Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section/H27
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eigentlich früher kurzweg Cunewalde genannt. Denn die Eintheilung in Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde stammt aus späterer Zeit.
Der Ort zieht sich in einer Ausdehnung von fast 2 Stunden durch ein von zwei Bergketten umgebenes, von einem oft bedeutend anschwellenden Bach durchflossenes fruchtbares Thal, von Morgen nach Abend, eine starke Meile südlich von Bautzen und 1 Meile westlich von Löbau.
Seinen Namen hat Cunewalde von der Wiegengöttin Cuno oder Cunina empfangen, welcher die alten Heyden auf den an der Südseite gelegenen Waldbergen, namentlich, wie es scheint, auf dem mittelsten derselben, dem in diesem Album oft erwähnten Frageberg ihre Milchopfer gebracht haben.
Eben um dieses Götzendienstes willen mag eine grosse Zahl von Häusern dieses Dorfes schon längst vor der auch in der Lausitz geschehenen Heidenbekehrung angelegt worden sein.
Die Zeit, in welcher an die Stelle des heidnischen Aberglaubens die christliche Anbetung Gottes getreten ist, kann nicht genau angegeben werden. So viel ist gewiss, dass nach der erfolgten Gründung des Bisthums Meissen (965) von Otto dem Grossen das Volk der Lausitz dem Bischof zu Meissen nicht nur zur Seelensorge anvertraut war, sondern auch demselben manche Lehngüter zum Eigenthume übergeben worden sind. So auch Cunewalde, welches zu dem Kirchsprengel des vom Bischof von Meissen, Bruno II., im Jahre 1267 fundirten Capitels oder Decanats St. Petri in Budissin geschlagen wurde.
Das Domcapitel erlangte auch frühzeitig die Mitherrschaft und hat bis heutigen Tages die alleinige Verwaltung des Kirchen- und Kirchen-Schul-Lehns behalten.
Noch ungetheilt, den domstiftlichen Antheil abgerechnet, haben Cunewalde besessen Friedrich von Bolbriz im 15ten Jahrhundert, welchem Bischof Johannes VI. einen Lehnbrief über acht Dörfer gegeben; dann Heinrich Schrey; nach ihm Christoph von Gablenz, welchem Peter von Haugwitz folgte. Letzterer hatte mit seinem Bruder auf Rodewiz und mit Georg von Kopperiz auf Weigsdorf dem Könige von Böhmen ein Ritterpferd bewilligt. Dann war es in den Händen des Hans von Nosswiz (auch Nostiz geschrieben), welcher 1552 mit Tode abging und ganz Cunewalde kam an Donat von Metzrad, worauf es wieder ein Nostiz und zwar Hans von Nostiz auf Voigsdorf erlangte. Nach seinem Tode theilten sich seine Söhne in Ober- und Nieder-Cunewalde.
Hans Nicolaus von Nostiz war Kaiserlicher Appellationsrath und Landesältester des Bautzner Kreises. Nach seiner Umsiedelung nach Böhmen kam das Gut an das von Ziegler’sche Geschlecht, welches nach dem Tode des Besitzers von Nieder-Cunewalde im Jahre 1632 auch letzteres erwarb.
Joachim von Ziegler kaufte Ober-Cunewalde um 1623. Nach seinem Tode (1631) erhielt sein Sohn Wolf Rudolph von Ziegler Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde, daneben auch Wehrsdorf. Nun folgte sein Sohn Carl Gottlob, Commandant der Festung Königstein, welcher am 14. Juli 1715 zu Bautzen starb. Der jüngste Sohn des Carl [210] Gottlob, gleiches Namens, vereinigte wieder Ober- und Mittel-Cunewalde, auch verband er Preitiz damit, legte im Jahre 1749 auf einer wüsten Anhöhe vor Mittel-Cunewalde einen Weinberg und ein Lustschloss an, welches 1838 durch Brand beschädigt, jetzt als Ruine über das Thal empor ragt, und starb 1770.
Nach ihm erlangte Ober-Cunewalde sein Sohn Ferdinand Rudolph, welcher im Jahre 1791 mit Tode abging, worauf die Besitzung auf Herrn Wilhelm Carl Heinrich von Polenz auf Kleindehsa, Geheimen Finanzrath, Klostervoigt von Marienthal, Mitglied der ersten Kammer überging, von welchem es sein Sohn Julius Carl von Polenz erbte. Letztrer ist der derzeitige Besitzer von Ober-Cunewalde.
Die Gutsgebäude sind nicht unansehnlich; sie gewähren ein liebliches Bild. Die Oekonomie des Gutes ist in vortrefflichem Zustande, die Wirthschaftsräume gross und practisch eingerichtet.
Die Fluren von Cunewalde gehören der mittleren Bodenclasse an und liefern gute Getreidesorten; auch Kartoffeln werden ausgezeichnet erbaut. Die zum Gute gehörigen Waldungen sind bedeutend, Wiesewachs und Futterbau sogar vorzüglich zu nennen.
Der grösste Theil der Bevölkerung, ja selbst einige von denen, deren vorzüglichstes Geschäft der Feldbau ist, betreiben seit 70 Jahren die Weberei, welche einzelnen ein reichliches, den meisten ein nothdürftiges Brod gewährt. Viele hundert Familien arbeiten für einheimische oder benachbarte Fabrikanten, deren manche hundert und mehr Stühle beschäftigen und welche die Leinewand an Kaufleute in Bautzen, Löbau, Schirgiswalde und andere Orte versenden oder auf der Leipziger Messe und einigen sächsischen, auch zum Theil preussischen Jahrmärkten, im Ganzen oder im Ausschnitt verkaufen. Doch fehlt es auch nicht an andern geschikten Handwerkern fast jeder Art.
Auch eine Oelfabrik ist hier in Ober-Cunewalde angelegt und in Mittel-Cunewalde befindet sich eine von der Herrschaft zu Ober-Cunewalde 1761 erbaute Töpferei, die längst im Privateigenthum übergegangen ist. Eben so wenig ist an Kramläden, an Bäckereien und Wirthshäusern ein Mangel. Auch für Kranke und Leidende ist gesorgt. Es wohnt hier ein Medicinae Practicus, ein Wundarzt und vier Hebammen.
Die dasige Kirche steht ausserhalb des Gottesackers, ist ein durchaus massives, einfach schönes und grosses Gebäude, mit mehr als zweitausend Sitzen eingerichtet.
Dahin eingepfarrt sind die Dörfer Halbau, Neuhaus, Klipphausen, Voigsdorf, Köbliz, Schönberg und ein kleiner Theil von Halbendorf.
In diesem ganzen Kirchspiel Cunewalde sind sechs Gemeinden verbunden, folglich bestehen auch sechs Gemeinderäthe, ein jeder mit seinem Vorstande und Gemeindeältesten und mit einer grösseren oder geringeren Zahl von Ausschusspersonen.
Seit den letzten 60 bis 70 Jahren hat der Ort Cunewalde an Umfang bedeutend gewonnen.
Früher zählte man in Ober-Cunewalde 109, in dem dazu gehörigen Neudorf 10 und Halbau 11; 1840 schon 150 in Ober-Cunewalde, in dem dazu angebauten Orte 24, im zweiten 12; jetzt aber beträgt die Häuserzahl in Ober-Cunewalde 200, in Neudorf 20, in Halbau 22.
Im Bereiche des ganzen Kirchspiels befinden sich 33 Bauern, 2 Dreiviertels-Bauern, 14 Halbbauern, 32 Grossgärtner, 9 Viertels-Bauern, 86 Kleingärtner und 658 Häusler.
Ober-Cunewalde zählt jetzt allein an 800 Einwohner, welche dem Gerichtsamte Neusalza zugewiesen sind.
zwei kleine Stunden von Neusalza nördlich und drei Stunden westlich von der Stadt Löbau entfernt, zwischen den Dörfern Oberschönbach, Oberhennersdorf, Lindenberg und Cunewalde, an der Strasse von Neustadt nach Löbau, in fruchtbarer Flur gelegen.
Es wird eigentlich in Ober- und Nieder-Beyersdorf getheilt, der Ort selbst war aber immer im Besitze eines Herrn.
Schon 1272 gehörte der Ort dem Stifte Meissen, wogegen die Gerichtsbarkeit dem Markgrafen von Brandenburg zustand, welcher damals Herr der Bautzner Pflege war.
Das dasige Rittergut (vor Alters Sattelhof genannt) wozu ansehnliche Waldungen und grosse Teiche gehörten, besass später im 14ten Jahrhundert die Familie von Rechenberg, und behauptete solches bis ins 17te Jahrhundert.
Im Jahre 1662 wurde der dasige Besitzer Herr von Rechenberg von einem Herrn von Gersdorf im Duell tödtlich verwundet.
Von 1716–42 besass es der Appellationsrath von der Sahla, dann 1753 Johann Gottlob und 1764 Christian Gottlieb Schlenker. Im 19ten Jahrhundert und zwar von 1815 bis 1818 der Premierlieutenant von Meynhardt. Nachher wurde Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Carl Julius Leipoldt. Der derzeitige Besitzer aber ist Herr Kopke.
Das herrschaftliche Wohnhaus ist ein schönes Gebäude und die Wirthschaftsgebäude sind in gutem vortrefflichen Zustande. Die Fluren des Rittergutes gehören der mittleren Bodenclasse an; die Waldungen sind nicht unbedeutend.
Beyersdorf liegt in einem lieblichen Thale, um welches rings herum Anhöhen sich erheben, die zu beträchtlichen Bergen ansteigen. Der höchste unter ihnen ist der Belibog, zwischen Beyersdorf und Cunewalde gelegen, dem hinter Cunewalde sich erhebenden Czorny-Bog gegenüber. Beide Berge erinnern durch ihren serbischen Namen: der weisse und der schwarze Gott – an die Ueberlieferung, dass in den heidnischen Zeiten von den Serben auf ihnen den genannten Gottheiten Opfer gebracht worden seien.
Indessen ist der Beli-Bog in der Umgegend fast nur unter dem Namen des Beyersdorfer Berges oder – nach dem Namen eines ehemaligen Besitzers eines grossen Theils von dem Felde und dem Walde an und auf ihm – des Kaspers bekannt.
Rechts von diesem, nur durch das Thal, in welchem Beyersdorf liegt, von ihm getrennt, erhebt sich, von Oppach ostnord östlich, in minder beträchtlicher Höhe der Beyersdorfer Hain, auf welchem die überall vorkommenden Granitblöcke als ganze Felsmassen übereinander geschichtet gefunden werden.
Höher wiederum steiget, rechts von dem Haine, jenseits des Thales, welches zu den Höhen von Oppach hinanreicht, von Oppach östlich der Spremberger Berg empor.
In südwestlicher Richtung senkt sich dieser allmälig bis zur Spree abwärts, welche, jedoch nur eine kleine Strecke, auf der Südseite die Grenze der Oppacher Fluren und zugleich des Landes bildet, indem an ihrem linken Ufer der böhmische Ort Fuga gelegen ist.
[212] In westlicher Richtung erhebt sich die Gegend nun in sanften Ansteigen, wogegen nordwestlich der Pickaer Berg fast wieder so hoch wie der Beli-Bog empor ragt, mit welchem ihn nördlich ein fortlaufender Höhenzug verbindet.
Auf diesen genannten Bergen geniesst man, wiewohl sie mehr oder minder bewaldet sind, zum Theil schöne Fernsichten.
Ausser dem Rittergute ist noch die Kirche zu erwähnen. Dieselbe war im Hussitenkriege ziemlich zerstört worden und ist dann bis zum Jahre 1559 wüste gelegen. Den eignen Pfarrer hat Beyersdorf erst 1579 erhalten. Bis dahin war es Filial von Oppach.
Der Pfarrer Knoloch stand der Kirche als Pfarrer beinahe 10 Jahre vor, während vor seiner Amtsführung in 70 Jahren nicht weniger als 5 Pfarrer hier gewesen sind.
Das Kriegsjahr 1632 ist für das Dorf sehr verderblich gewesen. Denn selbst der Pfarrer flüchtete nach Bautzen und hielt sich daselbst 12 Wochen auf.
Dessen Nachfolger nahm sich aus Schwermuth das Leben, ein Unglück, welches dem Orte, vorzüglich für die Gemeinde und deren Seelsorger aber wieder von ersprieslichen Folgen war. Bis 1658 hatte der hiesige Pfarrer zugleich die Aemter des Schulmeisters, Steuereinnehmer und Gemeindeschreibers mit zu verwalten. Von jetzt an wurde ein besonderer Schulmeister angestellt und diesem die bisherige Pfarrwohnung zur Amtswohnung angewiesen, dem neuen Pfarrer aber ein ganz neues Pfarrhaus erbaut.
Noch sind nicht unerwähnt zu lassen die Drangsale im 7jährigen Krieg, namentlich hat auch der einjährige Krieg und das Jahr 1813 seine Leiden über Beyersdorf gebracht.
Beyersdorf gehörte sonst zum Amte Stolpen und wurde deshalb zum Meissner Kreis gerechnet. Jetzt gehört es zum Gerichtsamte Neusalza, und heisst Beyersdorf mit Schmiedenwalde.
In den Jahren von 1662 bis 1678 hatte Ober- und Niederhof zu Beyersdorf ihre besonderen Besitzer.
Die geistliche Inspection stand vor der Reformation dem Erzpriester zu Löbau zu, jetzt steht es unter der Inspection von Bischofswerda.
Beyersdorf ist wegen des etwas kalklehmigen Bodens nicht so sehr fruchtbar, wiewohl Kartoffeln wohl gedeihen. Dagegen wird die Weberei verschiedener leinener und baumwollener Gewebe hier stark betrieben.
Die Waaren werden grössten Theils für sogenannte Factors gefertigt, deren sich einige im Orte und in dem nahen Oppach befinden. Von Mehreren wird das Geschäft auch auf eigene Rechnung betrieben.
Beyersdorf hat sich in den letzten Jahren sehr vergrössert, so dass jetzt in 70 Häusern 400 Einwohner leben, während im Jahre 1827 in beiden Theilen 50 Häuser mit 260 Einwohnern existirten.
Die Einwohner stehen unter dem Gerichtsamte Neusalza.
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eine Stunde westlich von Bautzen entfernt, links ab von der Strasse nach Dresden gelegen.
Der Ort wird Klein-Förstchen oder auch Unter-Förstchen genannt, raint sehr nahe mit Ober- und Gross-Förstchen und Siebitz und liegt in einer Senkung am Anfang eines westwärts zum Gödauer Wasser fliessenden Bächleins.
Das hiesige Rittergut hat ein schönes im grossartigen Styl erbautes Herrenhaus, woran ein herrlicher Garten stösst. Die Fluren sind gross und ergiebig, und bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörten die Dörfer Presko und Siebitz dazu, indem Klein-Förstchen seine eigne Gerichtsbarkeit hatte.
Das Rittergut gehörte früher der von Bünau’schen Familie. Der Rittmeister von Bünau besass es vor 80 Jahren.
Der derzeitige Besitzer aber ist Herr Moritz Ernst Louis Borsdorf, der auf die Verbesserung des Gutes viel Kosten und Mühe aufgewendet hat, so dass dasselbe den schönsten Rittergütern hiesiger Gegend mit an die Seite gesetzt werden kann. Ueberhaupt ist die Lage des Gutes einladend und freundlich, wie auch der Besitzer desselben die alte Gastfreundschaft der Lausitz bewährt.
Der Ort selbst hat besonders Bemerkenswerthes nicht aufzuweisen und die Schicksale desselben sind nicht besonderer Erwähnung werth.
Blos so viel ist zu bemerken, dass das Dorf mit Rittergut nach Gödau eingepfarrt ist, und hier dürfte noch Einiges nachzuholen sein, was in diesem Album noch keinen Platz gefunden hat. Mit der Kirche und ihrer Begründung steht das Leben Bischofs Benno in genauer Beziehung.
Man wollte zwar behaupten, dass die jetzige Kirche von Gödau von Bischof Benno gegründet worden sei;allein dies ist nicht richtig. Denn zu Zeiten Bischof Benno’s existirte der Rundbogenstyl; allein die jetzige Kirche ist nach Spitzbogenstyl erbaut. Also existirt die von Bischof Benno erbaute nicht mehr.
Bischof Benno von Meissen war aus dem altsächsischen Geschlechte der Grafen von Wolten oder Woltenburg, im Jahre 1010 zu Hildesheim geboren; sein Vater hiess Wernher, seine Mutter Bezela.
Im 18ten Jahre seines Lebens wurde Benno in den Orden der gelehrten Benedictiner zu Hildesheim aufgenommen und erlangte hier nach und nach die kirchlichen Weihen und Würden.
Im Jahre 1035 ward Benno Diaconus, 1040 Priester, 1045 Abt. Im Jahre 1051 berief Kaiser Heinrich III. Benno zum Probst in Goslar, 1066 wurde er Bischof von Meissen.
Im Jahre 1068 war der Kaiser mit zahlreichem Gefolge deutscher Fürsten und Grafen, Erzbischöfen und Bischöfen bei Benno in Meissen.
Später wurde Benno der Gefangene des Kaisers und 1076 kehrte er wieder nach Meissen zurück, nachdem der Herzog Vradislaus die Mark Meissen schon in Besitz genommen hatte.
Im Jahre 1081 wurde Benno wieder vom Kaiser gefangen genommen.
Erst im Jahre 1088 söhnte sich Benno mit dem Kaiser aus und hat die letzten 19 Jahre seines Lebens in der Einsamkeit verlebt. Er [214] wurde 96 Jahre alt und starb am 16. Juni 1107. Die Mutter von Bischof Benno soll eine Burg oder ein Schloss zu Gödau gehabt haben, wo sie gräflich eingerichtet war.
Die Kirche zu Göda oder Gödau ist dem heiligen Peter und Paul geweiht.
Zu erwähnen ist hier zugleich noch der Gödauer Rundwall, 2 Stunden westlich von Bautzen, 5 Minuten südlich von Gödau, über dem Gödauer Bach.
Der Aufwurf ist von Südost bis Nordwest gegen 250 Schritte im Umfang. Im Kessel zeigt sich ein auf ein früheres Gebäude deutender Platz, 26 Schritte lang, 14 Schritte breit mit Schuttaufwurf.
Bei Nachgrabungen hat man Mauersteine mit Kalkputz, Nägel, hartgebrannten Gefässscherben, von einer früheren Kapelle wohl herrührend, gefunden. Dann 2 bis 3 Ellen tiefer, Kohlen von hartem Holze und Asche und darunter menschliche Gerippe auf einem Winkel liegend, zusammengedrängt und in einer auf einen gewaltsamen Tod deutenden Lage, wohl durch das einstürzende Gebäude verursacht, worinnen sich vielleicht ein tapferer Ritter mit den Seinigen bis zum letzten Augenblicke vertheidigt hatte.
Auch fand man ein zusammengesetztes Gerippe von 78–80 Zoll, von 60 bis 70 Jahren, mit einem Schädel von kleiner Stirn, stark gekrümmten Kiefern bei weit hervorragenden Jochtbeinen und stark entwickeltem Gebisse, mit sehr abgekauten Zahnkronen, nach eines Anatomen Auskunft auf mongolische Bildung deutend (also Hunnen, Avaren).
Auch auf Gebeine von Kindern und Zugthieren stiess man, und nebenbei fand man angeschmolzene Lanzenspitzen und andere Eisenfragmente. Ganz unten im Boden war festgeschlagener Lehm.
Ein sehr ernstes Gefühl bemächtigt sich wohl jedes Besuchers solcher Zeichen der Vorzeit und wer sie auch nur aus treuer Abbildung und Beschreibung kennen lernt, wird sie wie jene, ihrer uns völlig fernstehenden Eigenthümlichkeit wegen, ohne Weiteres in das Heidenthum und bei einer regen Einbildungskraft sich selbst in jene Zeiten versetzen, in welchen oft mit geringen Mitteln so Grosses unternommen und geschaffen wurde und so mancher Gefahr vorgebeugt werden musste, wie es die Jetzzeit nicht kennt.
Klein-Förstchen war sonst mit 19½ Rauchen belegt. Die Rauchsteuer betrug 113/2 Gr. Eine Art von Zuschlag zur Rauchsteuer war die sogenannte extraordinaire Anlage, welche im 17ten Jahrhundert von den Ständen zur Deckung der Landesschulden ausgeschrieben wurde.
Die früher existirende Mundgutsteuer betrug die Hälfte von einer Rauchsteuer.
Jetzt hat Klein-Förstchen mit Presko und Siebiz 53 Häuser mit 286 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Bautzen einverleibt und auch den übrigen höheren Behörden von Budissin natürlich zugewiesen sind.
¾ Stunden von Gaussig und 1¾ Stunden von Bautzen in angenehmer schöner Gegend.
Der Ort selbst ist, wie seine Endung darthut, sehr alten Ursprungs und fällt in die alte Heidenzeit. Er mag sogar früher viel grösser gewesen und später aus den einzelnen Gütern erst das Rittergut entstanden sein, welches nicht unbedeutend ist.
Es hat ein schönes Herrenhaus mit daran befindlichem Garten und die Oeconomie wird auch hier, wie auf allen den Schall-Riaucour Familien-Fideicommiss-Gütern rationell betrieben.
In den frühesten Zeiten gehörte das Gut den Herren v. Haugwiz.
Im 18ten Jahrhundert kaufte das Gut Andreas Reichsgraf von Riaucour, churfürstlich Sächsischer Conferenz-Minister und wirklicher Geheime Rath; auch Gesandter am churfürstlich Pfalzbaierischen und Trierschen Höfen, Reichsritter und Ritter des Königl. Polnischen weissen Adler-Ordens, vermählt mit Henriette Freifrau von Wreeden. Bald wurde Drauschkowiz zu dem von dem neuen Käufer errichteten Familien-Fideicommiss geschlagen, welches nun aus den Ortschaften Crostau, Rhodewiz mit Sonneberg, Eulowiz, Boderwiz, Gaussig, Medewiz, Dühmen, Golenz, Malschwiz, Guttau, Brösa, Gleina, Wartha, Putzkau, Tröbigau, Naundorf, Zockau, Günthersdorf und Drauschkowiz bestand.
Nach dem Tode des Stifters succedirte in diesem Familien-Fideicommiss seine Tochter Frau Henriette Louise vermählte Gräfin von Schall; deren Gemahl war Carl Theodor Reichsgraf von Schall, Besitzer der Grafschaft Megen, churfürstl. Baierischer Geheime Rath und ausserordentlicher Gesandter am Sächsischen Hofe, Ritter des St. Joseph Ordens.
Nach dem in Paris 1832 erfolgten Tode des Herrn Grafen von Schall übernahm die Fideicommiss-Herrschaft Herr Carl Graf von Schall-Riaucour, vermählt mit Frau Amalie geb. Gräfin von Seinsheim, welcher seinen Wohnsitz in Gaussig genommen hat.
Zu dem Rittergute Drauschkowiz gehörten bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation Katschwiz, Neu-Katschwiz oder Neu-Drauschkowiz; alle diese Orte sind nicht von grosser Bedeutung, Drauschkowiz das Rittergut hat nur 4 Gärtner und 2 Häusler, in Katschwiz befinden sich 1 Dreiviertels-Bauer, 2 Gärtner und 3 Häusler, in Neu-Katschwiz oder Neu-Drauschkowiz sind 6 Kleingärtner und 1 Häusler.
Alle treiben Feldbau und Obstzucht.
Alle die genannten Orte sind mit Birckerode, Brösang, Diehmen, Neu-Diehmen, Galenz, Klein-Gaussig, Medewiz, und Puschermühle mit Weissnaulitz nach Gaussig eingepfarrt, und ausserdem noch 10 meissnische Ortschaften Arnsdorf, Neu-Arnsdorf, Cossern, Detzschen, Ganschwiz, Günthersdorf, Naundorf, Postschenke, Schlunkwiz, Zockau, im Ganzen also 22 Ortschaften, welche auch alle sehr nahe beieinander zusammen liegen.
Eingeschult nach Gaussig sind die Orte: Birckerode, Brösang, ein Theil von Diehmen, Drauschkowiz, Galenz, Katschwiz, Neu-Katschwiz, Klein-Gaussig, Medewiz, Puschermühle, Cossern, Günthersdorf, Naundorf und Zockau.
[216] Die Kirche zu Gaussig würde natürlich nicht gross genug für die Eingepfarrten sein, wenn letztere nicht aus Wenden und Deutschen beständen und demnach beim Gottesdienste, der an jedem Sonn- und Festtage in wendischer und deutscher Sprache gehalten wird, getheilt wären.
In der Kirche hängt eine Tafel von wail. Herrn Christoph Wilhelm von Salisch und Grossgraben auf Arnsdorf und Schlunkwiz, welche den Salischen adlichen Stamm von des Vaters Linie und den Salischen adlichen Stamm von der mütterlichen Seite enthält.
Vor der Reformation hatte der Pfarrer in Göda das hiesige Pastorat zu vergeben. Nach dem Davongehen des letzten katholischen Pfarrers, sagte der Decan den damaligen hiesigen katholischen Pfarrer vom Gehorsam gegen den protestantischen in Göda los.
Der Pfarrer Jentzsch, welcher auf diese Weise vom Decan Leisentritt eingesetzt worden war, musste jedoch seinen Platz 1575 wieder aufgeben und es wurde auch hier die Reformation eingeführt.
Jetzt übt natürlich das Collaturrecht die Gerichtsherrschaft von Gaussig.
Das Rittergut Gaussig besass einst der Vater der Gräfin von Rochlitz, der Generallieutenant Rudolph von Neitzschütz.
Uebrigens erinnert in hiesiger Gegend nichts weiter an die alte slavische Vorzeit, als die, vielen lausitzer Gegenden noch eigene, von mehr als 40,000 Zungen gesprochene wendische Sprache, aus welchen die meisten Namen der Ortschaften, Wälder, Berge und Gewässer sich herleiten lassen.
Aber doch gerne verweilt man hier und heimisch fühlt man sich allüberall. Mit Entzücken sieht man auf die 75 dem Sachsenlande verschwestert gebliebenen Quadratmeilen mit ihren Ebenen, Thälern und Bergen, die mit dem Riesengebirge und den Sandstein-Ketten der Sächsischen Schweiz verbunden, sich waldig darstellen, als sei die gastliche Lausche ihr Oberhaupt, und ihr Zeuge ritterlicher, klösterlicher Vorzeit der denkwürdige mit Ruinen gekrönte Oybin.
Möchte es diesem Album vergönnt sein, noch mehre Rittersitze der Oberlausitz zu beschreiben und in Abbildung zu bringen. Denn es hat noch viele herrliche Orte, die hier noch nicht aufgenommen sind, es hat noch Burgen und Rittersitze, die der Erwähnung sehr werth sind.
Möge ferner die herrliche Provinz blühen und gedeihen und von allem Ungemach befreiet bleiben, was früher oft so gross über die Lausitz kam.
Alle die Orte um Budissin haben schwere Kriegsdrangsale zu verschiedenen Zeiten zu dulden gehabt und dazu gehört natürlich auch Drauschkowiz.
Die einzelnen Specialitäten sind bei der Erwähnung der von Schall-Riaucour’schen Familien-Fideicommiss-Gütern schon in diesem Album erwähnt, so dass wir die besonderen Ereignisse hier nicht wieder aufzählen wollen, um nicht langweilig zu werden und uns der Wiederholung nicht schuldig zu machen.
Drauschkowiz mit Brösang und Katzschwiz hat 38 Häuser, in welchen 205 Bewohner leben, die zum Gerichtsamte Bautzen gehören.
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