A Gschichtle vom guata Philipp Neri
[202]
A Gschichtle vom guata Philipp Neri.[1]
Ihr Leut, jetz, wenn ar losa want:
Vôar altem ischt im Oberland
Der Heiland au môl gwandlat
Mit seine Jünger Winterszeit,
Dia dreizeah’ übel bhandlat.
Nô Beatläut[2] gauhnt se dur a'n Ôat
Und wandlet hungrig dur da Kôat,
Se möchtet übernachta.
Und d Boura launts au neana’ nei’,
Des ischt jô zum Verschmachta.
[203] Jetz wo sie voar am Fleacka da’
Zum letschta Häusle kommet na’,
Wenns dô it noh a Herbearg geit,
Nôch sind mer frei uff d Gassa keit'[3]
Von deani grobi Tropfa.“
Em Heiland gôht dear Jomer nô,
Ear thät gean d Jüngar speisa
Und trückna uffam Ofabank.
Doch ob Sant Petras kriagt da Rank,
Des wead se glei gauh’ weisa.
Dur s Fei’schter rous dia Jünger a’
Und sait: „Was isch s Begeahra
So spôt noh in der Ôbedzeit,
Wos niana’ nix maih z jeasset geit?
I bi’n a’n armer alter Ma',
Wo schier koi’ Gois verhalta ka’,
Suscht bhielt i ui jô geara.
[204] Gauhnt lieber zua die Boura nei’,
Zwôr s könnt au dött nix weara.“
Der Petras sait: „Dött sind mer gsei’,
Ma’ lôht üs aber neana nei’,
Doch sei en des verziga.
Aß nu’ a bitzle Brot und Moscht,
Mer want uff d Bühne liega.“
Druff na’ dô sait der Ma’, der alt:
„So kommet rei’, i muaß ui halt
Wôrum? i hau’n a gotzigs Bett,
Wenns uja Moischtar neamma wött,
Nôch thät mis wäger freua.“
Ear rieglat s Häusle wôlli[5] ouf,
Und stellt se um da’n Ofa.
Der Alt sait: „Machets ui kommod
Und schneidet au a Räu’ftle Brot
Vom Beck von Aderezhofa.[6]
Iahr wissets wohl, s ischt bald verbei,
Sobald ern hairet pfluttra.[7]
Dött stôht a Krousa[8] Biaramoscht,
I mach a seall, und füar da Froscht
Dia Jünger greifet bschoidli zua,
Se wäret liaber in der Ruah,
Und trücknet iahri Gwänder
Und henkets rum um d Ofastang,
Seis Mantel oder Lender.[11]
Nu’ mittlerzeit isch kochat gsei’,
Ma’ bringt dia gloschtig[12] Pfanna rei’,
Der Heiland thut se bsanga.[13]
Nôch sieht ma’ d Jünger dô und dött
Mit Braut ins Muas nei’ langa.
Und nô em Jeassa haunt se dankt
Und nô die truckni Mäntel glangt,
[206] Und seall der Heiland leit uff d Streu,
Ma’ hairt von koim koi’ Wöatli maih,
Nu’ dussa noh da Reaga.
Am Moanzi[14] kocht der froindli Alt
Nix weiter ghett zum Kocha,
Und sait: „Jeatz neammet so fürliab,
Gauhnt gmach, as ischt jetz nimma trüab,
Denn s Weattar ischt jetz brocha.“
D Gaschtiering, Ma’, vergealt ui Gott,
Mer könnet ui it zähla;[15]
Doch wenn er jeabbas wäu’scha want,
Des haunt er, truile,[16] in der Hand,
„Hm!“ sait der Alt, „was wött i gschwind?
Zum aischta, daß mer bis ans End
Mei’ Bom vol Biara hangat;
Zum andra sei mer weiter bstimmt,
Wia feschtgleimt anam bhangat;
[207] Zum dritta, daß a jeder Ma’,
Wo in mein Stuahl beim Ofa da’
Au’ghoissa sitzt, sei banna
I moi’, dô wäu’sch i doch it z vill,
Des sei it drübert danna.“
Sant Petras sait: „So soll as sei’,“
Und geit nôch noh da Seaga drei’,
Der Alt, dear folgat froindli ous
Und zoigt da Weag dur s Eschle[17] nous,
Wia weiter, wia verschneiter!
Was gschieht? Der Alt thuat Biara ra,
„So? thuat ma’ Biara schüttla?“
„Pressiarts a so?“ sait druff der Alt,
„Du kommscht mer noh a wengli z bald!
Wia? lôht se nix maih mittla?[18]
Der Taud klimmt zonnig zuanam nouf,
„I will der Biara klouba!
[208] Gib acht, i beutla[20] diar da Schopf
Und reiß dern ra mit zannt em Zopf
Der Philipp juckt[21] in d Rätich na,
Der Taud will wôlli rutscha ra,
Dô bleibt er aber bhanga,
Und wia’n er zockt[22] und wia’n er thuat,
Ear ischt und bleibt jeatz gfanga.
Ear beattlat: „Philipp, laß mi gauh’!
Du woischt jô, wia’n i Arbet hau’.
Was thuar i denn dô hoba?
Ischt d Wealt in Bäldi übersetzt,
Des wur au neamad loba.“
Mei’ Philipp sait: „Des ischt a Gfôhr!
Du kanscht füar gradous hundert Jôhr
Und kommsch mer voar it maih ins Hous,
So ischt der Handel a’sa’[23] ous,
Nôch laß di wieder laufa.“
[209] Der Taud ischt frauh und gôhts so ei’:
Drei Boura muaß i holla!“
Em Philipp thuats koi’ bitzle ahnd;
Weils voli hundert Jährla sand,
So lachat ar en Scholla.[24]
Der Taud stôht oi’smôls wieder dô
Und sait: „Jetz muascht maschiara!“
Der Philipp moint: „Pressiarts so gschwind?
I schreib nu’ noh mei' Teschtament,
Der Taud sait: „Nu’, so mach voara’,
Du füahrsch mi desmôl nimma’ a’,
Schreib doch it so vel Böga!“
Sitz au'verdanks in Seassal nei’,
Und ka’ se nimma rega.
Ear schreit: „Was du a Schlinkel bischt!
Jetz hôsch mi wieder so vertwischt,
I bitt di, Philipp Neri,
I gi de alt Dilatiau’,[25]
Nô aber hôt as Höri.[26]
Der Philipp lacht: „Meintweaga, jô!“
Der Taud lauft seiner Arbet nô
Doch voar der Alt reacht nôchi denkt,
Kommt schau’ der Taud derhear und winkt,
Ischt wieder Zeit zum Stearba.
„Jeatz desmôl gang i geara mit,“
Ins Feagfuir zua de Litza![27]
I möcht nô meiner Alta seah’,
Sie ischt so bais im Leaba gwea’,
Dui muaß gwis ghörig schwitza.“
Dô stôht der Tuifel grad dervoar
Und sait: „So bringscht en Brôta?“
„Noi’ wäger,“ sait der Taud druff na’,
„As ischt a’n altar, braver Ma’,
[211] „So?“ sait der Tuifel, „halt nu’ still!
Jetz, wenn er mit mer pascha[28] will,
I wött sei’ Alti setza.“
Der Philipp denkt: „Hm! wôgs a môl,
Dei’ Alti maih verkrätza?“
Ear wirft da haischta Pasch und gwinnt.
Des hôt da Duixel sakrisch brennt:
„„S gilt noh zwua Saila!““ schreit er.
Und nôch noh neu’. „Halt! jetz isch gnua!“
Schreit dô der Tuifel läuter
Und bröllat grad aß wia a Kuah
Und fährt in d Höll und rieglat zua
Der Taud füahrt Philipp mit em Gwinnscht
Zum Himmel, sait: „Bischt it der mindscht,
S wead diar dô au noh glücka.“
Sant Petras guckt beim Fei’schter rous
und schreit: „Was geits? wear will ins Hous?“
[212] Wia’n ear da Lipp sieht dussa stauh’,
Und denkt: „Was will mei’ Alter gauh’
Mit deani zwölf Persauna?“
„„I möcht halt nu’ in Himmel nei’,
I hau’ dia Saila gwonna.“
Sant Petras sait: „Des sind mer z vill,
Und zua dem, was in Himmel will,
Sieht it so halbverbronna.“
S haunt dreizeah’ au beim alta Ma’
Zuar Naut a Plätzle funda;
Drum neammets heu’t it gar so gnô
Und launt die andre hinta nô,
As ischt mei’ Weib, mei’ Gvatterma’,
Nôch Deißlabour[29] und Julia’,
Kuz, Saila, weiß wia Semmel.“
„Nu’, nu’, sait Petras, „nu’ mei’thalb,
So kommet rei’ in Himmel!“
- ↑ Stifter einer heil. Verbrüderung zu Rom 1548.
- ↑ Nach dem Aveläuten.
- ↑ Geworfen.
- ↑ Vom Essen übrig geblieben.
- ↑ Hurtig.
- ↑ Aderzhofen im Oberamt Riedlingen.
- ↑ Brodeln.
- ↑ Krug.
- ↑ Branntwein.
- ↑ Flasche.
- ↑ Jacke.
- ↑ Glimmende.
- ↑ Besegnen.
- ↑ Morgen.
- ↑ Zahlen.
- ↑ Meiner Treu.
- ↑ Kleine Zelg.
- ↑ Unterhandeln.
- ↑ Lies auf.
- ↑ Schüttle.
- ↑ Springt.
- ↑ Zerrt.
- ↑ Alsdann.
- ↑ Schochen.
- ↑ Frist.
- ↑ Ende.
- ↑ Spottname für Weiber.
- ↑ Würfeln.
- ↑ Matthias.