Afrikanischer Postverkehr
[227] Afrikanischer Postverkehr. (Mit Abbildung.) Ein wichtiges Glied in der Kette von Maßregeln, welche bestimmt sind, die deutsch-ostafrikanische Kolonie einer gedeihlichen Entwicklung entgegenzuführen, bildet die Einrichtung einer Postverbindung zwischen der Küste des Indischen Oceans und den Gestaden des Viktoria Njanza. Mit der Ausführung dieser Postverbindung ist von seiten des kaiserlich deutschen Gouvernements die Firma Schülke und Mayr in Hamburg betraut worden. Monatlich einmal, unmittelbar im Anschluß an das Eintreffen der deutschen Postdampfer, marschiert eine Expedition, bestehend aus fünf Trägern und einem Führer, von Dar es Salaam ab. Die Leute tragen auf der Brust große Messingschilder mit der Inschrift „Kaiserliche Gouvernementspost“, sind mit Mauserkarabinern Modell 71 bewaffnet und ihre Last an Postsachen beläuft sich bis zu je zehn Kilo. Von Dar es Salaam wird zunächst Mpwapwa aufgesucht und dort die Post für die Station und die englische und französische Mission abgeliefert; dann wird der Marsch über Tabora nach Bukoba fortgesetzt, und von da kann mit den Briefen und Berichten aus dem Innern sofort der Rückmarsch angetreten werden. Die Expedition marschiert täglich 11 Stunden und bewältigt die Strecke von der Küste nach Bukoba und zurück in der unglaublich kurzen Zeit von 100 Tagen. Ein von Berlin abgesandter Brief wird daher künftig nur 71 Tage bedürfen, um nach der äußersten deutschen Station am Viktoria Njanza zu gelangen. Die Antwort kann schon nach 4½ Monaten in Berlin eintreffen. – Unser Bild stellt die erste dieser afrikanischen Postexpeditionen dar, welche am 6. Januar 1892 Dar es Salaam verlassen hat. Nach Nachrichten, welche von ihr an die Firma Schülke und Mayr gelangt sind, verschafften ihr die blanken Messingschilder überall den nöthigen Respekt, und der Führer hat nur einen Wunsch in Bezug auf Vervollkommnung seiner Ausrüstung laut werden lassen: er verspricht sich noch eine wesentliche Erhöhung seines Eindrucks von einem – Cylinderhut.