichen Behörde.
Im Jahre 1162 wurde Klein-Schirma wie Waltersdorf von Markgrafen Otto dem Reichen unter die Gerichtsbarkeit des Klosters Altenzella bei Nossen bei dessen Gründung gestellt.
Nach Säcularisirung des Klosters Altenzella, 1543 kamen diese Dörfer an den Kanzler von Mordeisen, wie wir oben schon erwähnt haben.
[156] In Klein-Schirma ist das mit sehr besuchtem Gasthof verbundne Erbgericht bemerkenswerth. In dem freundlichen Garten dieses Erbgerichts werden im Sommer Concerte gehalten, welche von den Freibergern häufig besucht werden.
Im Winter findet sich in dem freundlichen Saale ebenfalls grosse Gesellschaft ein.
Auch ist seit dem Jahre 1839 eine Bade-Anstalt hier errichtet, welche vorzüglich auf Torf-Moor-Bäder sich bezieht.
Sie haben sich an der Mehrzahl der Gäste als heilsam bewährt, vorzüglich an Gichtkranken.
Das ganze Badegebäude ist mit Schiefer gedeckt, mit einem Blitzableiter versehen und steht unmittelbar an der sehr frequenten Chaussee von Freiberg nach Chemnitz.
Der Bergbau soll in den frühesten Zeiten hier mit aufgenommen worden sein, so wie auch in Klein-Waltersdorf der Bergbau früher in Flor gewesen ist, was noch im Dorfgebiete liegende Haldenzüge, Neugeborene Kindlein beurkunden.
Die grössere Einwohnerzahl von Kleinwaltersdorf machen Bergleute aus, die durch Arbeit in nahen wie in entfernten Gruben ihr Brod finden, überdies auch noch theilweise Tagearbeit verrichten, auf grösstentheils gemietheten Aeckern Feldbau betreiben, und was sie aus der Viehwirthschaft zum Verkauf erübrigen, in der nahen Stadt Freiberg ohne grossen Zeitverlust absetzen.
Das Dorf hat 120 Hauser, incl. der Bauergüter, zweier Mühlen und des Rittergutes. Die Einwohnerzahl bleibt sich ziemlich immer gleich, da viele neue Häuser hier nicht gebaut werden, doch ist sie in der neuern Zeit etwas gestiegen und beträgt jetzt 920.
Kleinwaltersdorf mit Kleinschirma gehört jetzt zum Gerichtsamte Freiberg und zu den diesem Gerichtsamte vorgesetzten höhern Behörden.
in Urkunden Hildebrandisdorf genannt, ¾ Stunden von Freiberg entfernt, an der Strasse nach Dresden und Dippoldiswalde gelegen.
Der Erbauer dieses Ortes soll ein Magister montium, Namens Hildebrandus gewesen sein.
Im Jahre 1272 wurde es von seinem damaligen Besitzer Heinrich Becherer, Bürger zu Freiberg, mit allen durch Markgraf Heinrich verliehenen Gerechtigkeiten und Zubehörungen, nebst 5 Talenten Zinsen, der von ihm im Hospitale zu Freiberg der Jungfrau Marie zu Ehren erbaueten Kapelle als Geschenk überlassen, wie auch später und zwar im Jahre 1351 von Friedrich von Honsberg, einem Freiberger Adeligen, die noch übrigen zu diesem Dorfe gehörigen 5 Hufen Landes dem Hospital zu St. Johannis zu Freiberg geschenkt wurden.
Auf der Höhe des Muldenthals zur Rechten des ausmündenden Dorfbaches steht der sogenannte in der Abbildung befindliche obere Hof, mit einem grossen Herrenhause von uralter Bauart. Dieser Hof war der Sitz der früheren Gerichtsherren.
Im Jahre 1543 kaufte es der Rath zu Freiberg vom Herzoge Moritz und seit dieser Zeit ist es bis auf die neuesten Zeiten von dem Rathe zu Freiberg verwaltet worden, dem ebenfalls die Verwaltung des Hospitals von St. Johannis zusteht.
Das dem Dorfe westlich nahe vielfach gekrümmte Muldenthal: gewährt durch die Nacktheit seiner strauch- und graslosen hohen Bergseiten ein düstres Bild. Der Rauch der Muldener Schmelzhütten hat diese Berge schwarzbraun gefärbt, und verhindert die Natur, hier ihr grünes Kleid auszubreiten.
Durch seine vielen Ziegeldächer hat das Dorf ein stadtähnliches Ansehen.
[157] Die Fluren des Dorfes werden durch Weissenborn, Niederbobritzsch, Naundorf und Halsbach bereint.
Heinrich der Erlauchte, dem das Hospital St. Johannis viel zu verdanken hat, bedachte dasselbe unter andern sonderbarer Weise mit den ausgedienten Säcken, in welchen damals, statt in Kübeln, das Erz aus den Gruben gefördert und mit den abgenutzten Plantüchern, auf welchen die Erze gewaschen und geschieden wurden, nebst dem Erze, was in dergleichen Säcken und Tüchern zurückgeblieben sein würde.
Lebenslänglich geniessen 54 Freiberger Verarmte in diesem Hospitale geheizte Wohnung, auch, wenn sie erkranken, Abwartung nebst ärztlicher Pflege und ausserdem eine jede dieser Personen wöchentlich 1 Thlr.; ausser diesen 54 Personen erhalten, bei derselben Wohnung und Pflege, 18 Freiberger wöchentlich 18 Gr., sowie 18, 24 und 17, von der Hospitalwohnung ausgeschlossene Einheimische, wöchentlich 12, 8 und 6 Groschen lebenslänglich; endlich werden noch 60 Hausarme unterstützt, deren jeder wöchentlich 6 Groschen empfängt.
Selbst für Auswärtige giebt es in diesem Hospitale 6 sogenannte Kauf-Stellen, verbunden mit der geheizten Wohnung, der beschriebenen Krankenpflege und 1 Thlr. Wochengeld; um aber eine solche Stelle zu erlangen, müssen einmal für immer 200 Thlr. erlegt werden.
Ueber alles dieses giebt endlich das Hospital jährlich 500 Thlr. an die städtische Armenversorgungs-Anstalt, 600 Thlr. zu dem geistlichen Einkommen der Stadt und 150 Thlr. zur Schulcommun; und bestreitet überhaupt mit Einschluss der Verwaltungskosten eine jährliche Ausgabe von wenigstens 1400 Thlr. Ausser Hilbersdorf kamen auch schon 1295 Ober-Bobritzsch und Sohra zu dieser Stiftung, sowie das Zinsgetreide von Lichtenberg und der Zehend von Conradsdorf. –
Hilbersdorf war derjenige Ort im 30jährigen Kriege, welcher am meisten zu leiden hatte. Schon im Jahre 1632 trafen in hiesiger Gegend die Croaten ein und wütheten so fürchterlich, dass viele Einwohner die Erhaltung ihres Lebens nur durch die Flucht bewirken konnten. In dem nahen Conradsdorf waren alle Einwohner ausser Pfarrer und Schullehrer, die zeitig genug noch ihre Wohnungen verlassen hatten, ein Opfer der Mordlust croatischer Soldaten geworden.
Am 21. März 1634 legte sich der schwedische General Banner vor das mit kaum 308 Mann Sachsen besetzte, wohl aber mit einer grossen Masse Schutz suchender Landleute angefüllte Freiberg. Gegen 70,000 soll damals die gesammte Menschenzahl in Freiberg betragen haben.
Bis zum 20. März erneuerten sich täglich die heftigen Angriffe der Belagerer, welche unter dem in der Stadt commandirenden Oberstlieutenant Haubitz, die Bürger und Bergleute durch das wenige Militair, sowie durch die eingeflüchteten Bauern unterstützt, muthvoll zurückschlugen. Endlich bei Annäherung churfürstlich-kaiserlichen Truppen zogen am 21. März die Schweden ab, verheerten aber durch Mord und Brand viele Dörfer auf diesem Rückzuge.
Auch die Hilbersdorfer Kirche und mehre Wohnhäuser wurden während dieser Belagerung Freibergs ein Raub der Flammen.
Ebenso hat auch das Dorf im Jahre 1813 durch Plünderung und Requisitionen viel gelitten.
Die hiesige Kirche, eine der schönsten in der Umgegend, wurde im Jahre 1773 verbessert und vergrössert, erhielt einen neuen Altar, eine neue Kanzel und neben der Kirche einen neuen Thurm. Schon 1723 wurde dieser Tempel des Herrn mit einer Silbermannschen Orgel ausgestattet. Eingepfarrt hieher sind:
1) Die Muldener oder oberen Schmelzhütten. Die ältesten in der Freiberger Gegend.
2) Die Philipp’sche oder niedere Pulvermühle, früher unter dem Namen der Goldmühle bekannt.
In den älteren Zeiten stand hier ein Kupferhammer. Man verfertigt hier meistens Schwarzpulver für das hiesige Bergwerk.
3) Die an der dresdner Chaussee an der aus einem einzigen, 30 Ellen weiten Bogen bestehenden sogenannten Hammerbergsbrücke gelegenen, zum Thiel’schen Drath- und Eisenhammer gehörigen Gebäude nebst der Mühle. Dieser Drathhammer existirt seit 1708. Thomas Weber führte in Freiberg die leonischen Geld- und Silberarbeiten ein, das Kupfer der verarbeitet werdenden Masse, welches aus Russland bezogen wird, schmiedet man hier. Vor dem Drathziehen erfolgt dann die Versilberung oder Verzinnung oder Vergoldung.
4) Die ehemalige Schwefelhütte ist seit 70 Jahren nicht mehr im Gange. Früher gehörte dieses Gebäude, hart am Muldenstrome gelegen, der Tuchmacherinnung, welche ihre Tücher hier schwefeln liess.
5) Das Königl. Flossholzanweise-Haus. Der hiesige Flossplatz [158] ist unter dem Namen des Thurmhofer bekannt. Früher waren in der Nähe Schmelzhütten, sowie ein Verkohlungsplatz, weshalb auch der frühere Flossholzanweiser, Köhlermeister und das Anweisehaus das Köhlerhaus genannt wurde.
Die Kirche zu Hilbersdorf ist eine Filialkirche von Conradsdorf, wo in den frühesten Zeiten blos eine Kapelle zum Gebrauche der nach Altenzella Wallfahrenden erbaut war.
Die Schule zu Hilbersdorf wird von 120 Kindern besucht.
Als gleichzeitiger Besitzer von Conradsdorf steht dem Stadtrathe von Freiberg das Collaturecht über die Mutter und Tochterkirche zu und auch über die beiden Schulen zu Conradsdorf und Hilbersdorf.
Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptnahrungsmittel von Hilbersdorf.
Besonders wird hier viel Flachs erbaut und sowohl roh verkauft, als versponnen.
Auch giebt es im Dorfe viele Fabrik- und viele Berg- und Hüttenarbeiter.
Ausser dem alten in der Abbildung befindlichen Herrenhause zeichnet sich im Dorfe noch das Erbgericht aus und verdient deshalb besondrer Erwähnung.
Die Gesammtzahl der hiesigen Einwohner beträgt 763, worunter 14 Bauern mit 17 Bauergütern, 18 Gärtnern, 24 Häuslern sich befinden.
Hilbersdorf gehört, jetzt ebenfalls zum Gerichtsamte Freiberg, und steht demnach auch unter den diesem Gerichtsamte vorstehenden höheren Behörden.
liegt 1¾ Stunde südöstlich von Haynichen, am nächsten Wege nach Freiberg, ½ Stunde von der langhennersdorfer Kirche, nicht unmittelbar an der Striegiss selbst, sondern vielmehr in mehreren Gruppen von Häusern am südwestlichen Abhange über dem Striegisthale herab und zwar meist an einem geringen Bächlein, welches überaus jäh herabfliesst, während auf der Gegenseite des Thales das Riechberger Holz, hier „das Gehege“ genannt mit dem bewaldeten Heuberge oder Hochberge sich über die Höhen hinauf breitet. Südlich liegt isolirt an der Striegiss die Bräunsdorfer Mühle. Auf der Höhe des Geländes, am Kreuzpuncte der angegebenen Wege steht das Wirtshaus mit dem Schiessplatze und weiter in Norden die gethürmte Schule. Etwas tiefer steht das Rittergut, welches vor der Reformation unter die Zellischen Klostergüter gehörte, womit nach der Reformation der Kanzler von Mordeisen beliehen wurde.
Nach dem 30jährigen Kriege verschenkte Churfürst Johann Georg Bräunsdorf als ganz verödet und verwüstetes Dorf einem gewissen Georg Pflug, nach andern, an den damaligen Churfürstl. Rath und Kammersecretair Burkhardt Berlich, welcher im Jahre 1643 die sämmtlichen [159] Pertinenzien Bräunsdorfs zu einem Ganzen vereinigte und diesen Complex bei einem darauf erbauten Gute bewirthschaftete, worauf es im Jahre 1657 als Kanzleischriftsässig erklärt wurde.
In diesem Zustande blieb das Gut bis zum Jahre 1671, nach andern bis 1674, wo einige Abbaue davon stattfanden, die sich aber bei dem damaligen Flore des Bergbaues sehr bald vermehrten und den Grund zu dem neuen Dorfe Bräunsdorf legten, welches sonach auf den Ritterguts-Zubehörungen aufs Neue wieder erstanden ist.
Im Jahre 1674 kam das Gut in den Besitz des jene Ansiedelungen menschenfreundlichst befördernden Dr. Romanus Teller, welche mit 14 damals hier gewesenen Grundbesitzern das Erbregister abgeschlossen hat. Noch 1752 gehörte Bräunsdorf den Tellerschen und Seyfertschen Erben.
Im Jahre 1823, wo es Eigenthum eines gewissen Schubert von Kleefeld war, wurde es von der Staats-Hauptkasse für die allgmeinen Straf- und Versorgungsanstalten gekauft und seitdem durch die hohe Commission dieser Anstalten verwaltet.
Am 5. März des Jahres 1825 wurde eine Landes-Waisenanstalt daselbst eröffnet, welche seit dem 23. Mai 1832 in eine Corrections- und Erziehungsanstalt für verwilderte, heimathslose und in gesetzliche Strafe verfallene Kinder, und junge Verbrecher unter 18 Jahren umgewandelt ist. An der Anstalt fungiren ein Director, ein Hausverwalter, mit einem nöthigen Kanzlei-Personal. Die Gefangenen stehen unter der ummittelbaren Aufsicht einzelner Aufseher.
Die Zöglinge werden, nächst dem dass man sie zu verschiedenen Professionen anhält, unter der Anleitung des Oekonomie-Inspectors vom Rittergute vorzüglich auch mit landwirthschaftlichen Arbeiten beschäftigt und theilweise zu Dienstboten für das Land herangebildet.
Für den geistigen und kirchlichen Unterricht sorgen ein an der Anstalt angestellter Prediger und ein Adjunct.
Der Lehrer zu Bräunsdorf ist zugleich Cantor der Anstalt und hat als solcher sonntäglich den Gottesdienst mit zu leiten und Nachmittags Betstunde zu halten.
Die kirchlichen Verrichtungen werden in dem von Dr. Romanus Teller erbauten sogenannten Bethaus gehalten, welches seit dem Jahre 1826 durch die hohe Commission für die allgemeinen Armen-, Heil- und Versorgungs-Anstalten eine wesentliche Umformung und Ausschmückung, so wie eine Orgel erhalten hat.
Früher war in das Bethaus die Schulstube mit eingebaut. Durch die grosse Kinderzahl der Ortsbewohner wurde jedoch die Erbauung eines neuen Schulhauses und die Anstellung eines zweiten Lehrers nöthig.
Viele sind aus der Anstalt Bräunsdorf ausgetreten und dem bürgerlichen Leben als taugliche Subjecte überliefert worden, weil sie arbeiten gelernt haben und man insofern für die Vollendung ihrer Besserung sorgte, dass man beim Austritte aus der Anstalt nicht verabsäumt hatte eine den Ausgeschiedenen seinen neuerlernten Kenntnissen angemessene Beschäftigung zu verschaffen.
Zur Oeconomie des Gutes Bräunsdorf gehören 8 Scheffel Garten, 385 Scheffel Feld, 76 Scheffel Wiesen, 287 Scheffel Holzboden und 2 kleine Teiche.
Das hiesige Rittergut bezahlt nach einer von dem berühmten Dr. Romanus Teller übernommenen Verpflichtung für 12 arme Kinder das Schulgeld, auch erhalten die hiesigen Bergmannskinder aus der Freiberger Bergknappschaftscasse ebenfalls einen ansehnlichen Geldbeitrag[WS 1] als Schulgeld. Denn Bräunsdorf ist rücksichtlich seines Bergbaues schon in den frühesten Zeiten berühmt und gab grosse Ausbeute. In der Nähes des Ortes befinden sich mehrere nicht unbedeutende Zechen, wovon wir die neue Hoffnung Gottes vorzüglich erwähnen müssen, deren 4 Berglehne Jacob nebst Gnade Gottes, Vertraue [160] Gott und Verträgliche Gesellschaft sind. Es fahren bei dieser Zeche, die neue Hoffnung Gottes, gegen 300 Bergleute an.
Diese Fundgrube liefert weisse Erze, welche sich vorzüglich zum Amalgimiren eignen und von hier aus allwöchentlich früher zu dem zu Halsbrücke befindlichen berühmten Amalgimirwerke abgefahren wurden, welches aber jetzt nicht mehr benutzt wird.
Ausserdem zeichnet sich die Bräunsdorfer Fundgrube durch grosse Grubengebäude aus.
In der hiesigen Gegend findet man auch blutrothe Granaten, welche sehr schön sind.
Zu den Dörfern, die früher und nach der Reformation zur Herrschaft des Kanzler von Mordeisen gehörten und wovon der Hauptsitz in Kleinwaltersdorf war, wurden auch noch die Orte Langhennersdorf, Reichenbach und Sayfersdorf gezählt. Daher hat sich auch aus jener Zeit der Parochial-Verband dieser Dörfer erhalten.
Denn Langhennersdorf mit Bräunsdorf, Reichenbach und Sayfersdorf bilden eine Parochie, über welche, mit Ausnahme von Bräunsdorf, dem Ministerium des Cultus das Collaturrecht zusteht, über Bräunsdorf übt es die königl. hohe Commission für die allgemeinen Armen-, Heil- und Versorgungs-Anstalten.
Bräunsdorf reicht nur mit einigen Häusern, wie schon erwähnt, bis zur Striegiss herab, von wo sie ein sehr gewundenes ödes, von steilen und selbst felsigen Bergen gebildetes Waldthal zur Reichenberger Hammermühle bringt, wo das Reichenberger Bächlein hineinfällt. Ihr Lauf ist überhaupt 8 Stunden weit. Ungefähr ¼ Stunde unterhalb Rosswein erreicht sie ihr Ende. Das Wasser ist wegen der mineralischen Bergmischung nicht fischreich.
Bräunsdorf mit seinen 165 Gebäuden und 1716 Einwohnern gehörte schon seit dem Jahre 1839 zum frühern Justizamte Freiberg, da in diesem Jahre die Gerichtsbarkeit von Bräunsdorf an den Staat abgetreten wurde.
Jetzt gehört es natürlich zum Gerichtsamte Freiberg.
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Anmerkungen (Wikisource)
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