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ADB:Zusner, Vincenz

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Artikel „Zusner, Vincenz“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 514–515, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zusner,_Vincenz&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:03 Uhr UTC)
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Zusner: Vincenz Z., deutschösterreichischer Dichter, wurde am 18. Januar 1803 zu Bischoflaak (Krain) geboren, zeigte schon frühzeitig besondere Begabung und war von seinen Eltern für das Studium bestimmt. Da sich die Vermögensverhältnisse derselben jedoch ungünstig gestalteten, so wurde er Lehrling in einem Handelsgeschäfte. Hier schon beschäftigte sich der Jüngling mit verschiedenen chemischen Versuchen, namentlich versuchte er die Zusammensetzung einiger chemischer Handelsartikel und arbeitete daran, deren Verbesserung zu begründen. Es gelang ihm dies auch später in hervorragendem Maße. Vorläufig verließ er allerdings das für ihn wenig Spielraum zur Bethätigung seines Strebens bietende Geschäft und übernahm eine Amtsschreiberstelle auf einer Herrschaft bei Graz. Seine chemischen Versuche jedoch setzte Z. fort und da er seine Artikel bald absatzfähig gestaltete, gelang es ihm, durch deren Herstellung und Versendung zunächst in Steiermark ein kleines Capital zu ersparen, das ihm gestattete im J. 1825 nach Graz überzusiedeln und sich daselbst ansässig zu machen. Er richtete einen fabrikartigen Betrieb ein, durch welchen er, da man auf seine Erfindung aufmerksam geworden war, in die Lage versetzt wurde, Versendungen weit über die Grenzen seiner engern Heimath zu machen, ja sogar in fernen Ländern Absatz fand. Er betrieb das Geschäft gegen zwanzig Jahre mit reichem Gewinn, worauf er im J. 1844 dasselbe verkaufte und zurückgezogen seiner poetischen Thätigkeit lebte. Man wurde erst spät auf das bedeutende poetische Talent Zusner’s aufmerksam, namentlich der Geschichtschreiber J. B. Weiß in Graz, mit dem Z. verkehrte, war es, der den Dichter in weitere außerösterreichische Kreise einführte und ihm möglichste Förderung auf litterarischem Felde angedeihen ließ. Auch mit den übrigen Schriftstellern und Poeten seines Heimathlandes [515] stand der Dichter bald in geistigem Verkehr. Er starb über 70 Jahre alt am 12. Juni 1874 in Graz und hat in seinem Testamente noch einen Liederpreis von dem 6200 Gulden betragenden Capitale für die besten Compositionen eines seiner Gedichte ausgesetzt.

Zusner’s erste Dichtungen wurden verstreut in Zeitschriften, Almanachen und Taschenbüchern veröffentlicht, namentlich enthält das Wiener Taschenbuch „Orpheus“ verschiedene dieser ersten Publicationen sowie auch das Grazer belletristische Blatt „Der Aufmerksame“. Gesammelt erschienen seine „Gedichte“ zuerst 1842, es folgten „Neue Gedichte“ (1853) und die Naturbilder „Im Walde“ (1863). Eine umgearbeitete Gesammtausgabe wurde 1871 herausgegeben. Zusner’s Poesie ist, was das Gebiet betrifft, welche es umfaßt, eng begrenzt. Er hat hauptsächlich kleine Stimmungs- und insbesondere zarte Naturbilder in Versen vorgeführt, die aber zu den besten gehören, welche auf deutsch-österreichischem Gebiete erschienen sind. Liebenswürdig und bescheiden wendet sich der Dichter in kurzen Liedern dem Preise der Schönheit der Natur in Baum und Blume, im Rauschen des Baches und in der Schönheit des Gewitters zu, bietet manches Gedicht, welches von der genauen Kenntniß des Menschenherzens zeugt und manches herzliche Liebeslied. Der Grundzug des Poeten ist ein lyrischer, doch finden sich auch einige gelungene erzählende Stücke. Ueberall vereint er Kürze, edle Einfachheit und Tiefe des Gemüths und versteht auch die Form gut zu beherrschen.

Wurzbach, Biogr. Lexikon, Bd. 60. – Kehrein, Biogr. Lexikon d. kath. deutschen Dichter … im 19. Jahrh. (Zürich 1871), Bd. II. – Brümmer, Lexikon d. dtsch. Dchtr. u. Pros. d. 19. Jahrh. 4. Aufl. (Leipz. 1895), Bd. 4.