Abschied (Storm)
[119]
Abschied.
1853.
Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen,
Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;
Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,
Es ist die Fahrt der Heimath abgekehrt.
Und widerruft, was einst das Herz gebot;
Und kauft, wenn dieser Preis euch nicht zu theuer,
Dafür euch in der Heimath euer Brod!
Ich aber kann des Landes nicht, des eignen,
Ich kann die stillen Gräber nicht verleugnen,
Wie tief sie jetzt in Unkraut auch vergehn. –
[120] Du, deren zarte Augen mich befragen, –
Der dich mir gab, gesegnet sei der Tag!
Und zage nicht! Es ist derselbe Schlag.
Es strömt die Luft – die Knaben stehn und lauschen,
Vom Strand herüber dringt ein Mövenschrei;
Das ist die Fluth! Das ist des Meeres Rauschen;
Von meinem Arm in dieser letzten Stunde
Blickt einmal noch ins weite Land hinaus,
Und merkt es wohl, es steht auf diesem Grunde,
Wo wir auch weilen, unser Vaterhaus.
Ein andrer Tag, ein besserer, gesühnt;
Denn Raum ist auf der heimathlichen Erde
Für Fremde nur, und was den Fremden dient.
Doch ist’s das flehendste von den Gebeten,
Mit festem Fuß auf diese Scholle treten,
Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! –
[121] Und du mein Kind, mein jüngstes, dessen Wiege
Auch noch auf diesem theuren Boden stand,
Kein Mann gedeihet ohne Vaterland!
Kannst du den Sinn, den diese Worte führen,
Mit deiner Kinderseele nicht verstehn,
So soll es wie ein Schauer dich berühren,