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ADB:Zerer, Siegmund

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Artikel „Zerer, Siegmund“ von Felix Priebatsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 95–96, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zerer,_Siegmund&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:54 Uhr UTC)
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Zerer: Siegmund Z., brandenburgischer Kanzler, stammte aus Hof in Franken. Die der Unterschrift eines alten Bildes entnommene Angabe, daß er 1444 geboren sein soll, ist falsch, da er bereits Sommer 1452 in Leipzig immatriculirt wird. Er wurde Dr. decr. und erscheint zum ersten Male in markgräflich brandenburgischen Diensten im October 1474. Er nimmt an den bis ins nächste Jahr sich hinziehenden Verhandlungen zwischen Kurfürst Albrecht Achilles und dessen Gegnern Baiern und Nürnberg, dann an der vom Kurfürsten versuchten Vermittlung zwischen Württemberg und Mainz theil und begleitet seinen Herrn im Jahre 1476 in die Mark. Anfang 1477 geht er als Abgesandter an den kaiserlichen Hof und führt daneben Unterhandlungen mit Böhmen; im folgenden Jahre wird er einer Abordnung an Erzherzog Maximilian nach Brüssel beigegeben. Seitdem bleibt er meist in der Mark als Rathgeber des jungen Markgrafen Johann und wird von diesem öfters zur Berichterstattung an seinen Vater nach Franken entsandt. Im J. 1482 wird er märkischer Unterkanzler, zur Entlastung des alternden Kanzlers, des Bischofs Friedrich von Lebus. Ende des folgenden Jahres wird er dessen Nachfolger im Kanzleramte. Diese rasche Beförderung fand Albrecht’s Zustimmung, der sich überhaupt öfters sehr lobend über ihn aussprach. Er sagt von ihm, daß er ein frommer Mann sei „und bewerter gemüetter doctor und sich in unsern reten und gescheften redlich gehalten hab als ein fromer gelerter doctor“ und ermächtigt ihn zur Kenntnißnahme der geheimsten und delicatesten Schriftstücke. Die reiche Thätigkeit, die Z. in den märkischen Landesgeschäften entfaltete, ist im einzelnen nicht zu verfolgen. Neben der sehr starken Betheiligung an dem sich entwickelnden Kammergerichte, der Uebernahme zahlreicher Gesandtschaften, der Vertretung der herrschaftlichen Forderungen auf den Landtagen, hat er namentlich dem Zollwesen und der Straßenpolitik viel Beachtung geschenkt. In Angelegenheiten der hohen Politik und in Reichssachen wird sein Name seltener genannt. Die einflußreiche Stellung seines Vorgängers, des Bischofs von Lebus hat er nicht erringen können, aber man darf wol sagen, daß die ungeheuren Reformen in Verwaltung und Rechtsleben, die Ausbildung der fürstlichen Landeshoheit, die Unterdrückung des Fehdewesens und alle die anderen wesentlichen Fortschritte, die die Regierung Johann Cicero’s und seines Sohnes Joachim herbeiführten, nicht zum kleinsten Theile der unermüdlichen Thätigkeit Zerer’s oder seiner Anregung zu danken waren. Infolge der langjährigen Krankheit Johann’s gestaltete sich die Stellung des Kanzlers zeitweise sehr selbständig. Z. blieb Laie. Obwol gerade während seiner Wirksamkeit die Zahl der studirten Märker aus Adel und Patriciat rasch anwuchs und viele von ihnen im Staats- oder Kirchendienste des Landes emporkamen, scheint Z. unter dem weit gefürchteten [96] märkischen Fremdenhasse der concurrirenden Brandenburger nicht gelitten zu haben. Die Kurfürsten statteten ihn reichlich mit Lehngütern aus. Et fand seine Frau in der Mark, vermuthlich im Berliner Stadtadel. Mehrere seiner Nachkommen, vor allem sein Sohn, der sich freilich wegen seiner Hinneigung zur Reformation mit Joachim I. entzweite, aber von dem Nachfolger wieder begünstigt wurde, kamen im Dienste der Märkischen Hohenzollern zu angesehenen Stellungen. Z. dürfte um 1509 gestorben sein.

Forschungen z. Brand. u. Preuß. Gesch. VII, 494 ff. – Riedel, Codex dipl. Brand. – Raumer, Cod. dipl. Brand. continuat. II. – Priebatsch, Politische Correspondenz des Kurf. Albrecht Achilles I. II. III (Publ. a. d. Kgl. Preuß. Staatsarchiven 59. 67. 71).