Abschied an Selmar
Abschied an Selmar.
So nimm es hin, das Opfer meiner Thränen,
Das dir der bittre Schmerz betrog’ner Liebe bringt.
Sey glücklich! fühle nicht dies martervolle Sehnen
Des Herzens, das so qualvoll ringt.
Obgleich in meiner Brust die Angst der Hölle glüht:
Vergebens würd’ ich jetzt mir Trost und Ruhe suchen,
Da beides mir mit dir entflieht.
Du raubtest mir – das mag dir Gott vergeben –
Den hohen Muth sich selber zu erheben,
Der mich zum edlen Dulden trieb.
Da sink’ ich nun von meines Lebenshöhen
Durch deine Wankelmuth vernichtet, tief herab.
Um schnell zu reifen für das Grab?
Ich fand in dir, was ich so lang’ vergebens
In Idealen mir geschaffen und ersehnt;
In dir, genoß ich jetzt des bessern höhern Lebens,
Und trauend ihm, dem schönsten der Phantome!
Lebt ich allein für dich, dir huldigte mein Herz;
Was that ich, Grausamer! daß du zu meinem Lohne,
Mir giebst der Seele höchsten Schmerz?
Ists möglich! hör’ ich recht? seit wann genügt sie dir?
O, der allmächtigste und süßeste der Triebe,
Ist ja der beßre Theil von mir.
Für dich allein durchglühte mich dies Feuer,
Sey frey! kannst du es seyn – du bist mir ewig theuer,
Bis einst dein Bild das Grab verwischt.
Du findest nie, was du zurück gegeben;
Ein Herz so liebevoll, so ganz an dir gebannt;
Mein Himmel ruht in deiner Hand.
Du brichst den Bund, und meine Thränen fließen
Der bängsten Wehmuth voll auf dies zerriß’ne Herz. –
O, möchtest du sie einst aus Reue nicht vergießen,
Wenn ich den Kampf bald überstanden habe,
Des Lebens Lüge flieht, die Wahrheit mich umgiebt:
Dann komm’ und weine sanft auf meinem stillen Grabe
Um die, so dich zu heiß geliebt.
Der Liebe Ideal, das mich mit dir vereint.
Der Zauber ist gelös’t, und nichts bleibt mir zurücke –
Ists möglich –! als ein kalter Freund?
Wohlan es sey! – zerrissen sey die Kette
O, daß ich nie in dir den Mann gesehen hätte,
Dem glühend diese Thräne floß!