Abhandlung über Taubenzucht
in der Daisenberg’schen Buchhandlung.
1821.
– Aus seinem Gezelte geht lächelnd
Kleist.
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Von meiner frühesten Jugend an liebte ich Tauben, hielt sie, wo ich dazu Gelegenheit hatte und fand; aber lange Zeit ohne gehörige Kenntniß und Behandlung.
Taubenliebhaber fand ich überall; die aber gewöhnlich in der gehörigen Behandlung der Tauben so unerfahren waren, als ich es selbst war, bis ich vor etwa 9 Jahren an die Seite eines Mannes kam, der mehr des Nutzens wegen als aus Liebhaberey Tauben hielt, und richtige Kenntniße über Tauben und Taubenzucht besaß. Sein Vorrath an Kenntnißen und seine Bibliothek, die über landwirthschaftliche Gegenstände umfassende Werke enthielt, stunden mir gleich gütig offen. Ich fragte, hörte, las, beobachtete und lernte, was ich über Taubenzucht hier niedergeschrieben habe.
Ueber Tauben und Taubenzucht haben schon viele, kenntnißvolle Männer geschrieben; es kann also darüber zu schreiben kein gar so unwichtiges Geschreibsel seyn. Was Einem unwichtig scheint, ist nicht selten für einen Andern ein Gegenstand von großer Wichtigkeit. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, denen ein Paar Tauben eine Sache von großer Wichtigkeit war; diese sollen meine Abhandlung lesen, damit sie ihre Lieblinge behandeln, und von ihrer Liebhaberey auch Nutzen ziehen können. Hier liegt Erfahrung zum Grunde, die mit einem einfachen Kleide vorgetragen ist, damit es jeder Taubenhaltende verstehen, und durch richtige Befolgung Nutzen ziehen könne. Dem, der in der Taubenzucht schon etwas bewandert, soll nachgeholfen, der ganz Unwissende belehret werden: Aus dieser und keiner anderen Absicht erscheint im Drucke, was ich über diesen Gegenstand schon vor mehreren Jahren für mich niedergeschrieben und nach oft wiederholten Beobachtungen allezeit richtig gefunden habe.
Der Kosten ist wegen der geringen Bogenzahl nicht groß, der Nutzen erheblich, weil man sich darin über alles Raths erholen kann, was auf Tauben und Behandlung derselben Bezug hat.
Das Taubengeschlecht enthält 72 zahlreiche Gattungen, von denen einige gezähmt worden sind, und in Taubenhäusern unterhalten werden.
Die bekanntesten wilden und zahmen Gattungen will ich aufführen, und sind folgende:
1) Die gemeine wilde Taube. Sie unterscheidet sich von anderen Gattungen ihres Geschlechtes durch ihr blauliches Gefieder, welches am Halse grünlich schimmert, und nach der Brust zu mit Kupferroth vermischet ist. Jeder Flügel hat einen doppelten schwarzen Fleck. Ihre genaue Verwandschaft mit den zahmen Tauben sieht man daraus, daß sie mit ihnen nach den Schlägen sich begiebt, lange bei ihnen bleibt, und sich mit ihnen begattet, auch die Größe unserer gemeinen Feldtauben hat. Es ist glaublich, daß von der Zucht dieser wilden Holztaube unsere zahmen Tauben mit ihren vielen Abänderungen herstammen. Wollte doch jemand diese Taube absichtlich mit gemeinen Feldtauben vereinigen oder paaren, müßte seine Wohnung wenigstens eine Meile von den Haiden entfernt seyn. Diese Tauben hecken 2–3 Mal im Jahre, und gewöhnlich in hohen, hohlen Eichbäumen, nach Kleist:
„– Was kollert und girrt mir hier zur Seite vom Eichstamm,
Der halb vermodert und zweiglos von keinem Geflügl bewohnt wird?
Täusch’t mich der Einbildung Spiel? Sieh plötzlich flattert ein Täubchen
Aus einem Astloch empor mit wandelbaren Gefieder.
Dieß zeugte den dumpfigen Schall im Bauche des Eichbaums. Es gleitet
Mit ausgebreiteten Flügeln ins Thal, sucht nickend im Schatten
Und schaut sich vorsichtig um mit dürren Reisern im Munde.“
Durch den Einfluß der Zähmung des Klimas und der Nahrung hat sich diese Taube nach und nach sehr verändert, und zeigt sich nun wahrscheinlich in mannigfaltigen Spielarten, als da sind:
unter allen die nutzbarste Taube. Ihre Hauptfarbe ist blau mit schwarzen Flecken; sie artet aber fast in alle nur möglichen Farben aus, ja öfters bringt ein Paar Alte in vielen Jahren nicht ein einziges Mal Junge von ihrer Farbe. Diese Tauben zeichnen sich besonders dadurch aus, daß sie einen dünnen, einen guten halben Zoll langen Schnabel, glatten Kopf, und fast immer schwarze Augen haben. Wenn im Winter die Kälte nicht zu lange anhält, hecken sie jährlich 6 Mal, und dürfen alsdann nur drei Monate hindurch gefüttert werden, und da nicht mit ganzem Futter, wenn nicht häufiger Schnee fällt.
Die Monats- oder Montaube ist stärker, als der Feldflieger, und hat zu Ende des Kopfes gerade aufstehende Federn, die man Kappe nennt. Ihre Hauptfarbe ist schwarz, braun, gelb oder blau; doch hat sie einen weißen Kopf und weiße Flügelspitzen. Ist diese Weiße von allen Flecken rein, und die Kappe groß und rund, so gehört dieß zur Schönheit. Diese Taube heckt 7–8 Mal im Jahre, und bringt an ihren Jungen gewöhnlich ihre eigene Farbe.
Den Namen Montaube wollen viele davon herleiten, daß sie alle Monate hecke; allein nimmt man nur drei Wintermonate an, und Einen Monat zur Ruhe, so müßten diese Tauben von guter Art seyn, und auch gut gehalten werden, wenn sie 7–8 Mal hecken sollten.
Der Mohrenkopf ist recht schön weiß, hat einen schwarzen Kopf und Schwanz, übrigens die ganze Gestalt der Montaube.
Der Storch – Kiebitz, die Schwalbentaube ist ganz weiß mit schwarzen oder braunen Flügeln, und hat von der nämlichen Farbe einen runden Fleck auf dem Kopfe.
2) die Trommeltaube, sie hat die größe der Montaube, eben auch eine solche Kappe, und vorne über den Nasenlöchern noch eine kleine Kappe von krausen Federn. Ihre Augen sind eben so hellgelb, wie Hühneraugen. Diese Taube hat rauhe Füsse von Federn, die bei manchen so lange werden, daß sie damit Eyer und Junge aus dem Neste ziehen. Dieß zu verhüten, kann man ihnen die Federn an den Füssen etwas abschneiden.
Ist diese Taube rechter Art, so hat sie immer einerlei Farbe, nämlich schwarz mit weißen Flecken, und hat eine starke Stimme. Je öfters diese Taube rauhet, je mehrere weiße Federn bekommt sie; denn wenn sie als jung ganz schwarz sind, werden sie je älter je weißer.
Diese Tauben hecken in einem Jahre 4–5 Mal, und haben ihren Namen daher, daß der Täuber (Täuberich) über das, daß er, wie jeder andere Täuber, kuckert, gleich drauf trommelt, und gleich dem besten Tambour öfters 5–6 Minuten einen Wirbel schlage.
3) Die Kropftaube ist der Montaube an Gestalt und Farbe ganz gleich. Sie bläst ihren Kropf oft zur Größe einer kleinen Schweinsblase auf, und läßt nach Belieben den Wind wieder heraus. Stark wehender Wind wird ihnen leicht gefährlich, weil er die zu Boden wirft, und sie dann leicht gefangen werden, oder wie immer Schaden leiden. Sie hecken in einem Jahre 3–4 Mal.
4) Der Tümmler ist klein, wie die Feldtaube, hat einen Viertelszoll langen Schnabel, kleinen runden Kopf, große Augen mit dunkelgelben vorstehenden Fleischringen, an Farbe, wie die Feldtaube, mancherlei. Die Füsse sind bei allen etwas rauh, der Kopf mit oder ohne etwas Kappen.
Diese Taubengattung heckt 4 Mal in einem Jahre, und fliegt unter allen Tauben am höchsten; öfters erreicht sie kein menschliches Aug mehr. Einige steigen ganz gerade in die Höhe, und man nennt sie Steiger. Andere fallen von der größten Höhe herunter, als wären die Kräfte ihrer Flügel gelähmt, schlagen dann ein Rad, und man heißt sie Radschläger; sie verlieren aber an ihrer Schnelligkeit, wenn sie mit schwer fliegenden Tauben auf einem Schlage gehalten werden.
5) Die Möven (Mövisen) Taube hat die Größe des Tümmlers; aber größeren Kopf, einen ganz kurzen, dicken Schnabel und große schwarze Augen; unter der Kehle bis zur Brust geben sich die Federn von einander, wie eine Krause, und stehen über einen Zoll hervor. Die Hauptfarbe ist ganz weiß mit braunen oder grauen Flügeln. Es giebt derer mit und ohne Kappen, und hecken 3 Mal in einem Jahre.
6) Die Brieftaube, türkische Taube mit rothen Fleischwarzen um den starken Schnabel und Augen, wird in Orient zur Bestellung der Briefe gebraucht. Man nimmt nämlich eine solche Taube aus ihrem gewohnten Aufenthalte mit nach einem fremden Ort, bindes da ein Briefchen unter die Flügel, und läßt sie fliegen. Sie eilt sodann gleich ihrer alten Wohnung zu, wo ihr das Briefchen abgenommen wird. Auch gewöhnt man sie an beide Oerter zugleich, da sie dann wechselweise hin und wieder zurück fliegt.
In Europa hat man zu eben dem Zwecke auch andere Tauben mit glücklichem Erfolge abgerichtet.
7) Die Pfauentaube ist an Gestalt und Verschiedenheit der Farben der Feldtaube ganz gleich; die Federn im Schwanze sind aber etwas länger, und stehen gerade in die Höhe. Es giebt derselben mit und ohne Kappen. Bei starkem Winde hindert sie ihr hochgetragener Schwanz, und fallen im Freyen leicht zur Erde. Auch diese Taube hecket 3 Mal im Jahre.
8) Die Schleiertaube, dieser laufen am Hinterkopfe, an den Seiten des Halses, lange verkehrte Federn herab, die einen Halstuche oder Schleier gleichen, und ihr den Namen geben.
1) Die Trommeltaube, die größte vor allen Tauben, an Größe gleich einem Truthahn, ist in Neuguinea einheimisch.
2) Die Sperlingstaube, die kleinste aller Tauben, sie hat die Größe einer Lerche. Ihr Heimath ist das südliche Amerika.
3) Die Ringel- oder Holztaube, ist eine Zugtaube, weil sie uns im Herbste verläßt, im Frühjahr wieder kommt, und vom Saamen der Tannenzapfen u. dgl. lebt, daher Nadelwälder liebt. Der Halbmondförmige, weiße Streifen an den Seiten des Unterhalses verdient kaum den Namen eines Ringes. Ihr Kopf ist weiß–grau gesprenkelt, die Brust ist rothbraun, der Bauch weiß–grau, der Rücken dunkelgrau, wie auch die Flügelspitzen und der Schwanz.
4) Die lachende Taube, deren Vaterland Indien ist, wird ihrer lachenden Stimme wegen lachende Taube genannt, und bei uns in Stuben gehalten. Sie hat an den Seiten des Halses einen halbmondförmigen schwarzen Streifen.
5) Die Turteltaube etwas kleiner, als die Feldtaube, ist ihrer Keuschheit und ehelichen Treue wegen berühmt, wiewohl viele behaupten, sie hätte hierin vor den übrigen ihres Geschlechtes eben nichts voraus. Ihr Rücken ist grau, die Brust fleischroth, an den Seiten des Halses findet sich ein schwarzer Fleck mit weißen Streifen. Die Schwanzfedern sind an der Spitze weiß (Gattungs-Kennzeichen). Sie lebt in den wärmeren Europa, ist aber ursprünglich aus Indien, und kommt als Zugvogel zu uns; nistet auch in Teutschlands Wäldern auf den Aesten der Bäume, und legt 2 Eyer, wie andere Tauben. Giebt bei Veränderung des Wetters einen eigenen tiefen Ton von sich. Zieht im Herbste nach Italien, und von da weiter über das Meer. Unter den wilden Tauben ist sie bei uns die kleinste.
Die Tauben gehören zu den furchtsamsten Vögeln, sind in warmen Ländern fruchtbarer, als in kalten, und dort auch leichter zu unterhalten; daher findet man in Persien und Aegypten unzählige Schaaren von Tauben, und machen manchen Volkes größten Reichthum aus; man kann einen Taubenbesitzer solcher Länder nicht empfindlicher beleidigen, als wenn man eine seiner nützlichen mit ihm so freundschaftlich lebenden Tauben beleidiget. Die meisten Gattungen laßen sich vermischen, das ist paaren. Bei Feld- und Montauben ist es sehr anwendbar, und gut, weil die Gattung der ersteren dadurch stärker und größer wird, auch letztere, wenn sie jung dazu gewöhnt werden, mit den Feldtauben ausfliegen; doch ist es nicht bei allen Gattungen rathsam; denn bringt man z. B. eine Kropf- und Montaube zusammen, so verliert man an der Zahl der Jungen, ja die Befruchtung der Eyer ist gar möglich, wenn zu große mit zu kleinen Tauben gepaaret werden. Die Jungen, welche von zweierlei Gattungen Tauben erzeugt werden, heißt man Halbschläger, weil diese Jungen selten einer ihrer Aeltern ganz gleich sehen.
Die Tauben gehören keineswegs zu den sanftmüthigsten Thieren, wie viele glauben, sie sind neidisch beim Fressen, schlagen mit einem Flügel und beißen ihren Nachbar, daß die Federn davon fliegen. Dem Neste und Orte, welchen einmal ein Paar in Besitz genommen hat, darf keine andere zu nahe kommen. Verlauft sich eine Junge in ein fremdes Nest, kostes es ihr nicht selten das Leben. Am allerwenigsten kann es der Täuber leiden, wenn ein anderer sich seiner Taube nähert, lange und grausame Fehden treten hierüber ein, und wild und traurig irret der Ueberwundene, bis er wieder Gegenliebe findet; verläßt aus Liebe oft Heimath, oder geht auf Verführung aus, und bringt ein Weibchen nach Hause. Durch schweren Krieg realisirt manches Paar für Begattung, oft kostet die dem Tauber Blut; hingegen läßt sich dann die Taube von keinem, als ihrem Täuber treten, der Täuber aber tritt jede Taube, die ihm es erlaubt.
Die Tauben haben große Liebe zu ihren Jungen, dauert aber nicht länger, als bis sie wieder Junge bekommen; die vorletzten Jungen werden dann, wie fremde behandelt.
Fast alle Thiere vertragen sich mit Thieren ihres Gleichen aus einem und demselben Stalle besser, als die Tauben; denn diese leben in einem immerwährenden Neide, und Paar gegen Paar hält im Schlage strengste Gränzscheide. Tauben, die im Schlage noch kein Bürgerrecht haben, werden sehr schwer, und befiehlt es auch der Taubeneigenthümer durch Ein- und Zusammensperren, nur durch Kriege aufgenommen, wiewohl sie auf der andern Seite sehr gesellig sind, und gerne dahin fliegen, wo eine größere Anzahl beisammen ist.
Den Tauben ein ausserordentlich feines Geruchs-Organ, oder eine vor allen andern Geflügel sich auszeichnende Liebe zur Reinlichkeit beilegen zu müßen, bin ich nicht der Meinung; denn werden Ställe ausgemistet, so wühlt die Taube mit ihrem Schnabel nach einem jeden Körnchen. Mistet ein Pferd, so ist sie bald da, um das noch unverdauet gebliebene Korn aufzusuchen. Den Schlam, der sich an Stallschwellen absetzet, frißt sie sehr gerne, besonders zur Zeit, da sie kleine Junge füttert; nur ihr eigenes Koth, und was darein fällt, verschmähen sie. Wasser aus Strassenrinnen und Mistpfützen zieht sie dem reinsten Brunnenwasser vor; Wasser aber, das lange in einem Gefässe gestanden, oder in welches Taubenkoth gefallen, säuft sie nicht gerne, ist ihr auch schädlich, daher soll man Taubenschläge öfters reinigen und gegen üblen Geruch schützen.
Viele Thiere erkennen ihre Jungen durch den Geruch; denen Tauben aber kann man die ihrigen nehmen, und andere, an Größe und Farbe der ihrigen gleich, ins Nest legen, sie futtern selbe so gut, als ihre eigenen. Kommt der Taube im Finstern ihr Täuber zu nahe, so beißt sie nach selben, wie nach einer fremden Taube. Sie unterscheidet durch Geruch nicht ein Mal die Verschiedenheit beider Geschlechter; daher kommt es, daß öfters zwei Tauben oder zwei Täuber so lange zusammen gehen, bis sie schnäbeln und treten wollen.
Das Gesicht ist bei Tauben gut. Von Ferne und im schnellsten Fluge kennen sie ihren Feind, sie unterscheiden in größter Entfernung die Tauben, die mit ihnen zu einem Schlage gehören.
Ein gutes Vorstellungs-Vermögen zeigen die Tauben dadurch, daß sie zum beliebten Heimath zurücke finden, wenn sie in einem Sacke, oder wie immer verschlossen, weit an einen fremden Ort getragen worden sind; auch fliegen sie nach allen Richtungen aus, und finden aus allen Gegenden zu ihren Schlägen zurücke. Sie fürchten keine Störche, und andere große Vögel, und unterscheiden sie genau von Raubvögeln; sind auch schüchtern vor Menschen, Katzen und Hunden, die sie nicht kennen.
Ihr Gehör ist gut und richtig; denn sie bemerken das kleinste Geräusch, unterscheiden sogar ihres Herrn Sang und Pfeiffen. Beim größten Geräusch, ganz in der Nähe, wenn es ihnen gewöhnlich ist, fürchten sie nichts, hingegen setzet sie die kleinste fremde Bewegung in Aufruhr.
So, wie Wärme, Reinlichkeit und immer frisches Wasser zu der Tauben Wohlbefinden überhaupts viel beitragen, befördern diese Dinge auch ihre Fruchtbarkeit. Schon im achten, längstens im neunten Monate ihres Alters legt die Taube Eyer, ist bis zum vierten Jahre sehr fruchtbar, und soll dann abgeschaffet werden, weil sie dann eine Zeitlang wohl und besser genährt noch einen guten Braten gewähret; älter aber immer härteres Fleisch bekömmt. Ihre ganze Lebenszeit erstrecket sich auf etwa 12 Jahre.
Ein Tauber hält sich gewöhnlich nur zu Einer Taube; doch giebt es Ausnahmen, wie ich schon oben sagte, daß mancher Täuber trete, wo ihm Erlaubniß gestattet wird. Wenn dem einen oder der andern ein Gatte mangelt, so bemerkt man bald eine gewisse Schwermuth. – Bei dem Brüten sowohl, als bei dem Füttern der Jungen stehen sie sich einander treulich bei.
Das Weibchen legt nur 2 Eyer, mehrentheils gegen Morgen, in einer Zeit von 2 Tagen. Die den Mittag oder Nachmittag gelegt werden, sind gewöhnlich unfruchtbar. Das Eine Ey ist stark und stumpf, und enthält einen Täuber; das Andere, etwas spitziger, schließt ein Täubchen in sich. Der Vater sitzt neben dem Neste, wo die Mutter brütet, und fliegt diese nach ihrer Nahrung aus, setzet er sich darüber. Gemeiniglich brütet das Weibchen von 3 Uhr des Nachmittags bis 8 Uhr Morgens, und das Männchen die übrige Zeit. Nach 17 bis 20 Tagen kommen die Jungen aus, die aber erst gegen den neunten Tag sehend werden. Am ersten Tage werden sie noch nicht gefüttert, sondern nur getrocknet und gewärmt; den folgenden Tag blasen die Alten ihnen den Kropf auf, und dann erst geben sie ihnen vor Allem etwas salzige und salpetrige Erde.[WS 1] Alle Nahrung weichen sie in ihrem Kropfe zuvor ein, ehe sie dieselbe den Jungen mittheilen; wenn dann selbe 10 bis 12 Tage als sind, bereiten sich die Aeltern schon wieder zur frischen Hecke. Nach 3 Wochen fressen die Jungen allein, und nach 6 Wochen haben sie ihre vollkommene Größe, wenn sie gleich noch piepen (zirpen). Da nun diese im achten Monate ebenfalls zur Fortpflanzung tüchtig sind, so können von Einem Paar Tauben in 4 Jahren ungefähr 18,000 Tauben entstehen: besonders, wenn man es auf ihre Fruchtbarkeit anlegte, und ihnen von Zeit zu Zeit Hanfsaamen vorgeworfen wurde, weil sie dieser fruchtbar und hitzig machet.
Die große Fruchtbarkeit der Tauben wird beschränket durch viele Feinde, die ihnen nachstellen, z. B. Raubvögel, Iltise, Marder, Wiesel, Katzen, sogar Ratten u. dgl. Auch sind nicht alle Eyer, die sie legen, gut, es sind darunter Windeyer. Endlich sind Tauben vielen Krankheiten unterworfen, die sie theils in der Brut hindern, theils gar um das Leben bringen, besonders wenn sie ihren Schicksale überlaßen werden, und man ihnen nicht zu Hülfe kommt.
Ihre gewöhnliche und gefährlichste Krankheit ist die Dörrsucht, (Dürrsucht) deren nächste Ursache Mangel an frischem Wasser und der Genuß zu häufigen Roggens, und Leinsaamens etc. ist, wodurch Verstopfung der Drüsen über dem Bürzel entstehet. Man öffnet sie behutsam, bestreicht sie mit ungesalzener Butter, und sorgt für gesündere Nahrung.
Eine unausbleibliche Krankheit für jede Taube ist das jährliche Rauhen (Mausern) oder Federwechseln. Die eine wird daran mehr, die andere weniger krank, sehr junge und gar alte Tauben sterben nicht selten daran. Die gewöhnliche Rauhzeit ist der Herbst; da aber jede junge Taube im fünften Monate ihres Alters rauhet, trift es sich, daß sie immer im Winter rauhen müßen, wenn sie das erstemal im Winter gerauhet haben, weil sie ordentlich allezeit nach Jahr und Tagen das ganze Leben hindurch rauhen, und das Rauhen im Winter hält sie härter, als zu einer wärmeren Jahreszeit. Tauben, die daran nicht krank werden, sitzen den Tag über traurig mit eingezogenem Kopfe, und kommen nicht gehörig zum Fressen. Ja sie werden zum Fressen unfähig, weil sie zu matt werden, besonders wenn Diarrhöe dazu kommt, was sehr oft geschieht. Man reiche ihnen zeitlich gutes Futter, ehe sie noch zu matt werden, lege ihnen ein Paar Herringsköpfe ins Wasser, damit sie Sauflust bekommen, menge Hanf- und Leinsaamen unter das Futter. Werden über das einige matt, sperre man sie ein, und gebe Einer eine Erbse groß Butter und gröblich zerstossenen Pfeffer. Ist die Diarrhöe nicht zu anhaltend, so giebt man den folgenden Tag eine Pille Rhabarbar. Dabei muß es ihnen nicht an einen Wasser mangeln, und so wird bis zur gänzlichen Besserung fortgefahren. Oft können solche Kranke den Schnabel nicht gut aufmachen, man muß ihnen also kleines Futter, als Linsen oder Waitzen geben, und wollen sie gar nicht fressen, muß man ihnen täglich 10 bis 15 Erbsen in den Hals stecken. Binnen acht Tagen wird bei solcher Behandlung die Arbeit vorüber seyn.
An Blattern oder Pocken sterben alte Tauben selten, die Jungen häufig, und die am Leben bleiben, werden sehr mager. Bei den alten Tauben sieht man die Pocken am Schnabel, die Täuber werden daran so heiser, daß sie nicht wohl kurren können. Den Jungen sitzen sie unter den Flügeln und Ohren. Ein Hauptmittel gegen diese Krankheit ist abermals gutes Futter. In das Saufen mischet man auf ein Quart Wasser 1/4 Loth Aloe, 1/2 Loth Rhabarbar, 1/2 Loth Glaubersalz, welche Species vorher in lauwarmem Wasser aufgelöset worden sind. So oft man die Tauben füttert, rührt man die Mischung frisch auf, und geht das Wasser zusammen, gießt man die ersten Tage frisches zu; ergiebt sich aber binnen acht Tagen keine Besserung, so wiederholt man obiges Mittel noch ein Mal.
Sehr kleine, schwarze Läuse, welche alte und junge Tauben bei einen anhaltenden trockenen Sommer bekommen, verursachen ihnen nicht selten den Tod. Den jungen Tauben vorzüglich sind sie schädlich, sie sitzen ihnen Haufenweis unter den Flügeln, und zehren sie ganz aus. Man reinige die Taubennester öfters, und besprenge den Boden oft mit Wasser, worin etwas Kamphor aufgelöst worden ist. In Nester, wo Junge liegen, legt man einer Erbse groß Kamphor, und den Jungen träufle man einen Tropfen braunen Tran auf den Kopf, wenn sie die Federn zu setzen anfangen, und verschaffe den Alten Gelegenheit zum öfteren Baden.
Hat eine Taube einen großen, harten Kropf, wenn sie auch gleich kein Fressen zu sich nimmt, was sehr oft den Kropftauben begegnet, so ist es ein Zeichen, daß sie einen kleinen Stein, oder dergleichen gefressen habe: man nimmt ein scharfes Messer, schneide einen Zoll breit die Federn vom Kopfe weg, mache einen kleinen Schnitt in die dünne Haut, leere den Kropf mittelst eines Fingers ganz aus, nähe ihn sehr fein zu, bestreiche es mit Branntwein, und lege ein Pflaster von Baumwachs darüber. Saufen kann die Taube darauf, soviel sie will, fressen darf sie nur wenig und gut.[1]
Oft bricht eine Taube ein Bein, oder wird daran wie immer verletzet; man bringt den Knochen in seine vorige Lage, bindet einen dünnen Lappen darum, und über selben, jedoch nicht zu fest, kleine Hölzer, und begießt den zerbrochenen Fuß öfters mit Branntwein. Nach acht Tagen, oder wenn sich Geschwulst zeigt, öffnet man den Verband. Haben sich irgendwo Blasen angesetzt, so schneidet man diese auf, und legt den Verband wieder an. Tritt die Taube wieder auf den Fuß, nimmt man das Holz ab, und bindet blos einen Lappen um.
Erbsen und Wicken sind für Tauben das beliebteste Futter, wenn sie gleichwohl auch alle Gattungen Körner fressen; wollte aber jemand seine Tauben mit Erbsen und Wicken allein futtern, würde er schwerlich seine Rechnung finden, wenn er Kösten und Ertrag miteinander verglich.
Den Tauben blos Erbsen und Wicken geben, wäre auch nicht ein Mal rathsam, weil davon die Eyer zu fett, und die Tauben zu wollüstig werden; die Eyer also wegen Fette vielfältig unfruchtbar, und die Tauben wegen zu schnellen Hecken schlechte Erzieher ihrer Jungen wären, und sie, ehe sie noch fressen könnten, verließen.
Das beßte und wohlfeilste Futter ist, wenn man 2 Theil Gerste, 1 Theil Hederichsaamen, 1 Theil Erbsen oder Wicken vermengt; nimmt man mehr, als einen Theil Erbsen oder Wicken darunter, laßen sie bald das andere Futter liegen, und an Erbsen und Wicken, oder dadurch verwöhnt, leiden sie lieber Hunger, oder leben immer halb satt, als daß sie anderes Futter fressen.
Wer selbst Ackerbau treibt, kann ein gutes Tauben-Futter bereiten, wenn er das sogenannte Hintere (den Abgang) aller Kornfrüchte sammelt, dann untereinander siebet und wirft, oder über die Stadelgetreidmühle laufen läßt: die Tauben fressen es gerne, befinden sich dabei wohl, und bringen die schönsten Jungen.
Ein Paar Tauben bedarf des Tages 2 starke Mannshände voll Futter, und 2 Paar jährlich 1/2 Schäffel; also vier Paar ein Schäffel, wenn sie ganz aus der Hand müssen gefuttert werden; daraus folgt, daß die Feldtauben, welche nur drei Monate, im strengsten Winter nämlich, Futter aus der Hand nöthig haben, kaum den vierten Theil bedärfen, besonders wenn kein anhaltender Winter, und nicht zu häufiger, lange daliegender Schnee ist.
Wenn man den Nutzen und Schaden der Tauben mit einander vergleicht, so findet man, daß jener von diesem öfters überwogen wird. Auf dem Lande hält man sie aber dennoch, weil das Fleisch der Jungen für Kranke und schwächere Personen die beßte Nahrung ist, und weil man fast zu allen Jahreszeiten, bei unvermutheten Vorfällen, die Bequemlichkeit hat frisches Fleisch genießen zu können. Auch brauchen die Feldflieger den größten Theil des Jahres wenig oder gar nicht vom Besitzer gefuttert zu werden. Freilich nähren sie sich dann auch nicht selten auf Kosten anderer Feldeigenthümer. In Städten werden sie größtentheils nur aus Liebhaberey unterhalten, wenigstens ist der von ihnen erhaltende Vortheil geringer und der Aufwand größer, als auf dem Lande; allein wenn man bei jeder Viehzucht das Futter zu dem Preise, wie er in Städten ist, berechnen wollte, so würde man manches Vieh gar nicht halten oder erziehen können: Ein junges Huhn z. B. bekömmt erst in einem Alter von 3 Monaten die Größe einer jungen Taube, und kostet dem Erzieher mehr, als ein Paar junge Tauben; kommt nun hinzu, daß man viele Taubengattungen bloß zum Vergnügen halte, so muß man auch hierauf etwas in Anschlag bringen. Liebhaberey ist gewöhnlich eine freudige Ausgabe; denn was hat der Blumenfreund für einen Nutzen oder Ertrag von seiner schönen Nelke? Was der Pferdeliebhaber von seinem schönen Reitpferde? und beides ist gewiß mit mehr Kostenaufwand begleitet, als die Taubenliebhaberey.
So, wie bei allen landwirthschaftlichen Zweigen, kommt es auch bei der Taubenzucht auf Umstände und Verhältniße an, nach welchen der Nutzen und Schaden im Vergleiche mit dem Aufwande berechnet werden muß. Nach obiger richtigen Angabe des Futter-Bedarfes kann jeder leicht und genau bestimmen, wie viele Tauben er halten, und welchen Nutzen oder Schaden er davon nehmen könne. Nur muß er berücksichtigen, wie vortheilhafter es sey, wenn er zum Genuße, oder zur Fortpflanzung Tauben ziehe. Dann welche Vortheile solch ein Genuß im Hause bringe, oder wie gut junge Tauben der örtlichen Lage wegen abgesetzet, oder hat man schöne, beliebte Taubengattungen, wie hoch das Paar nach der ersten Rauhe an Mann könne gebracht werden. Ein Paar junge Feldtauben, wenn sie geschlachtet und gereinigt sind, wiegt 1 Pfund.
Der Taubenmist wird wegen seiner hitzigen Natur gern zu Mistbeeten genommen. Für Melonen ist er der beste Dünger. In Holland braucht man ihn zum Dünger der Tabacksfelder, und bezahlt den Schäffel mit einem Thaler. Der Hanf wächst ebenfalls vortrefflich darnach. Kranke Bäume, die absterben wollen, werden oftmals bloß mit diesem Miste gerettet. Die Lauge vom Taubenkothe dient nicht nur sehr gut zum Waschen und Bleichen, sondern die Bäcker brauchen sie auch in manchen Ländern, ungewissenhaft, zum Einmachen des Semmelteigs, wodurch die Semmel locker und wohlschmeckend wird; deßhalb steht in Paris der Taubenmist mit der Gerste in einem Preise. Man muß ihn vorsichtig, und an einen sichern Orte aufbewahren, weil er leicht zündet. Sonn und Regen benehmen ihm seine Kraft. Nach Umständen kann also auch der Abfall der Tauben in die Rechnung gebracht werden.
Es giebt keinen ordentlichen Staat, in dem nicht Beschränkungen hinsichtlich des Taubenhaltens erlassen sind, weil es überall zu viele Taubenliebhaber giebt, und Taubenliebhaberey gerne bis zur Leidenschaft ausartet. Das baierische Gesetzbuch spricht Tagelöhnern und Handwerkern, wenn sie keine Feldgründe haben, das Recht ab, Tauben fliegen zu laßen: und hat jemand auch Feldgründe, und läßt heimische Tauben fliegen, die einem andern Schaden machen, und ist der Eigenthümer zu Abstellung öfters ermahnet, sind sie beim Kopfe zu nehmen. Vi Anm. Cod. Max. P. 4. C. 16. §. 7. n. 3. Lit. F.
Das K. preussische allgemeine Gesetzbuch I Th. 9 Tit. §. 109 bis 115 spricht noch deutlicher: „Thiere, sagt es, welche zwar frey herumschweifen, aber an den ihnen bestimmten Ort zurück zu kehren pflegen, gehören nicht zum Thierfange, sie gehören aber dazu, sobald sie die Gewohnheit zurück zu kehren abgelegt haben. Tauben, welche jemand hält, ohne ein wirkliches Recht dazu zu haben, sind, wenn sie im Freyen betroffen werden, ein Gegenstand des Thierfanges. Wer das Recht habe Tauben zu halten, ist in den Provinzialgesetzen bestimmt. Wo diese nichts besonders festsetzen, sind nur diejenigen, welche tragbare Aecker in der Feldflur eigenthümlich besitzen, oder dieselben statt des Eigenthümers benutzen, nach Verhältniß des Allermaaßes, Tauben zu halten berechtigt. Wer in der Absicht, dergleichen Thiere zu fangen, fremden Grund und Boden ohne Vorwissen, oder wider den Willen des Eigenthümers, betreten hat, muß das Gefangene dem Eigenthümer, auf desselben Verlangen, unentgeldlich ausliefern. Hat der Eigenthümer auf seinem Grund und Boden zu einem erlaubten Thierfang Anstalten gemacht, so darf kein anderer die daselbst eingefangenen Thiere, bei Strafe des Diebstahls, wegnehmen.“
Tauben, die nicht ausfliegen, und sich jemand zu Hause hält, kann solange niemand wehren, als sie einem andern nicht zum Schaden und zur Last werden; wollten aber Innwohner, denen das Haus, worin sie wohnen, nicht eigenthümlich angehört, Tauben halten, so müßten der Hauseigenthümer, und jene, die ebenfalls im nämlichen Hause wohnen einwilligen, weil Tauben den Kalk von Mauern und Dächern fressen, das Haus verunreinigen, und Wanzen und anderes Ungeziefer hinziehen.
Uebrigens muß man den Tauben nicht zur Last legen, daß sie auf neubesäeten Feldern so überaus schädlich seyen, sie graben oder picken keine Körner aus der Erde, fressen nur was oben liegt, und ohnehin nicht aufgeht, oder wenn es aufgeht, umfällt, weil es nicht genugsam einwurzelt, und gegen Hitz und Kälte nicht geschützet ist.
Man giebt verschiedene Kennzeichen an; der Täuber soll z. B. den Kopf schnell zurücke ziehen, wenn man beim Schnabel angezogen hat, die Täubin hingegen dem Zuge leicht aufgeben. Die sichersten und untrüglichsten Zeichen sind die Glieder, der Schnabel und die Federkiele an den Flügeln. Die Täubin nämlich ist viel netter und kleiner, besonders hat sie kleineren Kopf und dünnere Glieder, als der Tauber, hingegen sind die Federn des Täuber gewöhnlich glänzender als jene der Täubin. Der Schnabel beim Täuber ist nicht so spitzig, wie bei der Taube: So sind auch die ersten und größeren Federn an den Flügeln im Kiele beim Täuber merklich stärker, als bei der Taube. Uebrigens versteht es sich von selbst, daß man den Vergleich an einer und der nämlichen Taubengattung machen müsse; denn die Feldtaube z. B. kann nicht mit einer Kropf- oder Trommeltaube wegen der übrigen Verschiedenheit der Körpersgröße verglichen werden. Beim Schnäbeln erkennt man die Geschlechter am allerersten, weil die Taube allezeit den Schnabel in jenen des Täubers steckt; trift es sich daher, daß sich zwei von einem Geschlechte zusammen geben, so können sie nicht schnäbeln, und kennen bald selbst ihren eigenen Trug. Ehemals gab man als Kennzeichen an, daß der Täuber den Schwanz hoch, die Täube den Schwanz niederer trage; allein dieß Kennzeichen ist trüglich, weil die Tauben bei verschiedenem Stande den Schwanz verschieden tragen. Hält man z. B. den Vordertheil des Körpers nieder, so schlägt jede Taube den Schwanz hoch, und hält man den Vordertheil hoch, so schlägt sie den Schwanz nieder, welche Stellungen sie auch in ihren freyen Bewegungen beobachten, wenigstens nicht so merklich abweichen, daß man die Geschlechter darnach beurtheilen könne.
Sobald die jungen Tauben aus dem Ey kommen, haben sie ohne Unterschied über den ganzen Leib gelbe, feine Daunen: je dunkler ihre künftige Farbe wird, desto dunkelgelber sind diese Daunen. Die Alten, wie wir oben hörten, brüten in den ersten 14 Tagen auf den Jungen, wie auf den Eyern. Anfangs müssen die Alten, wenn sie die Jungen füttern wollen, den Schnabel der Jungen suchen, weil die Jungen mit dem Kopfe niederwärts liegen. Bewunderungswerth ist, daß, obgleich die Alten ihre Jungen allezeit gleich nach dem Fressen futtern, man die ersten acht Tage im Kropfe der Jungen kein ganzes Korn, sondern bloßen Brei findet. Nach 8 Tagen heben sich die Jungen beim Futtern in die Höhe, und stecken ihren Schnabel in der Alten Schnabel, die ihnen das Futter durch einen starken Druck beibringen. Nach 14 Tagen setzen die Jungen Federn, und ihre künftige Farbe fangt zu erscheinen an. Die Alten hören auf die Jungen den Tag hindurch zu brüten, wohl aber sitzt die Taube des Nachts darüber. Nach 4 Wochen ist die junge Taube zum Abschlachten tauglich; läßt man sie aber fliegen, so hören sie im dritten Monate das Piepen auf, und fangen das Kurren an. Nach 5 Monaten rauhen sie, und ist dieß überstanden, so sind beide Geschlechter zum Hecken geeignet. Dieses Alter erkennt man, wenn die Decke über den Nasenlöchern weiß ist, was eine jüngere Taube nicht hat. Je älter eine Taube ist, desto stärker, erhabener und weißer ist die Decke über den Nasenlöchern. Hat eine Taube viele Junge gefuttert, so sieht man’s an den Oeffnungen zu Ende des Schnabels. Die Tauben können 12 Jahre, und werden sie gut gefüttert, darüber alt werden, wenn sie nicht durch Rauhe, die Alte härter hält, und Raubthiere, denen sie des langsamern Alters wegen härter entkommen, ihren Tod finden.
Allem Federvieh, ist es groß oder klein, gönnt man einen Stall, den Feldtauben baut man ihre Wohnungen mitten auf dem Hofe auf Pfählen, welche Gebäude von allen Seiten der schlimmsten Witterung ausgesetzet und gewöhnlich so voller nicht kleiner Löcher sind, daß aller Wind und Zugluft durchstreifen könne, und die Tauben gar nicht viel mehr, als unter freyem Himmel Schutz finden. Wie schädlich dieses für Tauben sey, ergiebt sich aus ihrer Natur, welcher nichts wohlthätiger und zuträglicher als Wärme ist, wie ich Anfangs schon erwähnet habe.
Die innere Bauart dieser Pfähl-Schläge ist eben so fehlerhaft, wenn flache, geflochtene Strohnester auf Stangen liegend angebracht sind, worauf der Täuber Stroh und kleine harte Reiser, als Vollender des Nestes, trägt, weil viele Eyer und Junge aus solchen Nestern fallen und umkommen, zumal da die Tauben gewöhnlich nicht ganz friedlich beisammen wohnen; sind aber auch inwendig vor den Eingangslöchern Bretter angebracht, worauf die Tauben hecken sollen, so sind diese Bretter bei Regenwetter selten trocken, indem durch die starke Zugluft Regen und Schnee eindringen, und allen, besonders jungen Tauben schädlich werden. Das Ausnehmen der Jungen ist nicht allein beschwerlich, zumal wenn es, wie es der Fall häufig ist, durch das weibliche Geschlecht geschehen muß, sondern auch gefährlich, weil durch längeres Dastehen der Pfähle, die jeder Witterung preisgegeben sind, leicht etwas schadhaft werden kann, dem nicht früher abgeholfen wird, bis jemand durch einen Fall Schaden genommen hat, wie ich wirklich ein Mal die Küchenmagd eines Gutsbesitzers nach dem Bruche eines Balkens herabstürzen und mit zerbrochenem Arme davon gehen sah.
Ueber das kann bei Taubenböden auf Pfählen der Taubenhaltende niemals seine Tauben zählen, also auch nicht wissen, ob er zu viel oder zu wenig Futter gebe etc. Der erste Erfinder davon mag wohl die gute Absicht dabei gehabt haben, seine Tauben vor Mardern, Wieseln, Katzen etc. zu schützen; er berechnete aber nicht, wie viele durch Eulen bei Nachtszeit herausgeholet werden können, die sich leichter einen köstlichen Schmaus aus dem freyen, von allen Seiten mit Löchern versehenen Taubenboden, als mit Lebensgefahr ein Stück Speck aus dem tiefen Kamin holen. Zu dem kann der Taubenhaltende nicht wissen, ob sein Taubenschlag groß genug sey, weil er die Anzahl seiner Tauben nicht kennt; daher flüchten sich die Tauben so gerne aus dergleichen Schlägen nach den Thürmen, Städlen und Hausböden.
Für Feldtauben wähle man einen Giebel im Wohnhause, oder einen hohen Stall, worinnen Pferde oder Rindvieh stehen, welche die Morgen- oder Mittagssonne haben. Das Ausflugloch sei wenigstens 6 Fuß vom Dache entfernt, und habe einen Fuß im Vierecke. Am Loche vorne müssen zwei runde Stangen befestiget seyn, welche zwei Zoll stark und vier Fuß lang sind. Bretter und dergleichen Dinge, worauf Katzen etc. vom Dache aus oder von einer andern Richtung her springen können, müßen sorgfältigst vermieden werden. Die Kappe vor dem Loche darf nicht niederfallen, sondern gerade auf an der äusseren Wand in zwei Leisten auf- und niedergezogen werden können, und ein Draht- oder Holzgitter seyn. Ist die Zahl der Tauben 50 Paar, so ist es gut, wenn zwei Ausflugslöcher nebeneinander, oder noch besser, über einander angebracht werden, weil alsdann nur eine Klappe zum Auf- und Zuziehen nöthig ist. Mehrere Tauben wird nicht leicht jemand haben, und hätte man 100 Paar, so reichten zwei Fluglöcher hin, wenn man neben diesen noch links und rechts zwei kleine Löcher anbrächte, die etwa 2 1/3 Zoll im Viereck haben und oben rund sind, und mit der nämlichen Klappe geschlossen werden können. Aus diesen Nebenflüglöchern muß ein rundes Holz einem Zoll stark herausgehen, das noch auswärts 4 Zoll stehet.
Der innere Boden muß mit Brettern gedielt, und das Ausflugloch drei bis vier Fuß hoch vom Boden seyn. Die Stangen reichen auf den Boden hinein gerade so weit, als vor dem Ausflugsloche hinaus. Ist der Schlag unter dem Dache, und ist es ein Strohdach, so müßen die Sparren mit Brettern beschlagen werden; ist es ein Ziegel- das ist Taschen-Dach, so wird um und um alles mit Kalk wohl verstrichen. Sind die Wände von Brettern, so müssen diese wohl fest zusammen getrieben seyn, damit die Tauben wohl geschützet seyen, und selbst nicht auf Nebenböden sehen können.
Ein Paar Tauben hat einen Raum von drei Fuß Breite und ein Fuß Höhe in Quadrat nöthig, nämlich ein Fuß zum Neste, worin die Jungen sind, ein Fuß zum Neste, worin sie nebenher wieder Eyer legen, und ein Fuß zum Nachtsitze. An allen Wänden und Sparren befestige man Bretter ein Fuß übereinander, zwischen welche wieder Bretter aufwärts ein Fuß von einander geschoben werden, daß also Vierecke von ein Fuß in der Lichte entstehen, vor welche man unten eine schwache Latte von vier Zoll Höhe nagelt, damit Eyer und Junge vor dem Herausfallen gesichert werden. In diese beschriebenen viereckigten Behältniße tragen sich die Tauben selbst ihr Stroh als Unterlage, und der Eigenthümer hat nie wieder nöthig für Nester zu sorgen. Mangelt aber das Alles noch am Platze, so lege man von jeder Reihe der beschriebenen Nester der Länge nach Stangen, die wenigstens bei jedem Paare den Platz des Nachtsitzes ersetzen können, wenn darauf nicht mehrere Paare vielleicht gar ihre Nester bauen wollen. Verschlossene Behältniße mit einem Loche von drei Zoll im Vierecke dienen für Zuchttauben, weil darin die Jungen länger sitzen bleiben, ehe sie ausfliegen, also auch größer und stärker werden; es sind demnach einige geschlossene Behältniße auf dem Taubenboden oder anderswo für Zuchttauben anzubringen.
Die beßte Zeit einen Taubenflug anzulegen, ist der Monat November, weil zu der Zeit die Tauben größtentheils abgerauhet haben, und am wohlfeilsten sind, auch den Winter durch ihre vorige Heimath vergessen, denn erst zu Anfange des Märzes, wenn helles Wetter ist, und kein starker Wind geht, zieht man den Schieber, die Klappe, vor dem Ausflugloche auf, und giebt ihnen die Freyheit.
Sind schon gewöhnte Tauben vorhanden, und man will nur noch einige fremde dazu gewöhnen, so reichen 14 Tage hin, innerhalb welcher Zeit sie sich leicht zusammen gewöhnen, und nicht mehr von einander gehen, besonders wenn sie von einem mehr entfernten Orte gebracht wurden; zur Fürsorge kann man ihnen aus einem Flügel die drei ersten großen Federn abschneiden, was aber selten nöthig ist, zumal, wenn sie vor dem Auslassen einige Tage etwas besser gefüttert worden sind.
Nach Umständen und Witterung kann man den Feldtauben nach und nach an Futter abbrechen, bis man überzeugt ist, daß sie im Freyen ihren gänzlichen Unterhalt finden. Lösen die Tauben gleichwohl nur die oben auf dem Acker liegenden Körner[WS 2] auf, ist es doch rathsam sie zur Saatzeit zu Hause zu behalten: man ersparrt sich dadurch manchen Verdruß, und erhält seine Tauben gesund, weil sie sich leicht überfressen und krank werden, besonders zur Zeit der Leinsaat an Orten, wo viel Lein gebauet wird, indem sie dem Leinsaamen gierig nachstreben, und sich daran nicht nur leicht überfressen, sondern auch den Jungen soviel beibringen, daß diese einen geilen Geschmack davon annehmen. Hat das Korn gekeimt, wozu selten längere Zeit, als acht Tage nöthig sind, thun Tauben keinen Schaden mehr, weil sie sich von gekeimten Körnern enthalten.
Tauben, die zu Hause gehalten werden, muß Vormittags um 9 Uhr, und Nachmittags um 3 Uhr Futter gereicht werden.
Junge, deren Aeltern abhanden gekommen, wenn sie 14 Tage alt sind, werden mit Erbsen, geätzet, man giebt ihnen zwei Mal des Tages was man zwischen vier Fingern halten kann. Nach dem Futtern hält man ihnen den Schnabel zwischen zwei Fingern in’s Wasser, bis sie allein fressen und saufen, was nach einigen Tagen geschieht.
Will man einen Tauber und eine Täubin zusammen gewöhnen, so sperrt man beide in ein Behältniß, das weder zu enge noch auch zu geräumig, an einem Orte, wo andere Tauben keinen Zutritt haben. Wenn sich der Täuber auf das Nest zu setzen, und die Taube mit ihren Schnabel auf des Täubers Kopf umher zu fahren anfangen, sind sie gepaart, und man kann sie unter die übrigen Tauben laßen. Selten gehen Tauben von einander, die ein Mal miteinander gehecket haben.
Der Taubenboden muß im Frühjahre und Herbste gereiniget werden. Nimmt man Junge zum Schlachten vom Neste, soll das alte Strohnest mit weggenommen werden.
Reines Wasser, wie schon oben gemeldet worden, ist den Tauben nützlich und nothwendig; daher darf man’s zur Winterzeit nicht ausser Acht laßen dafür zu sorgen, daß Feldtauben offenes Wasser finden. Das Saufgeschirr muß etwas hoch seyn, weil Tauben den ganzen Schnabel hineinstecken, und wie vierfüßige Thiere saufen.
Diesem Artikel berühre ich sehr ungern, weil Taubenfangen gewöhnlich gegen Billigkeit, Recht und Gewissen ist. Man giebt seinem Nachbar sein verlornes Huhn, daß oft kaum den sechsten Werth einer schönen Taube hat, warum ist man denn im Taubenfangen gewissenloser? Es wäre sehr gut, wenn jungen Leuten Tauben zu halten verbothen wäre, weil sie über ihren Tauben zuviel Zeit verlieren, nicht selten an Täuschlereyen und Lügen sich gewöhnen und gerne in eine Liebhaberey sich verirren, die ihnen zur Erlernung nöthigerer Dinge Sinn und Aufmerksamkeit raubet. Gegenden, in denen mehrere vernünftige Taubenfreunde sind, müßen sich dahin vereinigen, sich ihre Tauben wieder zu geben, wenn sich manche von einem zum andern Orte verirret haben; oder wie es an vielen Orten herkömmlich ist, muß der Eigenthümer für seine verirrte Taube den halben Werth derselben als Lösegeld geben; weil es aber doch nach oben angeführten Gesetzen Fälle geben kann, daß Tauben rechtlich gefangen werden därfen, will ich Mittel dazu anführen.
Tauben lieben nicht allein Gesellschaft, sie streben auch den Leckerbissen sehr nach; hat also jemand einen gelegenen Taubenboden, und füttert über das noch gut, kommen von allen Gegenden Tauben zu ihm. Dem Hange nach Gersten, die mit Honig getränket ist, können sie nicht widerstehen; sie raufen sich in einem Schlag zu kommen, worin solche zum Frase vorgeworfen wird.
Will man grausam genug seyn, und den Täuber zu der Zeit von der Taube zum Schlachten wegnehmen, da sie Junge haben, wird die Taube aus einem fremden Taubenhause bald einen Täuber heimbringen.
C. Ph. Funke in seiner Naturgeschichte sagt: „die Tauben lieben ihre Wohnung, und verlaßen sie oft sogar in Feuersgefahr nicht. Da sie aber gesellig sind, so fliegen sie gerne dahin, wo eine größere Anzahl beisammen ist. Es giebt indeß verschiedene Mittel sie zu erhalten und auszulocken. Man nimmt z. B. Eberwurz, Liebstöckel, Anis und Fenchel, stößt alles zusammen klein, vermischt es mit feingesiebten alten Lehm von alten Lehmwänden, macht es mit Heringslacke zu einem Teige, und stellt’s in den Taubenschlag. Salz und Salpeter fressen sie auch gerne, und dienen zu ihrer Gesundheit. Sonst ist Hirse, Waitzen, Gerste, Erbsen und Wicken ihr liebstes Futter, dem sie gierig nachfliegen, und da gerne leben, wo sie dergleichen finden.“
Legt es jemand auf gewaltiges Fangen der Tauben an, kann er seine Absicht sicher erreichen, wenn er vor das Ausflugloch ein Brett 1 1/2 Fuß lang mit einem Fangkorbe von schwachen Draht richtet, der das Ausflugloch gut überreichet, und beim Auf- und Niederlassen nirgends anstosset, damit kein Geräusch entstehe, ehe die schüchterne Beute erhaschet ist. Die Stellung des Fängers muß so seyn, daß er nicht gesehen werden kann. Ist nun eine fremde Taube unter den Seinigen, locket er zum Fressen; sind die mehrsten auf dem Schlage, hört er zu locken auf, hält sich ganz ruhig, während die fremde Taube, zwar immer schüchtern, die Gränze unter dem Fangkorb erreicht hat, und dem Fänger gewiß ist; ohne den Korb aber hart zur Beute würde geworden seyn, weil fremde selten gleich, und erst nach oft wiederholten Besuchen in einen fremden Schlag ganz hineingehen. Ein gutes Mittel gegen das Fangen auf diese Art ist, wenn man seine Tauben an eine besondere Lockart gewöhnet, die andere Taubenhälter und Häscher gewöhnlich nicht haben; (das gewöhnliche Locken geschieht durch Pfeiffen auf fast gleiche Art,) wenn sie dann an einem fremden Ort ein fremdes Locken hören, verstehen sie es nicht, werden schnell aufmerksam, daß sie wirklich nicht an ihrer Heimath sind, und machen sich eher flüchtig: werden also auf diese Art selten oder gar nie gefangen. Ich kenne einen Taubenhalter, der seine Tauben durch Klopfen an einem Mörser versammelt, welcher seinen Platz in der Absicht auf dem Gesimse des Fensters seines Wohnzimmers hat, vor welchem er seine Tauben zu futtern pfleget.
Viele hundert Tauben werden mit Schleifen aus Pferdehaaren gefangen; wenn sich nämlich fremde Tauben unter jene eines Taubenhalters mengen, wird Futter auf einen Platz geworfen, wo ein Paar solche Schleifen (Schlingen) hingelegt sind: kommt nun eine Fremde über die Gränze derselben, wird zugezogen, und gefangen ist gewöhnlich die Taube.
Will man fremde Tauben unter die seinigen gewöhnen, so lasse man sie mit den seinigen etwa vier Wochen lang eingesperrt auf dem Schlage sitzen, damit sie sich untereinander kennen lernen, oder noch besser man paare sie mit seinen schon gewöhnten Tauben.
Es gehört zwar zur ganzen Abhandlung, daß auch Mittel zum Taubenfangen gezeigt werden, weil Taubenfangen rechtlich werden kann, wenn Mißbrauch mit Haltung derselben einschleiche, und Eigenthümer nach wiederholten Ermahnungen den Schaden nicht abstellen, den andern Nachbarn Tauben zufügen, oder weil der Eigenthümer selbst oft gerne von seinen Tauben eine fänge, die seinen Schlag nicht mehr besuchen will, und Gefahr des Davongewöhnens werden will; wiederhole aber nochmal meine Meinung, daß man nämlich durch Taubenfangen nicht ungerecht werden, und ohne Gewissen Tauben wegfangen soll, die einem keinen Schaden zufügen, oder wenn sie Schaden zufügen, worüber nicht voraus mit dem Eigenthümer zur Abstellung Rücksprache gepflogen wurde; man giebt ja dem Nachbar sein Huhn, warum nicht seine oft zehnmal köstlichere Taube?
Alles, was zur Leidenschaft wird, ist schädlich, wenn es auch den unschuldigsten Gegenstand betrifft. Manche vertändeln viel Geld mit Tauben, das sie weit besser und nützlicher für ihre Bedürfniß nicht selten für Weib und Kinder verwenden sollten. Den leidenschaftlichen Tauben-Narren ist kein Weg zu lange, kein Wetter zu wild, kein Platz zum Taubenhandel zu heilig, selbst in der Kirche unter dem Gottesdienste handelt er und spricht von Tauben, wenn er einen Taubenjackel seines gleichen findet. Früh und spat sind seine Augen auf seine Tauben gerichtet, mit den Tauben im Kopfe steht er auf und legt sich damit nieder, sein Lieblingsgespräch ist das über Tauben und ihre Eigenschaften, solch ein Mensch hört fast auf für die übrige Welt zu leben, weil er ganz für Tauben lebt. Soweit soll es niemand kommen laßen, der Gegenstand verdient es nicht, und der vernünftige Mensch lacht über die Verblendheit eines Menschen, der so großen Werth auf etwas setzet, das in der Hauptsache keinen Werth hat; denn was können Tauben, besonders schönere und oft sehr theuere Gattungen Tauben für einen Werth haben, da sie wenigere Junge ziehen, als unansehliche Tauben, indem man des Nutzens wegen in der Regel gar kein Geflügel halten kann, und sogar Haushühner, Gänse und Enten sich zehnmal verfressen und kostspielig werden, wenn nicht besondere Umstände der Gelegenheit des Ortes und eine ausserordentliche Wohlfeile des Getreides eintreten? Doch wollte ich mir noch eher einen Hühner-, Gänse-, oder Enten-Liebhaber loben, als einen Tauben-Liebhaber, weil diese Thiere eher in des Menschen Gewalt bleiben, für ihr Futter doch mehr Nutzen bringen, ja besonders Hühner und Gänse in einem Hauswesen unentbehrliche Früchte liefern; wenn man also aber demohngeachtet Tauben halten will, behandle man sich nach meiner Anleitung, laße sich aber von ihnen sein Herz nicht so einnehmen, daß man den Namen Tauben-Narr verdiene – oder sich und andern Menschen durch seine Tauben schädlich werde.
- ↑ Diese Heilart ist bei jedem Federvieh anwendbar.