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ADB:Wunderlich, Paul

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Artikel „Wunderlich, Paul“ von Max Hippe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 314–315, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wunderlich,_Paul&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:56 Uhr UTC)
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Wunderlich: Paul W., auch Thaumasius genannt, schlesischer Schulmann und Schriftsteller, ward um 1604 zu Triebel in der Niederlausitz geboren. Im J. 1615 schickten ihn seine Eltern nach Sorau, wo er die Schule besuchte und bis 1622 blieb. Dann begann für W. ein unstetes Wanderleben, das ihn fast fünfzehn Jahre lang nicht zur Ruhe kommen ließ. Ueber Stargard und Stettin ging er zunächst nach Greifswald, Rostock, Lübeck und Hamburg. In elendem Zustande gelangte er 1624 nach Wittenberg, wo der spätere Hallenser Rector Christian Gueintz, damals Advocat am Consistorium (s. A. D. B. X, 89 ff.), sich des armen Studenten annahm. Zwei Jahre später wandte sich W. über Leipzig nach Süddeutschland, besuchte Altdorf, Nürnberg, Augsburg, Tübingen und nahm schließlich über Straßburg, wo sein Name im Juli 1627 in die Matrikel der theolog. Facultät eingetragen wurde, seinen Weg nach der Schweiz. Er lernte hier Basel und Bern, Genf und Zürich kennen und wanderte im J. 1628 weiter nach Padua und Venedig. Bereits im folgenden Jahre kehrte er in Begleitung des bekannten kurfürstl. sächs. Capellmeisters Heinrich Schütz (s. A. D. B. XXXIII, 753 ff.) durch Tirol nach Deutschland zurück. Nach wechselndem Aufenthalt in Dresden, Leipzig und Magdeburg trieb es ihn im[WS 1] J. 1633 nach Norden. Er ging nach Kopenhagen, wo er ein Jahr lang [315] blieb, wanderte nach Schweden und langte nach manchen Kreuz- und Querzügen 1636 wieder in Rostock an. Ein Ende nahmen diese planlosen Wanderungen erst, als W. am 21. December 1638 Präceptor in den unteren Classen des Elisabethgymnasiums zu Breslau wurde. In dieser Stellung ist er auch am 19. März 1658 gestorben.

Es ist zu bedauern, daß wir von Wunderlich’s Leben, namentlich aus seinen Wanderjahren, keine näheren Nachrichten besitzen; sie würden uns manches Interessante erzählen und uns einen neuen Vertreter jener zahlreichen Classe von fahrenden Gesellen des siebzehnten Jahrhunderts kennen lehren, die, halb Bettler, halb Gelehrte, heut als Studenten oder Hauslehrer, morgen als Soldaten oder Schreiber, ohne einen Heller zu besitzen, aber ausgestattet mit unbezähmbarem Wandertriebe, sich durch die Welt schlugen. – Eine regelrechte Universitätsbildung hat W. kaum besessen, und auch seine pädagogischen Leistungen scheinen, da er in zwanzigjähriger Lehrthätigkeit an dem Breslauer Gymnasium nur in den untersten Classen beschäftigt wurde, geringe gewesen zu sein. Alles in allem macht W. bis in sein Alter den Eindruck eines gelehrten Proletariers, der unausgesetzt mit seinem Schicksal hadert. Seine Schriften sind zwar mit lateinischen und griechischen Citaten überladen, aber dürftige Machwerke, die nur geschrieben zu sein scheinen, um Klagen über die schlechte Behandlung und den erbärmlichen Lohn der Schullehrer an den Mann zu bringen, und die eben wegen dieser Klagen ihn in ernste Conflicte mit seiner vorgesetzten Behörde brachten. Unter den sehr zahlreichen Gelegenheitsgedichten Wunderlich’s besitzen nur wenige einen gewissen poetischen Werth; die meisten verdanken der Hoffnung auf klingende Münze ihre Entstehung und kennzeichnen ihren Verfasser als bedauernswerthen Lohnschreiber und Bettelpoeten.

Von Wunderlich’s Schriften nennen wir als die wichtigsten: „Philologischer Discurs vom Ackerbaw, dessen Vrsprung | Erbarkeit | Wirdigkeit | Notwendigkeit | Nutzbarkeit vnd Anmuttigkeit | …“ (Zur Oelsse 1644); „Mantissa Vom Acker- und Schul-Baw | …“ (Leipzig 1646); „Eine Löbliche und Fürtreffliche Lob-Rede von der grossen Nutzbarkeit | Nothwendigkeit | und Altem Uhrsprunge der Schulen“ (Oelß 1652); „Deutschen Schreib Feder Lob … in deutsche Reim einfeltig auffgesetzet …“ (Ölß 1653); „Πτερὸν Γραϕιϰὸν, seu Penna scriptuaria … trecentis atque viginti sex distichis … multiplicata …“ (Olsnae 1654).

Martin Hanke, Vratislavienses eruditionis propagatores. Vratisl. 1767, p. 30, 31. – Manches Biographische enthalten Wunderlich’s prosaische und gereimte Schriften, besonders das Gedicht auf den Tod seiner Frau: Gottes Wunderliche Hülff-Hand und Beystand … Wittenberg 1650.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: m