Abenteuer der Arbeit (Kraus)
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Abenteuer der Arbeit
Was leicht mir in den Schoß fiel,
wie schwer muß ich’s erwerben,
bang vor des Worts Verderben.
O daß mir dieses Los fiel!
dann wollt’ es sich entfernen,
da mußt’ ich suchen lernen;
es schwindelt der Verstand mir.
Das Wort hier ist ein Zunder
Gleich brennt die ganze Hölle.
Das Wort ist mir ein Wunder.
Wie öffnet es die Lider,
die sonst geschlossen waren.
Ich kenn’ das Wort nicht wieder.
[22] Tausch’ ich es, wird’s mich täuschen.
Wie es sich an mich klettet,
seitdem ich es gerettet
Das was mir einfiel, hat mich,
der ich’s nie haben werde,
ich steh’ auf schwanker Erde
und setze selber matt mich.
von zweien Wegen beide.
Ich röste mich am Leide,
bin in der Teufelsfalle.
Ein unerschrockner Tadler
als aus dem reinsten Glauben
zu spielen Kopf und Adler.
Und wenn der Kopf aufs Wort kam,
der Adler fällt getroffen –
ich weiß nicht, wie ich fortkam.
Wer mit dem Geist verwandt ist,
in Bildern und in Schemen
die Welt beim Wort zu nehmen –
In sprachzerfallnen Zeiten
im sichern Satzbau wohnen:
dies letzte Glück bestreiten
noch Interpunktionen.
wie sie ins Wort mir zanken –
ein Strich durch den Gedanken
wird mich ins Chaos führen ;
obgleich ein Strichpunkt riefe ,
ein Doppelpunkt läßt schauen
in eines Abgrunds Tiefe !
Dort droht ein Ausrufzeichen
wie von dem jüngsten Tage.
Läßt es sich nicht erweichen ?
Wie ich es nimmer wage,
und wie ich’s immer wende,
ein Werk ist nie zu Ende –
Und eh’ mein Herz verzage,
den Ausgang zu erreichen,
setz’ heimlich ich ein Zeichen –
dem Zeichen folgt die Frage.
der Blitz, der mich zerrissen.
Mein eignes besseres Wissen
will Antwort vom Begleiter.
Mit angstverbrannter Miene
entreiß’ mich der Vollendung
durch eine Druckmaschine.
[24] Wie schön ist es gewesen,
am Wege waren Wonnen.
nun werden’s Leute lesen.
O Glück im Wortverstecke
des unerlösten Denkens,
Versagens und sich Schenkens –
Noch nicht erseh’n, ersehn’ ich’s.
Vorweltlich Anverwandtes,
eh’ ich’s gesetzt hab’, stand es,
und nun mir selbst entlehn’ ich’s.
am tausendmal Geschauten.
Aus tagverlornen Lauten
erlöst er die Metapher.
Im Hin- und Wiederfluten
folgt er verbotnen Spuren
posthumer Liebesgluten.
In Hasses Welterbarmung
verschränkt sich Geist und Sache
chiastischer Umarmung.
Wer sprechen kann, der lache
und spreche von den Dingen.
Mir wird es nie gelingen,
[25] Das Wort trieb mit den Winden
und spielt mit Wahngestalten.
Im Wortspiel sind enthalten
Gedanken, die mich finden.
vor solchem kühnen Zaudern
wird es die Nachwelt schaudern.
Denn alles war im Wortspiel.
Dem ewigen Erneuern,
entrinn’ ich nur, gefangen
in neuen Abenteuern.
Durch jedes Tonfalls Fessel
gehemmt aus freien Stücken,
auf einem Schreibtischsessel.
Was leicht mir in den Schoß
wie schwer muß ich’s erwerben,
bang vor des Worts Verderben.