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ADB:d’Harskamps, Maria Isabella Gräfin

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Artikel „d’Harskamps, Gräfin Maria Isabella“ von Friedrich Haagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 646–647, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:d%E2%80%99Harskamps,_Maria_Isabella_Gr%C3%A4fin&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:55 Uhr UTC)
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d’Harskamps: Gräfin Maria Isabella d’H. wurde durch ihre reichen Stiftungen die Wohlthäterin der Städte Aachen und Namur. Erstere war ihre Vaterstadt, in welcher sie am 3. September 1724 als Tochter schlichter braver Eltern, der Eheleute Brünelle, geboren wurde. Von der Natur mit körperlichen und geistigen Vorzügen reich ausgestattet, wuchs sie unter sorgfältiger häuslicher Pflege zur tugendhaften Jungfrau heran. Mehrere Jahre war sie die Hausverwalterin des in österreichischen Diensten stehenden belgischen Grafen Pentian d’H., welcher abwechselnd in Aachen und auf seinem Schlosse Fenilmont bei [647] Namur lebte. Nach mehrjähriger Dienstzeit wurde die getreue, sittenreine und umsichtige Hausverweserin des Grafen Gattin und lebte längere Zeit in Ungarn, wo dieser seine bedeutendsten Besitzungen hatte; in Galizien kaufte sie ihrem Vater eine Grafschaft. Drei Kinder, welche sie dem Grafen gebar, starben in der Blüthe der Jahre und der Gatte folgte denselben im Mai 1792 auf seinem Schlosse Fenilmont im Tode nach. Isabella überlebte ihn noch dreizehn Jahre und starb den 8. Mai 1805 zu Aachen nach einem Leben voll Theilnahme für ihre darbenden und nothleidenden Mitmenschen. Nicht blos Mitlebenden, sondern auch den nachfolgenden Mitbürgern wurde sie eine Wohlthäterin. Durch ihr Testament vom 29. Januar 1805 blieb sie für die spätesten Geschlechter eine Mutter vieler Armen, Waisen und Verlassenen. In der Grafschaft Namur machte sie viele Legate und errichtete Stiftungen. Das Hôtel d’Harskamps in der Stadt Namur wurde ein Asyl sechszigjähriger Armen von ordentlicher, bürgerlicher, aber verarmter Familie. Vor Allem aber wurde ihre Geburtsstadt Aachen mit wohlthätigen Stiftungen bedacht. Außer Messestiftungen im Münster, einem Hochamt am 5. Mai jeden Jahres nebst Brodspenden im Werthe von 120 Franken, einer täglichen Messe in St. Jakob, der Pfarrkirche ihrer verstorbenen Eltern, nebst sonntäglichen Brodspenden im Werthe von 300 Franken bestimmte sie eine Rente von 680 Franken zu Brodaustheilungen. Durch Testament stiftete sie 1) eine jährliche Rente von 3600 Franken für Aachener Hausarmen, 2) 7200 Franken Rente zur Unterstützung verschämter Armen von tadellosem Wandel, deren Eltern oder Vorfahren im Wohlstande gelebt hatten, 3) 3600 Franken Rente zur Unterstützung von zwölf jungen Mädchen behufs ihrer Ausbildung; dieselben mußten wenigstens 14 Jahre alt sein und blieben bei guter Führung bis zu ihrer Verheirathung oder sonstiger Versorgung im Besitze der Unterstützung, 4) eine Rente von 6000 Franken zur Unterstützung von zwölf Knaben von vollendetem 12. bis zum vollendeten 21. Jahre. In Summa vermachte sie 20,000 Franken Renten. Bis zum J. 1822 wurden die für Aachen bestimmten Renten von der Hospitiumscommission in Namur bezogen, bis es in den genannten Jahren der umsichtigen Verwaltung des nachmaligen Oberbürgermeisters von Aachen, Edmund Emeudts, der durch seine Gattin ein Verwandter der Gräfin war, gelang, die betreffenden Capitalien nach Aachen zu übermitteln. Im Auslande brachten sie nur 3% ein. Der Aachener Armencommission ist es jedoch gelungen, sie zu einem höheren Zinsenertrage anzulegen und einen Revenuenüberschuß zu erzielen, welcher zur Creirung zweier ferneren Stipendien verwendet wird. Das Capitalvermögen der Harskamps’schen Stiftung bestand im J. 1868 in Aachen in 41 Titeln zu einer Gesammtsumme von 230,000 Thalern. So gestaltete sich das Dasein einer einfachen Verhältnissen entsprossenen Frau zum Segen ihrer Mitmenschen für Gegenwart und Zukunft.

Vgl. Histor. Darstellung d. Armenwesens v. Aachen vom Kammerpräs. Salm, Aachen 1870, u. Haagen, Gesch. Aachens, 2. Th. 1874.